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antares

antares

Titel: antares
Autoren: Dale Brown
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Stimme klang angespannt, und seine Augen funkelten. »Hilfst du mir bei meinen Hausaufgaben, Ken?... Ach, James, könnten Sie uns beim Geldsammeln behilflich sein?... Wir könnten dich gut im Team brauchen, Ken!... Alle wollen pausenlos etwas von mir. Aber wenn ich mal was will, rennen sie weg.«
    »Weil du besser bist als sie, Kenneth -«
    »Ach, wen kümmert das schon?« Das war wie ein Aufschrei.
    Janet bekam fast Angst vor dem Zorn, der aus ihm sprach.
    »Wann bekomme ich endlich, was ich möchte? Wann kann ich einmal das Gefühl haben, akzeptiert zu werden?« Er packte sie an der rechten Hand und drückte sie heftig. »Wann, he?«
    Sie entwand ihm ihre Hand, stand auf und wickelte sich ein Laken um.
    »...ich war froh, als sie mich baten, die Abschlußrede zu halten, weil es mir Gelegenheit gab, abzulehnen. Warum hätte ich es auch tun sollen? Meine Mam mußte unbedingt nach Neuseeland oder weiß Gott wohin - es war jedenfalls wichtiger, als beim Abschlußfest ihres einzigen verbliebenen Sohnes dabeizusein. Und mein Dad ist tot oder liegt irgendwo in der Gosse...
    Niemand, auf den es mir angekommen wäre, hätte meine Rede angehört. Da habe ich mir mein Diplom lieber gleich mit der Post schicken lassen. Meine Mam war nicht mal wütend darüber. Statt dessen hat sie mir das Erste-Klasse-Ticket nach Oahu samt fünftausend Bucks geschickt. Und ich habe mich beeilt, aus dieser Schule rauszukommen.«
    Janet saß auf der Bettkante und beobachtete Ken James unverwandt. Da war etwas Furchterregendes an ihm. Es war seltsam, ihn so reden zu hören. Er war ja noch nicht wirklich und völlig Ken James; aber jetzt wurde er es plötzlich tatsächlich und erzählte in der ersten Person... Natürlich versuchten sich alle Studenten hier ihr Alter ego möglichst gut anzueignen. Aber Andrej tat nicht nur so - er übernahm das Leben seines Doppelgängers wirklich, mit allen Gefühlsempfindungen, jeder Verletzung, jedem Triumph, jeder Trauer: vollständig und total. Sein Blick machte ihr Angst und ließ Janet - alias Katrina Litkowa, Tochter eines Obersten der Roten Armee - nicht los.
    »Und was ist mit dem College?« fragte sie.
    »Ein Dutzend haben mich angenommen«, erwiderte er in seinem perfekten Mittelwesten-Amerikanisch. »Ich habe mich noch nicht entschieden, wohin ich gehe. Ich habe schon überlegt, ein Semester einfach auszulassen, damit ich für eine Weile von allem wegkomme. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, zu den Marines zu gehen. Darüber habe ich schon mal mit meinem Stiefvater geredet. Er meinte damals, das wäre gar nicht so schlecht und könnte sich später, zum Beispiel bei der Kandidatur für einen Senatssitz, sehr gut machen. Das habe ich nie vergessen.«
    Janet war verwundert und beeindruckt von seiner Entschlossenheit, der Klarheit und Präzision seiner Gedanken und von all den Einzelheiten seiner Geschichte. Es kam wirklich selten vor, daß ein Student so perfekt in seine Rolle schlüpfte...
    Er stand auf und wandte ihr den Rücken zu. Sie betrachtete seinen hochgewachsenen, jugendlich athletischen Körper - die breiten Schultern, die schmalen Hüften, die festen Gesäßbacken.
    Andrej Maraklow hatte sich offensichtlich so in das Leben von Kenneth James hineinversetzt, daß er nicht nur dessen äußere Identität vollständig übernommen hatte, sondern auch seine emotionale! Er war bereits Ken James mit Haut und Haaren! Wie sonst wäre es möglich, daß er sich in dessen Leben so vollständig bewegte; so... natürlich? Dieser Junge war ganz und gar außergewöhnlich. Und zumindest an einem bestand nicht der mindeste Zweifel: kein Verhöroffizier, kein Lügendetektor und nicht einmal Hypnose oder Wahrheitsdrogen hatten gegen diesen Mann auch nur den Hauch einer Chance!
    »Aber jetzt bin ich auf dem Weg nach Hawaii«, fuhr das Doppelwesen James/Maraklow fort. »Ich lasse es mir ein Weilchen gutgehen. Vielleicht stelle ich dort den Laden auf den Kopf.
    Oder ich male ein wenig. Ich weiß noch nicht...«
    Er drehte sich wieder um, aber Janet war zu hypnotisiert von dieser irrwitzigen Transformation, daß sie gar nicht daran denken konnte, noch einmal mit ihm zu schlafen. Sie merkte, daß er ihr wirklich Angst machte. Er war jetzt ein völlig Fremder. Ganz unwillkürlich und gegen ihre Gewohnheit preßte sie sich das Laken vor die Brust.
    Er sah sie an und sagte mit einem dünnen Lächeln: »Cathy Sawyer wird jedesmal sofort feucht, wenn sie mich nur sieht.
    Ich weiß es ganz genau. Aber wenn wir dann
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