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Titel: antares
Autoren: Dale Brown
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begann um acht. Meistens blieb noch ein wenig freie Zeit vor der ersten Stunde - die heutige war über Aktien und amerikanische Wirtschaft -, die er damit verbrachte, sich die neuesten Informationen über seine »Zielperson«, den echten Ken James, zu Gemüte zu führen.
    Er fragte sich immer wieder, wie sich jemand in einer so privilegierten Situation so verhalten konnte wie dieser James. In dem Bericht stand, daß er in jedem Fach seines letzten Semesters der High School absolute Spitze war und sogar mehrere vorgezogene Kurse auf College-Niveau mit Bravour abgeschlossen hatte. Und gleichzeitig gab es einen Polizeibericht, daß er mit einem Tütchen Marihuana erwischt worden war. Er war mit einer Verwarnung davongekommen, ohne formell angeklagt zu werden. Sein Stiefvater war ziemlich einflußreich und konnte in der Kleinstadt, in der sie lebten, manches regeln. Aber immerhin – James hatte seine ganze Karriere aufs Spiel gesetzt. Wegen eines Tütchens getrockneten Grases! Idiotisch.
    Diesem letzten Bericht lag kein Foto bei, aber von früheren kannte er ihn gut. Groß, gutaussehend. Er kaufte in den tollsten Geschäften ein, fuhr sündteure Wagen, war jedes Wochenende auf irgendeiner schicken Party. Immer hatte er ausgesehen wie ein ganz normaler, gut angepaßter Teenager. Gut, da war seine unglückliche Vergangenheit. Aber das waren doch alte Kamellen. Die häßliche Episode war doch sicher längst vergessen.
    Er setzte sich zurück und dachte wieder darüber nach, wie es wohl sein würde: Ken James' Identität zu übernehmen...
    Ich habe alles, was ich wollte. Intelligenz, Geld, alles was ich haben möchte. Was fehlt mir? Was noch könnte ich mir wünschen? Aus welchem Grund mußte ich dieses blöde Marihuana rauchen und Ärger mit der Polizei bekommen? Ich habe eine ordentliche Familie, der allenfalls mein Bruder fehlt. Mein leiblicher Vater hat ihn im Suff umgebracht. Richtig: Einen Vater habe ich nicht. Keinen wirklichen, echten Vater. Er ist tot oder im Irrenhaus, das kommt auf dasselbe heraus. Meine Mam habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Die einzigen Erwachsenen um mich herum sind die Haushälterin und der Gärtner, der einmal in der Woche kommt. Und dann und wann irgendwelche Verwandte meines Stiefvaters, die immer ganz plötzlich auftauchen und sagen, daß er nichts dagegen hat, wenn sie sich seinen Jaguar ausborgen, oder jemanden mitbringen - für eine schnelle Mittagsnummer.
    Es ist ziemlich einsam abends, das große Haus. Meine sogenannten Freunde kommen gelegentlich mal, aber meistens müssen sie ja büffeln, nicht jeder lernt so leicht wie ich; und so besonders beliebt bin ich ohnehin nicht... Überall sind Alarmanlagen. Ich muß aufpassen, daß ich sie jedesmal abstelle, selbst wenn ich nur ein wenig Luft schnappen oder kurz ins Schwimmbassin springen möchte. Auch Cathy Sawyer macht sich neuerdings ziemlich rar. Möchte wissen, wo sie bleibt...
    Die Sprechanlage im Zimmer riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Mr. James, melden Sie sich bitte sofort beim Direktor.«
    Auf dem Weg zu Roberts' Büro verwünschte er Janet Larson.
    Der Teufel soll sie holen. Sie hatte es also wirklich getan und ihn verpfiffen. Aber dafür würde sie büßen, das stand fest.
    Er zog seine Krawatte zurecht. Büßen mußte sie.
    Aber Janet Larson war kaum weniger überrascht und verängstigt, als er das Büro betrat. Sie sprachen kein Wort miteinander und tauschten lediglich nervöse Blicke aus, während er an Roberts' Tür klopfte. Roberts öffnete ihm persönlich und bat ihn herein, ließ ihn aber dann mitten im Zimmer stehen.
    »Die Frage, ob Sie zur Abschlußprüfung zugelassen werden«, begann Roberts, »ist offensichtlich beantwortet.« Er deutete auf ein Formular. »Ein Bericht von unseren Agenten vor Ort in Washington. Sieht so aus, als ob Ihr Mr. Kenneth Francis James sich für ein College entschieden hätte.«
    Maraklow lächelte. Washington, D.C. Das bedeutete dann ja wohl Georgetown. Ken James hatte sich also für -
    »Er hat alle überrascht«, fuhr Roberts indessen fort. »Wir hatten nicht mal eine Ahnung, daß er sich bei der Air Force Academy beworben hat.«
    Auch Maraklow war perplex. »Die Air Force Academy?«
    »Er hat sogar ein Stipendium vom Senat bekommen«, bestätigte Roberts. »Offensichtlich über die Verbindungen seines Stiefvaters. Wir hatten Glück. Wir erfuhren, daß er seinen geplanten Hawaii-Urlaub um zwei Monate verkürzt, und einer unserer Agenten hat sich für die Gründe interessiert. In
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