Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
gegeneinander.
    »Nun?«
    »Wir haben uns entschieden. Wir steigen aus, wenn nicht alles so durchgeführt wird, wie Sie es gestern sagten.«
    »Mit einem Unterschied. Die Jacht landet auf Fishers Island. Dort müssen Sie einen Teil der Ausrüstung kaufen. Wir haben sie einfach nicht und können sie auch nicht herstellen.«
    Stapen nickte.
    »Einverstanden. Ich übernehme diesen Auftrag. Und wenn sie mich erwischen und festhalten?«
    Der Mann ließ spitze Zähne sehen.
    »Das ist Ihr Risiko. In diesem Fall bekommt Amarylis hunderttausend Credits und eine Passage nach dem nächsten Anschlußplaneten. Das ist, glaube ich, eine faire Sache.«
    »So ist es! Ich werde Ihnen die verdammten Informationen bringen.«
    Er drückte die Hand, die sich kalt und trocken anfühlte.
    »Machen Sie sich auf ein halbes Jahr Training gefaßt, mein Lieber!« sagte der Mann mit den dunklen Augen.
    Sie gaben ihm noch einmal achtundvierzig Stunden Zeit, um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Dann wechselte ein ganzer Stab von Fachleuten einander ab. Langstreckenschwimmen in Ausrüstung – das schaffte er nach kurzem Training aufgezeichnet. Die Kunst des waffenlosen Angreifens und Abwehrens wurde ihm beigebracht. Er lernte, wie man Informationen aufnahm und in leichter Hypnose wieder von sich gab. Er lernte, ungewöhnliche Aufgaben zu erledigen. Er lernte ... lernte ...
    Nach einigen Monaten war er ein Virtuose in den verschiedensten Fähigkeiten. Er konnte mit tödlicher Treffsicherheit Steine werfen, mit dem Messer umgehen und mit einer Anzahl anderer Waffen. Seine Reflexe waren schon früher gut gewesen – jetzt wurden sie erstklassig. Man führte ihn in eine Anlage aus wirren und farbigen Kulissen, gab ihm wenig Zeit und fragte ihn aus. Das Verhältnis zwischen eingespeicherten und wiedergegebenen Informationen wurde immer besser. Man spielte mit ihm lebende Bilder durch. Man machte ihn gegen Verhöre widerstandsfähig.
    Schließlich probte man mit einem beträchtlichen Aufwand jene fünfzehn Tage durch. Er schwamm in einem sehr schlechten Taucheranzug an das Land heran, das er nicht kannte. Zahllose tote und lebende Hindernisse waren aufgebaut worden, Fallen wechselten einander ab. Beim dritten Langzeitversuch schlug er einen Kreis von fünfzehn Tagen Dauer und meisterte sämtliche Aufgaben. Als man ihn in Trance ausfragte, hatte er Dinge gesehen, die er eigentlich nicht hätte merken dürfen.
    Er hatte hinter die Dinge gesehen.
    Schließlich startete das Raumschiff. Er beschaffte sich den Rest seiner Ausrüstung bei einem buckligen, kleinen Händler auf Fishers Island und sah dann seinem Ziel entgegen.
    Das Raumschiff, das nach den Karten flog, die ein halbes Jahrhundert alt waren, hielt in achtungsvollem Abstand an.
    Die Jacht wurde ausgeschleust und trieb zum günstigsten Zeitpunkt in die Lufthülle von Cythera Minor hinein. Sie kamen nicht nur in der Nacht, sondern auch von der Seite, die der Zone des Lebens abgewandt war, also bei den Antipoden.
    Die Jacht öffnete die Luke, einen Meter über dem Meer schwebend. Ein Preßlufttorpedo fiel heraus. Dann ließ sich Stapen Crau ins Wasser fallen, befestigte sich an dem Projektil und setzte die Schraube in Tätigkeit. Mit zehn Knoten Geschwindigkeit schnurrte die Maschine in die entsprechende Richtung. Es war tiefe Nacht.
    Stapen dachte nichts.
    Er hatte nur ein Bild vor seinem inneren Auge:
    Sved Amarylis. Sie stand in der Schleuse und betrachtete ihn. Sie hatte ihren letzten Besitz, den teuren Hosenanzug, angezogen. Ihr Haar war kürzer und sorgfältig gepflegt. Langes, hellbraunes Haar mit goldenen Schimmern darin. Sie blickte ihn aus blauen Augen an. An ihrem Finger steckte der weiße Ring, den er ihr aus dem Rückenwirbel des größten Fisches geschnitzt hatte, den sie jemals gefangen hatten. Schmerzlich wurde er sich bewußt, wie sehr sie ihm fehlen würde.
    Fünfzehn Tage! dachte er jetzt.
    Die erste Panne war passiert, ohne daß er es verhindern konnte. Die Raumjacht war nicht bei den Antipoden heruntergestoßen, sondern viel zu nahe am Festland. Nur der erste Preßluftzylinder war leer, als die Insel und die Barriere des Festlandes auftauchten.
    Stapen brauchte nicht mehr auf den nächsten Zylinder umzuschalten. Er versenkte den Torpedo und schwamm geradeaus weiter, bis er die Segel erblickte und die Jacht des Hydrobiologen.

 
3.
     
    Er verließ den Magnetkissenzug an der dritten Station. Noch immer war er der einzige Fahrgast gewesen. Aber außerhalb der Bahnsteige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher