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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Eins-A-Leute.
     
    Großer Gott! Was ist das für schreckliche Musik?
    »Die Schlachthymne des Leutnant Calley«:
    . . . wenn wir weitermarschieren . . .
Wenn ich dann meine letzte Ruhestätte erreiche,
im Land jenseits der Sonne,
und der Große Kommandant mich fragt . . .«
    (Was fragte er dich, Rusty?)
    ». . . Hast du gekämpft oder bist du fortgelaufen?« (und was hast du ihm geantwortet, Rusty?)
    ». . . Wir erwiderten ihr Gewehrfeuer mit allem, was wir hatten. . .«
    Nein! Das halt’ ich nicht aus! Es muß die Droge sein. Ich stierte rüber zu meinem Anwalt, aber der glotzte in den Himmel, und ich konnte erkennen, daß sein Hirn in jener Ruhestätte jenseits der Sonne weilte. Gott sei Dank, er kann die Musik nicht hören, dachte ich. Die würde ihn in rassistischen Wahnwitz treiben.
    Der Song hatte Erbarmen: Er hörte auf. Aber meine Stimmung war schon erschüttert . . . und jetzt machte sich der teuflische Kaktussaft bemerkbar, lieferte mich einer irrationalen Angst aus, als wir plötzlich an die Abzweigung zum Mint Gun Club kamen. »Eine Meile«, stand auf dem Schild. Aber schon jetzt, eine Meile entfernt, konnte ich das knatternde Aufheulen der zweitaktigen Motorradmaschinen hören, die im Leerlauf aufgedreht wurden . . . und dann, als ich näher kam, hörte ich noch ein anderes Geräusch.
    Schrotflinten! Kein Zweifel, der hohle Klang detonierender Schrotgeschosse.
    Ich hielt den Wagen an. Was zum Teufel geht da unten vor? Ich drehte alle Fenster hoch und fuhr langsam den Schotterweg hinunter, tief über das Lenkrad gebeugt. . . bis ich ungefähr ein Dutzend Gestalten sah, die ihre Schrotflinten in den Himmel gerichtet hatten und in regelmäßigen Abständen feuerten.
    Sie standen auf einem Betonplatz hier draußen in der Mesquit-Wüste, dieser rauhen kleinen Oase in einem Ödland nördlich von Vegas . . . eine Traube von Leuten
mit Schrotflinten, fünfzig Meter ungefähr entfernt von einem einstöckigen Beton-Block-Haus, im Halbschatten von zehn oder zwölf Bäumen und umgeben von Polizeiwagen, Motorrad-Hängern und Rennmaschinen.
    Aber natürlich. Der Mint Gun Club! Diese Wahnsinnigen ließen sich bei ihren Zielübungen von nichts beirren! Da tummelten sich ungefähr hundert Motorradfahrer, Mechaniker und diverse Motorsport-Typen an den Boxen, schrieben sich ein für das morgige Rennen, schluckten in aller Lässigkeit ihre Biere und begutachteten die Maschinen der Konkurrenz – und mittendrin, konzentriert auf nichts als die Tontauben, die ungefähr alle fünf Sekunden oder so in die Luft geflippt wurden, ließen die Schrotflintenschützen keinen einzigen Schuß aus.
    Na, warum nicht? dachte ich. Die Schüsse sorgten für einen gewissen Rhythmus – spielten den stetigen Bass – zu dem schrillen Chaos der Motorrad-Szene. Ich parkte den Wagen und schlenderte in die Menge. Meinen Anwalt überließ ich seinem Koma.
    Ich kaufte mir ein Bier und sah zu, wie die Fahrer sich einschrieben. Viele 405 Husquavarnas, aufgemotzte schwedische Kugelblitze . . . außerdem eine Menge Yamahas, Kawasakis, ein paar 500er Triumphs, Maicos, hier & da eine CZ, eine Pursang . . . alles sehr schnelle, besonders leichte Sandbahnmaschinen. Keine schweren Brummer in dieser Liga, nicht eine Sportster . . . das wäre, als wollten wir mit unserem Großen Roten Shark am Dünen-Buggy-Rennen teilnehmen.
    Vielleicht sollte ich das machen, dachte ich. Meinen Anwalt als Fahrer eintragen lassen, ihn an den Start schicken, den Kopf vollgepumpt mit Äther und Acid. Wie würden die darauf reagieren?
    Keiner würde es wagen, mit einem so verrückten Typen auf die Bahn zu gehen. Er würde in der ersten Kurve vier oder fünf Buggies aus dem Rennen werfen – ein Kamikaze-Trip. »Wie hoch is’ das Startgeld«, fragte ich den Mann am Tisch.
    »Zwei-fünfzig«, sagte er.
    »Und wenn ich Ihnen sagte, daß ich ’ne Vincent Black Shadow habe?«
    Er starrte mich an, sagte nichts, nicht freundlich. Ich bemerkte, daß er einen .38er Revolver am Gürtel trug. »Vergessen wir’s«, sagte ich. »Mein Fahrer ist sowieso krank.«
    Seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. »Dein Fahrer ist nicht der einzige Kranke hier, Kumpel.«
    »Ihm steckt ’n Knochen im Hals«, sagte ich.
    »Was?«
    Der Mann wurde grimmig, aber plötzlich schwenkte sein Blick. Er starrte etwas anderes an . . .
    Meinen Anwalt; jetzt ohne seine dänische Sonnenbrille, ohne sein Acapulco-Hemd . . . eine überaus aberwitzige Gestalt, halbnackt und schwer atmend.
    »Was
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