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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Vegas rumzumotzen. Vielleicht ein kleines, aber entschlossenes Straßenrennen auf dem Strip: Rangefahren an die große Ampel direkt vorm Flamingo und dann in den Verkehr gebrüllt:
    »Na los, ihr feigen Schlappschwänze! Ihr Hosenscheißer! Wenn diese gottverdammte Ampel auf Grün springt, dann werd’ ich auf die Tube drücken und jeden einzelnen schwachbrüstigen Rotzlümmel von euch von der Straße fegen!«
    Genau! Diese Hundesöhne auf ihrem eigenen Pflaster herausfordern. Mit kreischenden Bremsen auf den Überweg zurasen, bockend und schleudernd mit ’ner Flasche Rum in der Hand und auf die Hupe gedrückt, um den Lärm der Musik zu übertönen . . . die glasigen Augen hinter winzigen, goldrandigen Rocker-Sonnengläsern irre weit aufgerissen, Humbug labernd . . . ein echt gefährlicher Trunkenbold, der nach Äther riecht und unheilbarer Psychose. Die Maschine hochgepeitscht, bis sie schauderhaft rappelt und wimmert, bis endlich die Ampel umspringt . . .
    Wie oft bietet sich so eine Gelegenheit? Die Hundesöhne richtig in die Mangel nehmen, bis ihnen ihr Tick zum Hirn rausgequetscht ist. Alte Elefanten humpeln in die Berge, um zu sterben; alte Amerikaner begeben sich hinaus auf die Landstraße und fahren sich in riesigen Wagen zu Tode.
     
    Aber unser Trip war etwas anderes. Er war die klassische Bestätigung aller richtigen und wahren und anständigen Eigenschaften unseres Nationalcharakters. Er war eine derbe, physische Ehrenbezeugung an die fantastischen Möglichkeiten, in diesem Lande zu leben – aber
nur für diejenigen mit echtem Mumm. Und davon hatten wir überreichlich.
    Mein Anwalt verstand diese Vorstellung trotz des natürlichen Handikaps seiner Abstammung, aber unser Tramper war nicht so einfach zu überzeugen. Er sagte zwar, er habe verstanden, aber ich konnte seinen Augen ansehen, daß es nicht stimmte. Er log mich an.
    Plötzlich kam der Wagen von der Straße ab und schlitterte in den Kies, wo er stehenblieb. Ich wurde gegen das Armaturenbrett geschleudert. Mein Anwalt hing zusammengesunken über dem Lenkrad. »Was ist passiert?« rief ich. »Wir dürfen hier nicht halten. Wir sind im Fledermaus-Land.«
    »Mein Herz«, keuchte er. »Wo ist die Medizin?«
    »Oh«, sagte ich, »die Medizin, ja, die haben wir hier.« Ich kramte im Beutel nach den Knick-und-Riech. Der Junge schien vor Schreck erstarrt. »Keine Sorge«, sagte ich zu ihm. »Dieser Mann hat ein krankes Herz – Angina Pectoris. Aber wir haben ein Mittel dagegen. Ja, da hätten wir’s schon.« Ich pickte vier Knick-und-Riechs aus der Blechschachtel und gab zwei davon meinem Anwalt. Augenblicklich ließ er eins davon unter seiner Nase knacken, und ich tat dasselbe.
    Er zog tief durch und ließ sich auf dem Sitz zurückfallen, wobei er direkt in die Sonne starrte. »Dreh die verfluchte Musik auf!« schrie er. »Mein Herz fühlt sich wie ’n Alligator!«
    »Lautstärke! Rauschfilter! Bass! Wir müssen Bass haben!« Er verschränkte seine nackten Arme gegen den Himmel. »Was ist nur los mit uns? Sind wir gottverdammte alte Weiber?«
    Ich drehte sowohl das Radio wie den Rekorder voll auf. »Du grindiger Hundesohn von einem Rechtsverdreher«,
sagte ich. »Nimm dich in acht, was du sagst. Du sprichst mit einem promovierten Journalisten!«
    Er lachte, daß er sich nicht mehr halten konnte. »Was zum Teufel machen wir hier draußen in der Wüste?« rief er. »Jemand muß die Polizei rufen! Wir brauchen Hilfe!«
    »Kümmer dich nicht um dieses Schwein«, sagte ich zu dem Tramper. »Er verträgt die Medizin nicht. Eigentlich sind wir beide promovierte Journalisten, und wir befinden uns auf dem Weg nach Las Vegas, um die entscheidende Geschichte unserer Generation zu schreiben.« Und dann fing ich an zu lachen . . .
    Mein Anwalt buckelte sich herum und sah den Tramper an. »Die Wahrheit ist«, sagte er, »wir fahren nach Las Vegas, um einen Heroin-Baron namens Savage Henry allezumachen. Ich kenne ihn seit Jahren, aber er hat uns reinlegen wollen – und du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Ich wollte ihn zum Schweigen bringen, aber wir konnten uns beide vor Lachen nicht halten. Was zum Teufel machten wir hier draußen in der Wüste, wenn wir beide kranke Herzen hatten?
    »Savage Henry hat seinen Scheck eingelöst!« Mein Anwalt knurrte den Jungen auf dem Rücksitz an. »Wir werden ihm die Lungen rausreißen!«
    »Und sie auffressen!« platzte ich heraus. »Der Hundesohn kommt uns damit nicht durch! Wohin sind wir in diesem Land gekommen, wenn
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