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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
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Augenscheinlich war Konna Junggeselle. Omikron war die Stadt dort drüben, von ihm durch eine halbe Stunde Fußmarsch getrennt.
    Soll ich es wagen? fragte er sich.
    Er zuckte die Schultern und sah die Liste weiter durch. Namen und Adressen und Bilder. Frauen und Männer. Alle Gesichter waren geschminkt. Solange Stapen sich in den nächsten vierzehn Tagen nicht in die gefährliche Nähe von guten Freunden Panders wagte, war er relativ ungefährdet, was seine Rolle betraf. Hielt er sich an flüchtige Bekannte, konnte er drei Punkte seiner Mission mit aller Wahrscheinlichkeit erfüllen.
    Er konnte untertauchen und dadurch sicherstellen, daß ihn niemand jagte.
    Er sammelte Informationen in wesentlich unverfänglicherer Weise als bisher und genoß noch die Vorteile der Gastfreundschaft.
    Und wenn er seine Rolle richtig spielte, erkannte er zahlreiche Wege, die ihm halfen, heil und unbeschadet zurückzukehren.
    »Ein schwacher Punkt in meinen Überlegungen ist dabei das Boot, das ich bei der Plaza festgemacht habe. Hoffentlich fällt es niemandem auf.«
    »Gut!« sagte er laut und stand auf.
    Er schlenderte hinüber zu einem Kiosk und betrat eine der Zellen des Telekommunikationssystems.
    Ihre Karte, leuchtete ein Schild auf.
    Er hinterließ zwar eine Spur, aber dies ließ sich nicht ändern. In vier Tagen mußte er ohnehin zurück zu Konna Pander und den Unglücklichen auf eine andere Weise für die kommenden zehn Tage mattsetzen. Er schob Panders Karte in den Schlitz, und ein weiteres Schild leuchtete auf. Wählen Sie bitte!
    Irgendwo arbeitete ein großer Rechner. Er empfing jetzt die Information, daß ein Mitglied der Fünfmillionengemeinschaft eine Dienstleistung forderte. Es wurde festgestellt, innerhalb welcher Entfernungszonen er sprechen würde, und der Betrag, der sich daraus und aus der Länge des Gesprächs ermitteln ließ, wurde an einen anderen Komputer weitergegeben, der seinerseits nach Ende der Unterhaltung die Zahlen sowohl auf der Karte als auch auf dem individuellen Konto des Sprechenden veränderte, also verkleinerte.
    Langsam drückte Stapen die entsprechende Nummer. Der Bildschirm, etwa sechzig zu sechzig Zentimeter groß, erhellte sich und zeigte die Schrift Anschluß hergestellt.
    Zwei Sekunden lang wartete Stapen. Dann verschwand die Schrift, und er blickte in ein farbenprächtig eingerichtetes Zimmer. In dessen Mitte stand ein großer Sessel, darin saß eine junge Frau in einer Freizeit-Kombination.
    »Ich spreche mit Adagia Rouah?« fragte Stapen langsam. Er durfte sich keinen Fehler gestatten, sonst begann die Jagd auf ihn schon jetzt.
    »So ist es. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
    Er nahm die Brille ab und lächelte kurz. Sein Gesicht drückte eine gewisse intellektuelle Hilflosigkeit aus.
    »Ich bin Stapen Crau. Konna gab mir Ihren Namen, Adagia. Er meinte, für einen Mann, der eben in die Kultur zurückkehrt, gäbe es nichts Besseres als ein Abendessen mit Ihnen.«
    Sie lachte kurz.
    »Der gute alte Konna«, sagte sie leichthin. »Er wird noch einmal einen Seeigel heiraten. Wie geht es ihm?«
    Wahrheitsgetreu versicherte Stapen:
    »Als ich ihn verließ, schlief er tief. Vermutlich träumte er von Ihnen.«
    »Oder von Dingen, was wahrscheinlicher ist. Einerlei – ich kenne Sie nicht. Was verschafft mir das Vergnügen?«
    Sie war jung, schön und selbstbewußt. Das Netzmuster in ihrem Gesicht setzte sich auch auf den bloßen Armen fort und, soweit sichtbar, auch auf den Beinen.
    »Meine Bekanntschaft mit Konna.«
    »Soviel ich weiß, taucht er irgendwo vor der Küste, um seine geschätzte F17-Generation zu untersuchen.«
    »So ist es. Ich bin eine Art Kollege. Wir trafen uns unter Wasser. Ich untersuche die Bodenstruktur.«
    »Ich verstehe. Glücklicherweise habe ich mir gerade fünfzehn Tage Urlaub genommen, sonst hätten Sie mich nicht angetroffen.«
    Stapen sagte trocken:
    »Je länger ich Sie ansehe, desto mehr sehe ich, welches Glück ich hatte. Konna sagte mir etwa folgendes ...«
    »Lassen Sie mich weitersprechen! ›Ruf sie an‹, hat Konna gesagt, ›und sage ihr, du kommst gerade zurück in die Urbanität. Sie soll dir helfen, ein paar schicke Kleider zu kaufen‹ – ich sehe, Sie haben es nötig – ›geh mit ihr essen und richte schöne Grüße aus. Und wenn du ein gutes Hotelzimmer brauchst ... und so weiter‹. Habe ich recht?«
    Stapen wurde von ihrer Lustigkeit angesteckt und versicherte:
    »Fast wörtlich. Jetzt im Ernst: können Sie sich vorstellen, Adagia, daß es
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