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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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wie diesem muß man vorsichtig sein mit dem Benzinverbrauch. Jede plötzliche Beschleunigung vermeiden, die einem das Blut in den Hinterkopf staucht.
    Mein Anwalt sah den Tramper lange vor mir. »Komm, den Jungen nehmen wir ein Stück mit«, sagte er, und bevor ich irgendein Gegenargument loslassen konnte, hatte er schon angehalten, und dies bedauernswerte Okie-Bürschchen kam zum Wagen gerannt mit einem breiten Grinsen im Gesicht: »Hundsverdammt! Bin noch nie in ’nem Kabrio gefahren!«
    »Tatsächlich?« sagte ich. »Na, dann wird’s wohl mal Zeit, oder?«
    Das Bürschlein nickte beifällig, als wir losbrausten.
    »Wir sind deine Freunde«, sagte mein Anwalt. »Wir sind nicht wie die anderen.«
    Mein Gott, dachte ich, er ist ausgeflippt. »Keine solchen Sprüche mehr«, sagte ich scharf, »sonst setz’ ich dir die Blutegel an.« Er grinste, schien zu verstehen. Glücklicherweise war der Lärm im Wagen so schrecklich – Fahrtwind und Radio und Kassetten-Rekorder zusammen  –, daß der Junge auf dem Rücksitz nicht ein Wort verstehen konnte, was wir sagten. Oder doch?
    Wie lange können wir durchhalten? fragte ich mich. Wie lange, bis einer von uns zu tönen beginnt und den Jungen vollquasselt? Was wird er dann von uns denken? Dieselbe verlassene Wüste war die letzte bekannte Heimstatt der Manson-Familie. Wird er diese grimmige Assoziation haben, wenn mein Anwalt anfängt, herumzuschreien von Fledermäusen und riesigen Mantarochen, die sich auf den Wagen stürzen. Wenn ja – nun, dann müssen wir ihm eben den Kopf abhacken und ihn irgendwo begraben. Denn es ist wohl einmal klar, daß wir ihn nicht laufenlassen dürfen. Er wird uns sofort bei irgendeiner hinterwäldlerischen Nazi-Gesetzeshüter-Vertretung melden, und die werden uns aufspüren wie Bluthunde.
    Jesus! Habe ich das gesagt? Oder nur gedacht? Hab’ ich gesprochen? Hörten sie mich? Ich warf einen Blick auf meinen Anwalt, aber er schien selbstvergessen – beobachtete die Straße, fuhr unseren Großen Roten Hai mit hundertundzehn oder so. Kein Ton ließ sich vom Rücksitz vernehmen.
    Vielleicht sollte ich mich mal mit dem Jungen unterhalten, dachte ich. Vielleicht bleibt er ruhig, wenn ich die Sache erkläre.
    Klar. Ich drehte mich auf dem Sitz herum und schenkte ihm ein Riesenlächeln . . . seine Schädelform bewundernd.
    »Überhaupt«, sagte ich, »gibt es da etwas, das du wohl wissen solltest.«
    Er starrte mich an, ohne mit den Wimpern zu zucken. Knirschte er mit den Zähnen?
    »Kannst du mich hören?« rief ich.
    Er nickte.
    »Das ist gut«, sagte ich, »denn ich möchte, daß du etwas weißt: Wir sind auf dem Weg nach Las Vegas, um den Amerikanischen Traum zu finden.« Ich lächelte. »Darum haben wir auch diesen Wagen gemietet. Anders geht es nämlich nicht. Kannst du das kapieren?«
    Er nickte wieder, aber seine Augen blickten nervös.
    »Ich möchte, daß du den gesamten Hintergrund erfährst«, sagte ich. »Denn es handelt sich um eine schicksalsschwere Aufgabe – mit einem Beiklang äußerster persönlicher Gefahr . . . Teufel auch, ich hab’ ja ganz das Bier vergessen; willst du eins?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wie wär’s mit etwas Äther?« fragte ich.
    »Was?«
    »Schon gut. Kommen wir mal direkt auf den Kern der
Sache. Also, hör zu, vor ungefähr vierundzwanzig Stunden saßen wir in der Polo Lounge des Beverly Hills Hotels  – im Innenhof selbstverständlich –, und wir saßen da unter einer Palme, als dieser uniformierte Zwerg mit einem rosa Telefon zu mir kam und sagte: ›Dies muß der Anruf sein, auf den Sie schon die ganze Zeit gewartet haben, Sir.‹«
    Ich lachte und riß eine Bierdose auf, daß der Schaum auf den Rücksitz spritzte, während ich weitersprach. »Und ahnst du das? Er hatte recht! Ich hatte den Anruf erwartet, aber ich wußte nicht, von wem er kommen würde. Kannst du mir noch folgen?«
    Das Gesicht des Jungen war eine Maske purer Furcht und Verwirrung.
    Ich blubberte weiter: »Ich möchte, daß du weißt, wer der Mann am Steuer ist. Mein Anwalt! Nicht irgendein Penner, den ich am Strip aufgelesen habe. Scheiße, sieh ihn dir an! Er sieht nicht aus wie du oder ich, stimmt’s? Das kommt, weil er ein Ausländer ist. Meiner Meinung nach ist er wahrscheinlich Samoaner. Aber das macht nichts, oder? Hast du etwa Vorurteile?«
    »Um Himmels willen, nein!« platzte er heraus.
    »Hab’ ich auch nicht erwartet«, sagte ich. »Trotz seiner Rasse ist dieser Mann für mich äußerst wertvoll.« Ich
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