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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche
Autoren: Michael Innes
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uns jetzt mit.«
    »Einem feindlichen Unterseeboot?«
    Appleby setzte sich in das nun dunkle Kompaßhaus. »Tja, Englisch
sprechen sie nicht. Bald werden wir mehr wissen.«
    »Oh je. Und Sie glauben, Sie können sie mit der Leine fangen wie
einen Hasen in der Schlinge?« Hoppo lachte, doch angemessen leise. »Sollten wir
dann nicht besser die Runde machen und alle warnen, daß sie still sind? Wenn
ich an frühere Abenteuer mit dieser Barkasse denke, könnte ich mir vorstellen,
daß jeden Moment das Grammophon loslegt.«
    »Und der Hund«, sagte Glover. »Am besten, wir setzen ihn aus, den
armen kleinen Kerl. Könnte uns leicht verraten.«
    »Nein, Sir.« Mudge war respektvoll, doch streng. »Bitte um
Verzeihung, aber vom Standpunkt des Seemanns muß ich dringend davon abraten. Es
hat noch stets Unglück gebracht, wenn an Bord eines Schiffes einem Tier Gewalt
angetan wurde. Vielleicht werden Sie sich an ein Gedicht über einen Albatros
erinnern, Sir. Ein pittoreskes Werk, über weite Strecken. Aber nicht ohne
bedenkenswerte Moral, Sir.«
    »Meinetwegen.« Glover stimmte halbherzig zu; er schien mit seinen
Gedanken nicht bei der Sache. »Ich mache die Runde und warne die Männer, wenn
Mrs.   Kittery das Gleiche bei den Frauen tut.«
    Stunden vergingen. Lautlos glitt die Barkasse durch die stille,
unsichtbare See, wie von einem mächtigen Wassergeist bewegt. Von Zeit zu Zeit
hörte man leise den Klang der Dieselmotoren. Schon bald hielten sie vielleicht
inne, und das Unterseeboot würde sich dann nur noch in kurzen, vorsichtigen
Schüben voranbewegen. Und das war die schwierige Zeit. Appleby und Mudge
hielten zwei Ruder bereit, Diana hatte die Hand an der Leine. Sobald die Leine
für mehr als eine Sekunde schlaff wurde, mußten sie leise und kräftig bremsen,
damit ihr Schwung sie nicht bis an das Unterseeboot herantrieb, wenn dieses
stoppte.
    Es konnte nicht mehr lange bis Sonnenaufgang sein, und der Nebel
allein war eine gefährliche Deckung für ihr Unternehmen. Aber noch war es
stockfinster; die Stunden zogen sich, das leise Plätschern am Bug war kaum noch
zu hören, als das Tempo des Bootes, das sie zog, gedrosselt und noch einmal
gedrosselt wurde. Vermutlich hatte die vorsichtige Annäherung an das im Nebel
verdeckte Land – die auch unter anderen Umständen etwas Unheimliches gehabt
hätte – begonnen. Die Barkasse bewegte sich, leise gab Diana ein Zeichen, und
ebenso leise tauchten sie die Ruder ein. Das Unterseeboot tastete sich ein
Stückchen vor, hielt inne, tastete sich weiter. Einmal hörten sie eine Stimme,
erschreckend knapp und klar, durch einen Riß oder einen Kamin im Nebel kommen.
Was vielleicht ein Zeichen war, daß der Nebel sich bald lichten würde.
    Glover flüsterte Appleby ins Ohr. »Mir geht da etwas durch den Kopf.
Tragen Sie sich mit dem Gedanken, das feindliche Schiff zu versenken?«
    Appleby wandte sich im Dunkeln überrascht zu ihm um. »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann. Ehrenwert natürlich.
Aber …«
    »Unsere Leute müssen das riskieren. Ich habe sie gewarnt, daß die
Fahrt sehr gefährlich werden kann.«
    »Das meine ich nicht.« Glover schien nicht zu wissen, wie er es
ausdrücken sollte. »Verstehen Sie mich nicht miß – bei diesem Dunchue war es
nur angemessen. Offizier zweifellos und ein tapferer Mann. Und wie er sich auf
der Insel versteckt und den Säufer markiert hat – nichts weiter als ein
feindlicher Spion. Das einzig Richtige, daß wir ihn erledigt haben. Aber die
Burschen hier sind anständige Seeleute auf einem Kriegsschiff. Die sollten nur
von regulären Truppen angegriffen werden, im Namen der Krone. Macht mir Sorgen,
Appleby – verdammt große Sorgen.«
    »Nun, Sir, Sie sind doch regulärer Soldat
im Namen der Krone, oder etwa nicht?«
    »Im Ruhestand, mein Lieber. Und dann wäre da auch noch die Frage der
Uniform. Eine Armee sollte nicht in Zivil angreifen.«
    »Verstehe.« Appleby überlegte, ob er sagen sollte, daß Kriege nicht
mehr ganz nach solchen Maßstäben geführt wurden. Aber dann tat er es doch
nicht. Und Mudge kam ihm zu Hilfe.
    »Mr.   Appleby, Sir, mir geht es nicht viel anders als dem Colonel.
Reserve der Kriegsmarine, Sir. Ich hätte mich längst zum Dienst gemeldet, wenn
ich gewußt hätte, wie ich fortkomme. Aber was die Uniform angeht, da könnte ich
aushelfen; mein alter Waffenrock ist an Bord. Ich habe ihn vorne im Spind
eingeschlossen – nirgendwo im Hotel wäre er sicher vor den schwarzen
Langfingern
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