Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
Vom Netzwerk:
Yankees vögele?«
    »Alles in allem. Hier fühle ich mich wohl.«
    »Ja? Na, dann wollen wir mal sehen, was du tun wirst, denn wenn ich schwanger bin, gehe ich nicht mehr anschaffen. Die Amis ekeln mich sowieso schon an. Ich will nur noch mit dir zusammen sein. Nur-noch-mit-dir. Merk dir das!«
    »Ach, lass das Drama.«
    »Nichts da Drama. Das ist die Wahrheit. Du wirst weder das ganze Leben lang mein Zuhälter sein noch ich für immer deine Nutte.«
    »Jetzt willst du also eine anständige Frau werden?«
    »Ich bin immer anständig gewesen. Arm und im Mietshaus aufgewachsen, aber ehrlich. Mein Geld habe ich mir von klein an durch meine Arbeit beschafft. Und lenke mich nicht von meinem Thema ab: Du wirst mein Mann und ich deine Ehefrau sein. Also kannst du dir schon mal was ausdenken, wie du die ganze große Familie unterhalten willst: dich, mich und drei, vier Kinder.«
    »Verdammt, Gloria, hör auf!«
    »Komm mit beiden Füßen auf den Boden, und vergiss die Bildchen und den ganzen albernen Kram.«
    »Ich werde mich wohl mit dem Gemüsestand auf den Markt stellen müssen.«
    »Und ich helfe dir dabei. Für Verkauf habe ich ein Wahnsinnstalent. Alles Geschäftliche liegt mir.«
    »Das Einzige, was du verkaufen kannst, sind Schinkenbrote auf der Galiano.«
    »Ist egal. Ich verkaufe genauso gut kaltes Wasser oder ein Haus, wie ich für zwanzig Pesos einen runterhole. Ich mach gern Geschäfte. Genau, wo wir gerade von Geschäften reden, lass mich mal Margot anrufen.«
    Sie ging zum Telefon und wählte eine Nummer.
    »Wer ist Margot?«
    »Eine Freundin.«
    »Die aus Guanabo?«
    »Genau die.«
    »Diese Wahnsinnsnutte.«
    »Die Wahnsinnsnutte bin ich. Sie ist eine arme Sau … warte einen Moment … seien Sie so nett, ist Margot da? … Ja, danke.«
    Sie wartet ein Weilchen. Endlich kommt Margot an den Hörer.
    »Was hast du gestern Nacht zum Schluss noch gemacht?«
    »…«
    »Und du bist mit dem Schwein mitgegangen?«
    »Wie viel?«
    »…«
    »Das freut mich. Das passiert dir, weil du die Gute spielst.
    Das Arschloch sah man dem Typen schon an der Kleidung an. Margot, du musst noch viel lernen, meine Liebe. Erstens badet er nie, dieser Yankee. Zweitens stinkt er furchtbar an den Füßen, unter den Achseln und aus dem Mund. Und drittens hat er ein Eis für drei gekauft, die Hälfte allein gegessen und uns dann den Rest überlassen. Brauchst du noch mehr Beweise?«
    »…«
    »Das wollte er? Eine lesbische Nummer zwischen uns beiden und gratis?«
    »…«
    »Siehst du jetzt, dass du völlig mongoloid bist? Schick ihn zum Teufel, soll er sich doch Sklavinnen in Afrika suchen. Falls er welche findet. Denn wenn er Pech hat, stößt er auf einen Kannibalenstamm und wird bei lebendigem Leib gefressen.«
    »…«
    »Zähl nicht auf mich, Margot. Als Nutte bist du eine Niete. Such dir einen anderen Job.«
    »…«
    »Nein. Von wegen. Die Straße ist böse, und dann greifen sie dich auf und schicken dich zurück in dein Dorf.«
    »Hahaha, Palma Clara. Wo ist denn das, Mädchen?«
    »…«
    »In Baracoa? Das ist nicht mal auf der Karte. Pass auf dich auf. Ciao, bis bald.«
    Sie hängt auf. Lächelnd sieht sie mich an und sagt: »Sie ist noch zu großmütig, viel zu schüchtern. Wenn sie nicht bald den Stachel ausfährt, verhungert sie. Sie weiß nicht, dass man in Havanna über Feuer laufen können muss, ohne sich zu verbrennen.«

7
    Ich erwachte mit einem Kater, der gut drei Paar Eier schwer war. Juan del Río, ein befreundeter Diplomat, hatte mich in der vergangenen Nacht zu einem aphrodisischen Abendessen eingeladen. Ich wollte ihn korrigieren: »In Kuba nennt man das ein lezamianisches Mahl.«
    »Was ist das?«
    »Ein pentagruelisches Mahl. Tropisch bis zur Maßlosigkeit.«
    »Nein. Ganz im Gegenteil. Es wird ganz minimal sein, aber explosiv.«
    Und genau so war’s. Er hatte mir gebeichtet, dass er und sein Partner – ein Neger von über zwei Meter zwanzig, Karate- und Judokämpfer eines Instituts, das ich jetzt nicht nennen will – sich masturbierten und dabei gewisse Passagen aus der Trilogia suja de Havana, der brasilianischen Ausgabe, lasen.
    »Warum auf Portugiesisch?«
    »Weil es viel sinnlicher ist. Es hat keine Knochen, wie Pessoa sagte.«
    Ich bezweifle sehr, dass der Karatekämpfer irgendetwas von Sprachen mit Knochen beziehungsweise knochenlosen verstand. Aber so exquisit gab sich der Diplomat nun einmal. Er betete seinen Partner an, vor allem, weil der Typ ihn seelenruhig penetriert und dabei irgendein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher