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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
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tun?«
    »Sie werden auf Cythera Minor abgesetzt und verbringen dort fünfzehn Tage. Dann holen wir Sie wieder ab und befragen Sie unter Hypnose. Das ist alles.«
    »Ihr Ehrenwort?«
    Der Gelbgesichtige lächelte sardonisch. Es wurde eine Grimasse daraus, mit der man Raubtiere erschrecken konnte.
    »Wenn Sie das Ehrenwort eines Mannes von Baudelaire annehmen? Unser guter Ruf ist vor einem halben Jahrhundert verlorengegangen.«
    »Ich weiß. Eine halbe Million Credits?«
    »Ja. Jeder Bewohner wird einige Bruchteile geben.«
    »Was soll ich dort tun? Jemanden umbringen?«
    »Nein! Es sind genug Menschen gestorben. Ich war etwas über Dreißig, als unsere Flotte den Planeten überfiel. Wir erschossen unsere Kommandanten, aber die Bomben waren schon unterwegs. Tun Sie's?«
    Stapen hob die Schultern.
    »Und Sved Amarylis?« fragte er.
    »Wir haben drei Raumschiffe. Eines davon ist funktionsuntüchtig. Das andere ist ein ehemaliger Zerstörer. Er wird Sie und eine kleine Jacht, unser einziges modernes Schiff, mitnehmen. Die Jacht setzt Sie im Wasser ab. Sie schwimmen an Land. Nach fünfzehn Tagen schwimmen Sie zurück und werden aufgenommen. Die Jacht startet. Sie wird eingeschleust. Man fragt Sie aus, während Sie die Hand des Mädchens halten können. Dann setzt man Sie auf einem Planeten ab, auf dem Sie sofort eine Passage bekommen. Natürlich mit dem Geld.«
    Stapen blieb mißtrauisch. Einerseits glaubte er nicht an die plötzliche Reue der Militärs; eine Geisteshaltung, die jeder Spur von Glaubwürdigkeit entbehrte. Andererseits bedeutete es etwas, daß sie ausgerechnet ihn brauchten. Oder vorgaben, ihn zu brauchen. Er war mißtrauisch und witterte eine Teufelei.
    »Warum gerade ich?«
    »Sie sind auf Cassade geboren, nicht wahr?«
    Cassade, die Welt, von der auch Amarylis stammte, war ein Planet der »Ersten Generation«.
    »Richtig.«
    »Niemand wird in Ihnen einen Mann von Baudelaire vermuten.«
    »Stimmt«, erwiderte Stapen und sah seinem Gegenüber in die Augen. »Und warum fragen Sie nicht die Handelsschiffer? Das würde weniger kosten als eine halbe Million Credits.«
    »Scharfsinnig. Aber wissen Sie, wie die Handelsschiffer landen?«
    »Nein«, entgegnete Stapen. »Erzählen Sie's mir?«
    Er fragte sich, ob Amaryl eine ähnliche Unterhaltung führte. Aber sie war in einem der am wenigsten ärmlichen Räume des kleinen Stützpunkts untergebracht und genoß die Wohltaten eines warmen Bades und einer Haarpflege.
    »Die Handelsschiffe landen auf einer Insel. Diese Insel liegt östlich des einzigen Kontinents, den unsere Bomben nicht in eine glasartige Wüste verwandelt haben. Ein aufgeschütteter Damm verbindet die Insel mit dem Festland. Der Damm ist hundert Kilometer lang. Die Handelsschiffe müssen absolut senkrecht starten und landen. Wenn sie Photos anfertigen, versagen die meisten Kameras wegen der Partikel in der Lufthülle. Wir besitzen jedes einigermaßen gute Bild des Planeten.«
    »Und?«
    »Er ist noch immer eine Wüste. Nur auf einem Kontinent ist Leben möglich und wahrscheinlich. Wir haben statistische Rechnungen anstellen lassen, weil die Handelsschiffe verschiedene Stromerzeuger brachten. Wir haben alle oder die meisten Anlagen dieser Art damals zerstört. Die Kapazitäten sind auf sieben Millionen Menschen angelegt.«
    »Ich sehe die Photos?« erkundigte sich Stapen.
    »Natürlich. Nachdem Sie zugesagt haben. Mein Vorschlag lautet: Sie und das Mädchen sind vierundzwanzig Stunden lang unsere Gäste. Sie bekommen alles, was auch wir haben. In dieser Zeit entscheiden Sie sich. Akzeptabel?«
    Stapen lehnte sich zurück und trank etwas von dem heißen Gebräu, das nach Kaffee roch und auch schmeckte.
    »Einverstanden!« sagte er.
    Die Frauen und Männer dieses Stützpunkts lebten in einer mönchisch kargen Umgebung. Sie taten es nicht freiwillig, sondern aus Not. Dadurch, daß die Händler Baudelaire seit knapp einem halben Jahrhundert nicht mehr anflogen, war diese Welt, die früher eine große Veredelungswirtschaft besaß, schlagartig in eine reine Agrarwirtschaft zurückgefallen. Und davon verstand niemand sehr viel. Alles war recht stümperhaft, und die Maschinen wurden von Jahr zu Jahr hinfälliger. Die Energieversorgung arbeitete nicht mehr ohne Störungen. Diese anspruchslose Umgebung teilten Amarylis und Stapen, aber sie wurden eindeutig bevorzugt.
    Wieder stand dampfender Kaffee vor ihnen. Wieder beobachteten die schwarzen Augen Stapen Crau. Wieder legte der Mann die Fingerspitzen
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