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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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ein Speichellecker wie der sich erlaubt, einen Doktor des Journalismus übers Ohr zu hauen?«
    Niemand antwortete. Mein Anwalt knickte noch einen Riechers, und das Jungelchen kletterte vom Rücksitz, krabbelte über die Kofferraumhaube. »Danke fürs
Mitnehmen«, brüllte er. »Vielen Dank. Ich mag euch, Leute. Macht euch keine Gedanken um mich.« Er landete mit den Füßen auf dem Asphalt, und dann rannte er los in Richtung Baker. Mitten in der Wüste, kein Baum weit und breit.
    »Moment mal, warte doch!« rief ich ihm nach. »Komm doch zurück und hol dir ein Bier.« Aber anscheinend konnte er mich nicht hören. Die Musik war sehr laut, und er hatte ein ziemliches Tempo drauf, von uns wegzukommen.
     
    »Endlich sind wir den los«, sagte mein Anwalt. »Da hatten wir uns aber einen echten Freak aufgehalst. Der Junge machte mich richtig nervös. Hast du seine Augen gesehen?« Er lachte noch immer. »Jesus«, sagte er, »das ist gute Medizin!«
    Ich machte die Tür auf und rannte herum auf die Fahrerseite. »Rück rüber«, sagte ich, »jetzt fahr’ ich. Wir müssen aus Kalifornien raus, bevor das Bürschchen einen Bullen findet.«
    »Scheiße, dazu braucht er Stunden«, sagte mein Anwalt. »Der ist doch hundert Meilen von jeder Zivilisation entfernt.«
    »Genau wie wir«, sagte ich.
    »Laß uns wenden und in die Polo Lounge zurückfahren«, sagte er. »Dort wird niemand nach uns suchen.«
    Ich schenkte ihm keine Beachtung. »Mach die Tequilaflasche auf«, brüllte ich, als der Fahrtwind wieder laut wurde. Ich senkte den Bleifuß aufs Gaspedal, als wir auf die Landstraße schlitterten. Einen Augenblick später lehnte er sich mit einer Karte zu mir. »Vor uns liegt ein Ort namens Meskal Springs«, sagte er. »Als dein Anwalt rate ich dir, anzuhalten und ein Bad zu nehmen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist absolut notwendig, daß wir im Mint Hotel ankommen, bevor die Pressestelle dichtmacht«, sagte ich. »Sonst müssen wir vielleicht noch für unsere Suite selbst blechen.«
    Er nickte. »Aber laß uns den Scheißdreck mit dem Amerikanischen Traum vergessen«, sagte er, »das einzig Wichtige ist der Große Samoanische Traum.« Er kramte in unserem Beutel. »Ich glaube, es ist Zeit, ein Löschblatt zu kauen«, sagte er. »Dies billige Meskalin wirkt schon lange nicht mehr, und ich weiß nicht, ob ich den Gestank von diesem gottverdammten Äther noch länger aushalte.«
    »Mir gefällt er«, sagte ich. »Wir sollten ein Handtuch in dem Zeug einweichen und es beim Gaspedal auf den Boden legen, damit mir die Dämpfe den ganzen Weg bis Las Vegas in die Nase steigen.«
    Er drehte die Kassette um. Aus dem Radio plärrte es: »Power to the People – Right On!« John Lennons politischer Song, zehn Jahre zu spät. »Der arme Narr hätte bleiben sollen, wo er herkam«, sagte mein Anwalt. »Rotzlümmel wie der sind nur im Weg, wenn sie versuchen, ernsthaft zu sein.«
    »Wo wir gerade von ernsthaft reden«, sagte ich. »Ich glaube, es ist Zeit, daß wir was von dem Äther und dem Koks reinhauen.«
    »Vergiß den Äther«, sagte er. »Den heben wir auf und weichen den Teppich in unserer Suite damit ein. Aber hier is’ was für dich. Deine Hälfte von dem Sunshine-Löschblatt. Kau sie durch wie ’n Bubble Gum.«
    Ich nahm das Löschpapier und aß es. Mein Anwalt fummelte jetzt mit dem Salzstreuer herum, in dem das Kokain war. Öffnete ihn. Kippte was aus. Schrie und
fuchtelte in der Luft herum, als unser kostbarer weißer Staub aufwirbelte und über die Wüsten-Straße fortgeweht wurde. Ein sehr teurer kleiner Wirbelwind, der da aus unserem Großen Roten Hai aufstieg. »Oh, Jesus!« jammerte er. »Hast du gesehen, was Gott uns angetan?«
    »Gott hat damit nichts zu tun«, schrie ich ihn an. »Du warst es! Du bist ein verfickter Agent vom Rauschgift-Dezernat. Ich hab’ dein linkes Spiel von Anfang an durchschaut, du stinkendes Schwein!«
    »Nimm dich ja in acht«, sagte er. Und plötzlich zielte er mit einer fetten schwarzen .375 Magnum auf mich. Einer von diesen kurzläufigen Colt Pythons mit konischem Zylinder. »Sind ’ne Menge Geier hier draußen«, sagte er. »Die haben deine Knochen sauber abgenagt, bevor es Morgen wird.«
    »Du Hurensohn«, sagte ich. »Wenn wir in Las Vegas sind, mach’ ich Hackfleisch aus dir. Was meinst du, macht der Drogen-Bund mit uns, wenn ich mit einem samoanischen RD-Agenten auftauche?«
    »Die legen uns beide um«, sagte er. »Savage Henry weiß, wer ich bin. Scheiße, ich bin dein Anwalt.«
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