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antares

antares

Titel: antares
Autoren: Dale Brown
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Zielperson! Auf diesen Moment hin war er viele Monate lang trainiert worden! Er stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber - dem echten Kenneth Francis James...!
    Doch so groß die Ähnlichkeit auch war. er registrierte dennoch mit sachlichem Blick, daß das Haar des echten James dünner war als seines. James hatte vermutlich in höchstens fünf Jahren eine Glatze. Er hingegen hatte dergleichen überhaupt nicht zu befürchten. Er war auch ein paar Zentimeter größer und insgesamt etwas muskulöser. Zweifellos eine Folge des Alkohols und der Drogen... Solche Details konnte auch alle KGB-Sorgfalt nicht künstlich angleichen... Immerhin, im ganzen war die Ähnlichkeit verblüffend.
    Ken James seinerseits musterte das Gesicht, das ihn anstarrte, ebenfalls eingehend. Könnte ein Zwillingsbruder sein... aber das war natürlich unmöglich. Irgendeine Art Halluzination...
    Er mußte vielleicht doch etwas weniger von diesem Zeug konsumieren. Alkohol, Gras...
    »Bist du echt?« fragte er wie geistesabwesend und versuchte, Herr seiner Sinne zu werden.
    »Ganz echt, ja...«
    Seine Augen weiteten sich, und er streckte die Hand aus, um die Erscheinung zu berühren. Halluzination? Nein, ein wahrgewordener Alptraum...
    »Matthew... Matthew?« Er versuchte, das Gesicht seines Gegenübers zu berühren. »Matthew...«
    »Nein, nicht Matthew«, entgegnete Maraklow. »Dein Bruder ist tot. Unser Vater hat ihn umgebracht.«
    James blinzelte verwundert. Auch die beiden KGB-Leute, in deren Begleitung Maraklow gekommen war, machten große Augen. Maraklows Stimme hatte plötzlich einen ganz weichen, angenehmen, intimen Klang. »Unser« Vater, hatte er gesagt. Sie waren völlig perplex; obwohl sie auf diesen ungewöhnlichen jungen Agenten vorbereitet worden waren.
    James starrte Maraklow an. »Wer... sind Sie dann?«
    »Ich bin du, Kenneth. Ich bin Kenneth James. Ich komme, um dir zu helfen.«
    James spürte, daß ihm rasch die Sinne zu schwinden begannen. Er versuchte sich an Maraklow festzuhalten, um nicht hinzufallen. Maraklow hielt ihn mit sicherem Griff.
    »Geben Sie ihn her, Towarisch«, sagte einer der beiden Begleiter. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Halten Sie den Mund«, herrschte ihn Maraklow an. »Und kein Russisch! Die Hotelzimmerwände sind dünn wie Papier.«
    »Entschuldigung«, erwiderte der andere. Er hatte einen Wäschewagen mit ins Zimmer gerollt. »Legen Sie ihn da hinein und dann -«
    »Ich sagte, Sie sollen ruhig sein. Sie bekommen ihn schon, wenn ich soweit bin.«
    James hatte das Gespräch der drei Russen verfolgen können.
    Als sich Maraklow ihm wieder zuwandte, fragte er sich, was sie mit ihm vorhatten.
    Maraklow setzte zu einer Erklärung an, um seinem halb besinnungslosen Alter ego eine fromme Lüge zu erzählen, brachte es aber einfach nicht fertig. Dieser Amerikaner, den er erst seit einigen Augenblicken kannte und der ihm doch schon fast sein ganzes Leben lang vertraut war, war tatsächlich der ihm nächststehende Mensch; seit er vor acht Jahren von zu Hause weg und auf die Connecticut Academy gekommen war... Er versuchte, seine Stimme in die Gewalt zu bekommen und fest und sicher zu sprechen. »Mach dir keine Sorgen. Alles ist in Ordnung. Du mußt dir um nichts Sorgen machen, um Dad nicht, um Mam.
    um Matthew, um Cathy, um die Schule nicht... ich werde mich um alles kümmern, Ken. Alles wird bestens sein. Ich bin stark und intelligent. Ich regle alle unsre Probleme. Mach dir keine Sorgen. Geh einfach mit den beiden mit und vergiß alles andere.«
    James schien zu nicken und sogar leicht zu lächeln. Andrej schob ihn seinen Begleitern zu.
    »Augenblick, he, he... Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Andrej lächelte freundlich-brüderlich. »Ich bin du, Ken, wie ich dir schon sagte. Ich bin du und kann mich um alles kümmern. Geh jetzt einfach...«
    James merkte, daß er das Bewußtsein verlor. Doch noch hatte er ein wenig Kraft. Er wandte sich noch einmal an Maraklow.
    »Ken...«
    Maraklow ließ diese Anrede fast erstarren. Zum ersten Mal sprach ihn ein Amerikaner - sein, der Amerikaner - so an; mit dem Namen, den ihm der KGB vor Jahren gegeben hatte...
    »Ja... was?«
    »Liebst du Vater?«
    Die beiden Begleiter verwirrte dieses merkwürdige Gespräch ziemlich, aber Maraklow ignorierte sie. Sie existierten für ihn gar nicht mehr. Nur sie beide gab es noch. Die... Brüder. Das verstanden die anderen beiden nicht.
    Was konnte er sagen, um dem Mann die Dinge leichter zu machen? Kenneth James sen. war,
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