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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
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schnell noch zwei Schnäpse.«
    »Prost!«, rief Tarzan ihm nach, als er hinausrannte. Ihm tat dieser Angsthase Leid.
    Als die Helferin hereinschaute, war der Mann noch nicht zurück. Tarzan kam an die Reihe.
    Dr. Kempfer sah alle Zähne nach und schien entzückt, endlich was zu finden.
    »Unten am Zweier werden wir eine Winzigkeit Zahnstein entfernen.«
    »Mit mir scheint es ja sehr bergab zu gehen«, lachte Tarzan, »gesundheitlich, meine ich.«
    Die Prozedur dauerte keine Minute und war völlig schmerzlos.
    Dr. Kempfer fragte, wie es in der Schule ginge und was der Sport mache, dann war Tarzan entlassen.
    Und jetzt zu Gaby, dachte er, als er die Treppe hinuntereilte. Wird die sich freuen, wenn sie hört, dass die Mübo ihr hilft.
    Er lief an der Kneipentür vorbei und ins Freie. Die Sonne brannte. Menschen und Fahrzeuge bevölkerten den Rathausplatz. Lärm brandete von den Häuserfronten zurück.
    Tarzan blieb stehen, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Er traute seinen Augen nicht und lähmend fuhr ihm der Schreck in die Beine.
    Sein Rennrad war verschwunden.
    Für die fünf oder sechs rostigen Tretmühlen, die zum Teil nicht mal gesichert waren, hatte sich der Dieb nicht interessiert. Aber dort, wo Tarzan sein Rennrad abgestellt hatte, lag jetzt nur noch das Kabelschloss.
    Er bückte sich und hob es auf. Ihm war zum Heulen zumute. Fassungslos starrte er auf die saubere Schnittstelle, die das Kabel durchtrennt hatte. Mit einer starken Kneifzange oder einem Stahlschneider war der Dieb vorgegangen. Hier, auf dem belebten Platz!
    Tarzan blickte umher.
    Es wimmelte von Menschen. Aber keiner achtete auf den andern. Höchstens, dass einige Burschen einem hübschen Mädchen nachpfiffen.
    Außerdem – zur Straße hin schirmten parkende Fahrzeuge den Fahrradständer ab. Dort war auch der Gehsteig. Wer hierher kam, wollte entweder zu Dr. Kempfer, in das Café dort oder in den BIERBRUNNEN. Wenn der Fahrraddieb rasch und unauffällig gehandelt hatte, war sicherlich niemand auf ihn aufmerksam geworden.
    Denn Einblick hatte man nur vom...
    Tarzan drehte sich um.
    Augenblicklich senkten Bettger und Drechsel im BIERBRUNNEN die Köpfe.
    Aber er sah, dass sie grinsten.
    Jetzt hockten sie nebeneinander – hinter Schnaps- und Biergläsern.
    Der Rockertyp, den sie King (König) genannt hatten, fehlte.
    Nein!, dachte Tarzan. So viel Gemeinheit traue ich selbst denen nicht zu. Diebe? Nein! Außerdem haben sie mein Rad bestimmt nicht an die Garderobe gehängt oder hinter die Theke gestellt. Aber weshalb grinsen sie so schadenfroh? Haben ausgerechnet die beiden was beobachtet? Vielleicht, wie dieser King...
    Er rollte das Kabelschloss zusammen, schob es in die Gesäßtasche und stiefelte zum BIERBRUNNEN.
    Bettger und Drechsel glotzten das Flaschenregal an, als er zu ihnen trat. Aber ihre Mundwinkel zuckten, als könnten sie ihre Heiterkeit kaum zügeln.
    »Ich möchte euch was fragen«, sagte Tarzan.
    Erstaunt drehten sich beide zu ihm um. Natürlich war das Erstaunen gespielt.
    »Hei, wer kommt denn da?«, fragte Bettger. »Der gewaltige Tarzan! Der Saftheini vom TKKG! Willkommen! Du willst doch sicherlich einen ausgeben? Aber nicht gleich eine Lokalrunde! Es genügt völlig, wenn du uns beiden was spendierst. Braucht nicht mal Champagner zu sein. Wir trinken Korn und Bier.«
    Bettger war groß und kräftig, hielt sich aber krumm und hatte bereits einen leichten Buckel. Er hatte ein schmales Gesicht mit kaltem Ausdruck und gletscherhelle Augen. Vielleicht war er der Gefährlichere der beiden – und noch etwas hinterhältiger als Drechsel.
    Tarzan überhörte den beleidigenden »Saftheini«.
    Das hatte noch Zeit. Es war ganz gewiss nicht das letzte Mal, dass er mit den beiden zusammenstieß.
    »Jemand hat mein Rennrad gestohlen«, sagte er, »während ich beim Zahnarzt war. Ihr.., «
    »Das tut uns aber Leid!«, wurde er von Drechsel unterbrochen. »Ich weine gleich in mein Bier.«
    »Ihr sitzt so, dass ihr den Fahrradständer sehen könnt. Habt ihr jemanden beobachtet, der sich dort zu schaffen machte?«
    Die beiden sahen sich an.
    »Tja«, meinte Bettger, »obwohl meine Erinnerung vom Alkohol schon etwas getrübt ist, kommt es mir so vor, als hätte ich.., «
    Theatralisch legte er eine Hand an die Stirn. »Tut mir Leid«, meinte er dann. »Mir fällt nur ein, dass ich die ganze Zeit auf dem Klo war. Weißt du etwas, Joachim?«
    Drechsel grinste. »Na, und wie! Ich habe doch die ganze Sache beobachtet. Eine etwa
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