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antares

Titel: antares
Autoren: Dale Brown
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sechs Wochen soll er seine Sommer-Grundausbildung beginnen.«
    Maraklow begriff allmählich. »Mein Vater«, murmelte er und blickte Roberts voll an, »... ich meine, sein Vater war ein hochdekorierter Vietnam-Veteran. Selbst ohne Beziehungen zum Senat hätte er ein Stipendium bekommen können - als Sohn eines verdienstvollen Kriegsveteranen... Und Mitleid kann eine Rolle gespielt haben. Ich hätte es mir denken können. Die Möglichkeit der Militärakademie war doch immer vorhanden...«
    »Wie auch immer, diese neue Entwicklung ändert natürlich auch unsere Pläne für Ihr Abschlußexamen, Kenneth James.« Er sprach bewußt vage.
    »Sir?«
    »Ihre Zielperson wird also in die Air Force Academy eintreten. Wir können es nicht riskieren, dort einen Agenten einzuschleusen. Er wird auf Pilotentauglichkeit getestet. Er wird vier Jahre bei der US Air Force sein -«
    »Acht, Sir«, korrigierte ihn Maraklow, dessen Augen bereits erwartungsvoll leuchteten. »Pilotenanwärter müssen sich nach der Grundausbildung für acht Jahre verpflichten.«
    »Sie haben Ihre Daten gut gelernt. Mr. James. Aber darum geht es gar nicht. Wir haben bisher noch niemals einen Agenten in der US Air Force gehabt. Er hätte wenig Chancen, die Sicherheitsüberprüfung zu überstehen. Sie ist verdammt scharf, ganz besonders für angehende Piloten. Die checken buchstäblich alles, von heute bis zurück zum Tag der Geburt, samt Eltern, Verwandten, Nachbarn -«
    »Und Kenneth James besteht mit Glanz und Gloria!« sagte Maraklow aufgeregt.
    »Jeder Kandidat im Sicherheitscheck«, erklärte Roberts und war sichtlich nervös, »eröffnet das Verfahren mit einem detaillierten Bericht über sein ganzes Leben, einschließlich Familie, Adressen und hundert anderer Sachen. Sie müßten jedes Detail aus seinem Leben aus dem Gedächtnis hersagen können. Sie dürften nicht riskieren, mit einem Dossier über sich selbst konfrontiert zu werden. Und obendrein wird das Spielchen alle fünf Jahre wiederholt, solange man dabei ist. Trauen Sie sich das vielleicht zu?«
    »Selbstverständlich, Sir!«
    Roberts zögerte, aber nur einen Augenblick. Jeden anderen Schüler, der das so selbstsicher erklärt hätte, hätte er als Angeber angesehen und hinausgeworfen. Bei Maraklow war das etwas anderes. Der Junge kannte seine Zielperson so gut, daß es fast angsterregend war.
    »Sie werden sich einer kosmetischen Operation unterziehen müssen«, sagte Roberts. »Und falls die Schnitte nicht rechtzeitig heilen sollten, sind Sie gleich von vornherein geliefert.«
    »Ich nehme an, James wird bis Juli auf Hawaii bleiben«, sagte Maraklow. »Der Sommer-Grundausbildungskurs beginnt Mitte Juli, soviel ich weiß. Das gibt uns fünf Wochen Zeit. In fünf Wochen heilen die Schnitte auf jeden Fall. Außerdem muß ja nicht viel geändert werden, Sir. Meine... seine Eltern kommen mit Sicherheit nicht oft zu Besuch. Und sonstige Besuche sind vor Thanksgiving überhaupt nicht erlaubt. Bis dahin hat sich sein Leben genügend verändert, so daß man die kleinen Unterschiede erklären kann...« Seine Stimme klang nun etwas gepreßt. ».. .sofern meine Eltern sie überhaupt wahrnehmen.«
    Roberts fiel seine düstere Stimmung gar nicht auf, und er merkte nicht, wie der falsche Kenneth James bereits wieder in die Identität des echten hinüberglitt, mit diesem wilden Blick in die Ferne. Er hatte genug zu tun, sich darüber zu wundern, wie eingehend Maraklow tatsächlich selbst mit den winzigsten Details vertraut war.
    »Auf jeden Fall muß erst die Zustimmung Moskaus vorliegen«, sagte er und klang jetzt mindestens so erregt wie Maraklow anfangs. »Aber die Chance, daß wir es durchbekommen, besteht. Das wird der Spionagecoup des Jahrhunderts.«
    »Ja, Sir«, pflichtete James bei, obgleich er überhaupt nicht an Spionagecoups, Erfolge oder Fehlschläge dachte.
    Er dachte vielmehr: Ich werde endlich... vollständig sein. Ja, das war das Wort: vollständig. Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich die Chance haben, ein vollständiger Mensch zu sein; dank Ken James...
    Mittwoch, 1. Juli
21.03 Uhr OEZ
    Es war spät geworden. Katrina Litkowka, bekannt als Janet Larson, war wie üblich noch mit einem Berg Arbeit beschäftigt, räumte dann ihren Schreibtisch auf und legte für den Direktor die Papiere bereit, die er am nächsten Morgen bearbeiten sollte.
    Sie hörte die äußere Bürotür aufgehen. Ehe sie noch aufblicken konnte, war Maraklow bei ihr und hatte die Tür hinter sich zugeworfen.
    Sie wußte
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