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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
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gebunden waren, brachten Stapen im Verlauf der nächsten Stunden um die erste Insel herum, die gänzlich kahl war. Dann um die zweite, die im Windschatten erstaunlich viel und hohen Bewuchs zeigte und helle Gebäude mit großen Fenstern, schließlich im Zickzack zwischen den anderen Eilanden bis zum Land. Genauer: bis zum Eingang des Hafens. Hier tauchte er auf, an eine Felsnadel geklammert, von der Brandung geschüttelt, die eine Folge der ersten Sommerstürme war.
    Als er den Kopf wandte, erschrak er.
    Stapen Crau 36 sah die Jacht. Es war ein mittelgroßes Boot mit Zwillingsmaschinen und einem niedrigen Aufbau, einer langen Antenne – oder war es eine ausgelegte Angel? – und einer ausgeklappten Badeleiter. Niemand schien an Bord zu sein. Stapen zauderte, blickte genauer hin und schaltete dann mit seinen behandschuhten Fingern die Vergrößerungsoptik der Scheibe der Tauchermaske ein. Zentimeter um Zentimeter musterte er das Schiff und fand seine erste Vermutung bestätigt, nämlich daß ein Teil der Informationen, die man ihm vermittelt hatte, falsch war. Eine kalte Hand schien seinen Rücken zu berühren, und einige Sekunden lang glaubte er zu spüren, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Aber er fing sich wieder und dachte an sein Ziel.
    »Fünfzehn Tage«, murmelte er in den Hohlraum der Maske hinein. Seine Stimme erklang unglaublich verzerrt. »Und dann ... Amarylis.«
    Er zog das Luftgemisch des Atemgeräts tief ein, dann ließ er sich tiefer hinabgleiten. Mit den Spitzen der Schwimmflossen und den Händen stieß er sich von dem scharfkantigen Stein ab, auf dem eine seltsam farbige Vegetation haftete.
    Stapen ging tiefer, um der Gefahr einer Entdeckung zu entkommen. Gleichzeitig hob sich unter ihm der Boden. Sandflächen wechselten mit Korallenbänken ab, Büschel von stacheligen Gewächsen oder Tieren unterbrachen die Fläche. Die Sonne prallte jetzt voll auf das Wasser und fuhr in breiten Streifen bis hinunter auf die Tiere und Pflanzen.
    Als Stapen, etwa fünftausend Meter vom Festland entfernt, um diesen gewaltigen Felsen herumschwomm, machte er zwei überraschende Feststellungen.
    Der Felsen war rundherum glasiert, als habe er sich in einer ungeheuren Hitze befunden – ein Zeichen, daß auch hier die Bomben gewütet hatten.
    Und ... hundert Meter vor ihm bewegte sich ein zweiter Taucher.
    Eine Sekunde lang verharrte Stapen Crau 36 regungslos. Dann schwamm er weiter und geradeaus auf den anderen Taucher zu.
    Der andere trug einen leuchtend gelben Anzug mit funkelnden Apparaturen daran. Stapens Ausrüstung würde gegen diese Erzeugnisse unscheinbar wirken. Der andere Taucher sah ihn, als nur noch dreißig Meter die beiden bunten Figuren dicht über dem Meeresboden trennten. Er hob grüßend die Hand und spreizte die Finger.
    Stapen gab den Gruß zurück.
    Ein einzelner Taucher. Eine leere Jacht. Die beste Gelegenheit! dachte er und schwamm weiter auf den Korallenstock zu, den ein Schwarm winziger Fische umgab. Als er nahe genug heran war und sich mit der Spitze der Schwimmflosse unter einem Felsen festhielt, wandte sich ihm hinter dem Glas einer großen Brille ein unverkennbar männliches Gesicht zu.
    Ich bin fertig, signalisierte der Mann im gelben Anzug.
    Ich auch! erwiderte durch entsprechende Gesten Stapen. Er war alarmiert und wachsam. Seine Hand würde in einem Sekundenbruchteil zum Gürtel zucken und das lange Messer herausreißen.
    Nach oben?
    Ich weiß nicht, gab Stapen zurück.
    Auf einen Schluck:
    Einverstanden!
    Folge mir!
    Sie stießen sich ab und schossen schräg nebeneinander durch das Wasser aufwärts. Es gab eine lautlose Explosion der Helligkeit, als sie neben der Bordwand auftauchten. Der gelbe Taucher hielt sich am Ende der Badeleiter fest, zog die Flossen aus und schob den Arm in die Schlaufen. Stapen nickte Verstanden! und folgte dem Beispiel. Sie kletterten hinauf, und als sie nebeneinander im Heck des mittelgroßen Bootes saßen, zog der Gelbe, nachdem er die Ventile geschlossen hatte, die Maske mitsamt einem kapuzenartigen Kopfschutz herunter.
    Der erste Schock traf Stapen.
    »Ich habe nicht gewußt, daß sich auch andere für die F17-Generation interessieren!« sagte der Mann und zog sich langsam die Handschuhe aus. Er musterte Stapen aus violetten, großen Augen. Sein Haar war dunkelgrün, und die Haut des Gesichts schien kupferfarben zu sein.
    »Mich interessieren weniger die mutierten Folgegenerationen der Flora, sondern mehr die Vorgänge entlang der Küste. Und ihre
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