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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hingewiesen, dass natürlich nicht jene Revisionisten gemeint seien, welche gemeinsam mit den Geschichtsklitterern die Existenz der Gaskammern bestritten. Gewiss nicht. Aber wieso wird dann dieses Wort benutzt, das im besten Fall doppeldeutig ist und im schlimmsten Fall insinuiert, wer sich als kritischer Historiker der Psychoanalyse Freud mit historisch überprüfbaren Argumenten entgegenstellt, fände sich in einer Reihe mit den Leugnern der Endlösung?
    Hier findet, so musste ich erkennen, ein Kampf zwischen Hysterie und Historie statt. Natürlich sind die rationalen Waffen der Historiker viel schwächer als der irrationale Glaube der Hysterischen, denen zur Diskreditierung ihrer Gegner jedes Mittel recht ist, selbst das Unterstellen einer Komplizenschaft mit Hitler. So wollen sie eine wirkliche Debatte, einen authentischen Austausch von Standpunkten, eine ehrenwerte intellektuelle Konfrontation, eine durchargumentierte Diskussion und alle weiteren Merkmale noch der elementarsten kulturellen Intersubjektivität vermeiden.
     
    Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, lassen sich die Thesen der kritischen Historiker ungefähr so zusammenfassen: Freud hat viel gelogen, kaschiert und an seiner eigenen Legende gearbeitet; er hat Briefe an seine Schüler und seine Tochter vernichtet, und bis heute vernichten seine Angehörigen Teile seiner Korrespondenz. Er hat versucht, Briefe verschwinden zu lassen, insbesondere seinen
Briefwechsel mit Fließ, weil sie ihn als Anhänger dubioser Theorien von Numerologie über Telepathie bis hin zu Okkultismus zeigen. Ganze Briefwechsel sind bereinigt, im Sinne der Legendenbildung umgeschrieben und als hagiographische Versionen jahrelang verbreitet worden – dank der ersten Gesamtausgabe, die in Frankreich erst 2006 erschien (in Deutschland 1986), lässt sich das Ausmaß der so entstandenen Schäden nun ermessen. Die Kritiker sagen weiter, dass jene, die Freud immer noch beweihräuchern wollen, die Archive auf unverantwortlich lange Zeit für Forschung und Öffentlichkeit geschlossen halten – manche bis ins Jahr 2057. Dennoch dürfen ausgewählte Forscher, von deren hagiographischem Eifer sich das Komitee zuvor überzeugt hat, bestimmte Dokumente einsehen.
    Die kritische Literatur lehrt uns auch, dass Freud Ergebnisse fälschte und Patienten erfand; dass er seine Entdeckungen auf nicht nachweisbare klinische Fälle stützte; dass er die Beweise für seine Fälschungen vernichtete und dass seine vehement verteidigten Theorien über Kokain öffentlich von der Wissenschaft widerlegt wurden, woraufhin er sie entweder unter den Teppich kehrte oder das Falsche neu präsentierte, um sich die Stellung als selbst ernannter Held zu sichern.
    Bedenken wir außerdem, dass die Psychoanalyse Anna O. entgegen der von Freud lebenslang und unablässig wiederholten Bekundungen nicht geheilt hat. Dass sie auch den fünf als Archetypen präsentierten Patienten nicht helfen konnte und die Situation für einige von ihnen nur schlimmer machte. Wer sich davon überzeugen will, kann den Bericht des berühmten Wolfsmanns Sergej Pankejeff lesen, der angeblich von Freud geheilt wurde. Als er 1979 im Alter von 92 Jahren starb, hatte er 62 Jahre Psychoanalyse bei insgesamt zehn Analytikern hinter sich.
    Die Lektüre kritischer Historiker zeigt auch, dass Freud den Mythos, er allein habe in einem einsamen und genialen Akt die Psychoanalyse erfunden, selbst ins Leben gerufen hat. Tatsächlich war er ein großer Leser, der opportunistisch bei vielen heute
unbekannten Autoren Anleihen machte, deren obskure wissenschaftliche Entdeckungen nun als die seinen gelten. Es gibt eine historisch und literarisch überprüfbare Genealogie des Denkens von Sigmund Freud, welche die legendäre und hagiographische Version gegen den Strich bürstet. Doch schon zu Freuds Lebzeiten und noch heute wurde und wird alles getan, um eine historische Lektüre der Genese seines Werks, seiner Arbeitsweise, seiner Theorie und der Entstehung seiner Lehre zu verhindern.
     
    Was soll man tun, wenn man diese historischen Fakten entdeckt hat, die den Mythos Freud pulverisieren? Soll man alles zerstören, nichts aufheben, Freuds Gesamtwerk in den Keller verbannen? Oder alles behalten und sich auf Beleidigungen zurückziehen; der Debatte über die Ergebnisse der kritischen Untersuchungen ausweichen? Kann man im Angesicht der bewiesenen Tatsachen, der nicht abzustreitenden, überprüfbaren historischen Gewissheiten, der mittlerweile bekannten sowie der
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