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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Er brach in wildes Gelächter aus. »Du bist randvoll mit Acid, du Arsch. Ein gottverdammtes Wunder muß geschehen, damit wir im Hotel sind und einchecken, bevor du dich in ein wildes Tier verwandelst. Kriegst du das in den Griff? Unter falschem Namen in ein Vegas-Hotel einchecken, den Kopf voll Acid, du Hochstapler?« Wieder lachte er, und dann hängte er seine Nase über den Salzstreuer, stocherte mit einem eng zusammengerollten Zwanzig-Dollar-Schein in den Koks-Resten.
    »Wie lange haben wir noch?« fragte ich.
    »Vielleicht noch eine halbe Stunde«, erwiderte er.
»Als dein Anwalt rate ich dir, mit Höchstgeschwindigkeit zu fahren.«
    Las Vegas lag schon vor uns. Ich sah die Silhouette der Hotels am Strip, die sich dräuend über dem blauen Bodendunst der Wüste erhob: das Sahara, das Landmark, das Americana und das furchteinflößende Thunderbird – ein Klumpen grauer Rechtecke in der Ferne, wie herauswachsend aus den Kakteen.
    Dreißig Minuten. Es dürfte sehr knapp werden. Unser Ziel war der große Turm des Mint Hotels, mitten in der Stadt – und wenn wir nicht dort angekommen waren, bevor wir jede Selbstkontrolle verloren hatten, dann gab es da noch das Staatsgefängnis von Nevada, oben in Carson City. Ich war schon einmal dort gewesen, aber nur, um mich mit den Häftlingen zu unterhalten – und ich wollte nicht wieder hin, aus einem anderen Grund. Also blieb uns eigentlich keine Wahl: wir mußten durchhalten, uns einen Scheiß um das Acid kümmern. All das offizielle Bla-Bla mitmachen, den Wagen in die Hotel-Garage bringen, mit den Typen an der Rezeption verhandeln, mit dem Lift-Boy fertig werden, uns die Presse-Pässe abholen und ihren Erhalt quittieren – alles Humbug natürlich, absolut illegal, ein totaler Betrug, aber natürlich mußte es getan werden.
    »TÖTE DEN KÖRPER
UND DER KOPF WIRD STERBEN«
    Diese Zeile steht aus irgendeinem Grund in meinem Notizbuch. Vielleicht irgendein Zusammenhang mit Joe Frazier. Lebt der überhaupt noch? Kann der überhaupt noch sprechen? Ich habe den Kampf damals in Seattle miterlebt – furchtbar weggetreten, ungefähr vier
Sitzreihen entfernt vom Gouverneur. Eine in jeder Beziehung sehr schmerzliche Erfahrung, der passende Abschluß der sechziger Jahre: Tim Leary ein Gefangener von Eldridge Cleaver in Algerien, Bob Dylan schnippelte Coupons in Greenwich Village, beide Kennedys ermordet von Mutanten, Owsley faltete Servietten auf Terminal Island und schließlich dann noch Cassius/Ali auf unfaßbare Weise von seinem Sockel geprügelt durch einen menschlichen »hamburger«, einen Mann am Rande des Todes. Joe Frazier blieb am Ende überlegen, wie Nixon, aus Gründen, die Leute wie ich sich weigerten zu verstehen – wenigstens nicht lauthals.
    . . . Aber das war eine andere Epoche, ausgebrannt und lang vergangen, weit entfernt von den brutalen Realitäten dieses verrotteten Jahres des Herrn, 1971. Eine Menge hatte sich seither verändert. Und jetzt war ich in Las Vegas als der Motorsport-Korrespondent dieses feinen schnieken Magazins, das mich in diesem Großen Roten Hai hierhergeschickt hatte. Warum, wußte niemand. »Sehen Sie sich die Sache mal an«, sagten sie, »und dann reden wir weiter . . .«
    Genau. Mal ansehen. Aber als wir schließlich im Mint Hotel ankamen, war mein Anwalt nicht in der Lage, die Anmelde-Prozedur stilvoll abzuwickeln. Wir waren gezwungen, mit all den anderen in einer Schlange anzustehen – was sich unter den Umständen als äußerst schwierig erwies. Ich sagte mir immer wieder: »Bleib ruhig, ganz gelassen, sag gar nichts . . . mach den Mund nur auf, wenn du gefragt wirst: Name, Stellung, im Auftrage welcher Zeitung, sonst nichts, vergiß diese schreckliche Droge, tu so, als sei nichts . . .«
    Es ist unmöglich, das Grausen zu schildern, das mich überfiel, als ich schließlich vor die Rezeptions-Tante gedrängt
wurde und zu brabbeln begann. All meine wohlgeübten Sätze zerfielen unter dem durchdringenden Blick der Frau. »Hallo zusammen«, sagte ich. »Mein Name ist. . . äh, Raoul Duke . . . ja, steht auf der Liste, sicherlich, Mahlzeiten auf Spesen, Stein der Weisen gefunden, totale Berichterstattung . . . warum nicht? Ich habe meinen Anwalt bei mir, und mir ist durchaus bewußt, daß sein Name nicht auf der Liste steht, aber wir müssen die Suite haben, ja, dieser Mann ist eigentlich mein Fahrer. Wir haben diesen Roten Hai ganz vom Strip hierher gefahren, und jetzt ist es Zeit für einen Wüsten-Nachtisch, oder? Ja. Prüfen Sie
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