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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Denken löse ich nichts.«
    Auf der Dachterrasse habe ich einen Blumentopf mit Aloe. Ich schneide ein paar Blätter ab.
    »Die Tätowierung tut mir auch weh.«
    »Immer noch?«
    »Sie ist erst vier Tage alt, mehr nicht.«
    »Nein. Sie ist älter.«
    »Ach ja? Keine Ahnung. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber es tut mir weh. Ein bisschen antibiotische Salbe konnte ich auftreiben, aber die ist jetzt aufgebraucht.«
    »Komm, ich heile dich.«
    Ich rühre eine Salbe aus Aloe und Kamille an. Erkläre ihr, wie sie anzuwenden ist. Streichele sie, küsse sie, verwöhne sie ein bisschen. Sie schnurrt wie eine Katze.
    »Du bist der erste liebevolle Mann in meinem Leben.«
    »Liebevoll? Ich?«
    »Niemand hat mir je ein Gedicht geschrieben oder Blumen geschenkt oder … nichts, gar nichts.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Nicht einmal der Vater meines Kindes. Dabei waren wir verheiratet und lebten drei Jahre lang zusammen. Nichts. Er legte mich auf den Rücken und steckte ihn mir abwechselnd in die Möse und in den Arsch. Steppnaht. Das gefiel ihm. Er kam in zwei Minuten, hops, und beschäftigte sich mit irgendwas anderem. Ahh, ich sag’s ja schon immer: Tiere sind das.«
    »Aber ihr wart doch glücklich.«
    »Ja, aber er war nicht so feinfühlig wie du, so langsam, wie du mich vögelst, so liebevoll, wie du mir ins Gesicht pinkelst, mir eins mit der Peitsche überziehst, mir in den Mund spuckst.«
    »Gefällt dir die Peitsche so?«
    »Du kannst damit umgehen, Schätzchen. Es ist einfach super. Du weißt, was du tust.«
    Schweigend sitze ich da und sehe sie an. Ich mag sie sehr und begehre sie noch mehr. Mir fällt der Anfang von diesem Gedicht ein, und ich flüstere ihn ihr ins Ohr: »Ich bin der Vampir, der dein Blut saugt.«
    »Das ist wunderschön. Mach weiter.«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Aber du hast es doch geschrieben.«
    »Ich vergesse alles, was ich schreibe.«
    »Es ist ein verrücktes Gedicht. Gib Acht, mein Liebster, denn wenn du weiter so schreibst, wirst du vollkommen verrückt werden.«
    »Ich war schon einmal völlig durchgeknallt. Es sollte mich nicht wundern, wenn sich das wiederholt.«
    »Na ja, solange kannst du mich ja einfach weiter streicheln und mir Blumen schenken, denn wenn du erst crazy bist, kaufst du mir vielleicht Blumen, aber isst sie auf, anstatt sie mir zu schenken.«
    »Hahaha.«
    »Ja, ja. Ich muss das jetzt ausnutzen.«
    »Du bekommst zu wenig Zärtlichkeit, Gloria. Und du hast die härtesten Jahre erwischt, mit dem größten Hunger.«
    »Ich muss den Ekel vor den Yankees loswerden, sonst …«
    »Hahaha, die Katze lässt das Mausen nicht. Du hast zehn heftige Jahre hinter dir.«
    »Nicht zehn, dreißig! Mein ganzes Leben! Denk dran, dass ich im Laguna-Haus zur Welt kam. Papi mit seiner Musik, seinen Saufgelagen und seinen Frauen. Mami mit ihren eigenen Angelegenheiten. Meine Brüder, die verwahrlost auf der Straße rumliefen … ach … wozu davon reden? Ich hole nicht gern Geschichten hervor. Solltest du die wahre Wahrheit in Mucho corazón schreiben, würde sie niemand glauben.«
    »Und das, was noch kommt, denn die Krise nimmt kein Ende.«
    »Also weiter. Unsere Aufgabe ist es, Tag für Tag die nötigen Pesos aufzutreiben. Das nimmt kein Ende.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich erleuchte diejenigen, die zu mir kommen.«
    »Bist du ein Heiliger?«
    »Einer der Pedritos in mir ist ein Heiliger.«
    »Und der andere ist ein Teufel. Das ist der, mit dem ich zu tun habe.«
    »Alle haben mit dir zu tun. Das habe ich dir immer gesagt. Ich habe in mir einen Teufel, einen Vampir, einen Hurensohn, einen afrikanischen Neger, einen Heiligen aus Indien, eine Frau, ein wildes Tier, einen Verrückten, einen Zerstörer, einen Erleuchteten …«
    »Schon gut, es reicht.«
    Ich legte ihr die Hand auf die Möse und massierte sie etwas. Wir brachten uns in Fahrt. Die Peitsche hatte ich in der Hand und ließ das Leder sanft über sie gleiten.
    »Leb mit mir zusammen. Ich werde dich unterjochen, du geiles Luder.«
    »Unterwerfen. Sprich vernünftig. Diese Bücher, die du da schreibst, müssen eine Katastrophe sein.«
    »Sie werden im Lektorat korrigiert.«
    »Soll ich die hochhackigen Schuhe und die schwarzen Strümpfe anziehen?«
    »Ja.«
    »Warte. In zwei Minuten bin ich zurück.«
    Sie lief hinunter in ihre Wohnung und holte die Accessoires. Zog sie an und inszenierte ihre kleine Show.
    »Das hier gefällt allen Männern, Schätzchen. Und wie sie zahlen, wenn sie mich nackt sehen, nur mit
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