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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
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ab.
    »Besser.« Livinski aß mit Behagen. »Nachher hole ich mir noch ’ne Portion.«
    »Ein Glück, dass Hendrik das nicht hört«, meinte Landres. »Er ist stolz auf seinen Alten.«
    »Wäre ich auch«, sagte Kunze. »Der vergiftet die Menschen und wird dabei immer reicher. Würde gern wissen, ob er selbst frisst, was er herstellt. Oder ist er Vegetarier wie Hitler und hat ’nen chinesischen Koch für vitaminreiche Schlankkost.«
    »Hendrik kriegt kistenweise Konserven von zu Hause. Angeblich isst er sie auch.«
    »Und wozu brauchst du uns?«
    »Für einen Job. Leichte Sache. 1000 Euro für jeden. Das Geld kommt von Hendrik.«
    »Will er diesmal Heroin?«, fragte Livinski.
    »Es geht um ’ne Knüppelei.«
    »Sieh einer an«, grunzte Kunze. »Und wen sollen wir verbeulen?«
    »Einen Jungen.«
    »Warum machst du das nicht?«
    »Ich darf meinen Job nicht missbrauchen. Es besteht kein unmittelbarer Anlass. Wenn ich gewaltsam einen schaffen würde, sähe das verdammt schräg aus, und ich hätte die Bullen im Nacken.«
    »Lass hören.« Kunze hatte für die beiden Typen das Wort genommen. Livinski hörte zu.
    »Es ist einer aus der Klasse. 14 Jahre alt, groß, athletisch und nicht von Pappe. Vielleicht wäre es sicherer, ihr bringt noch ’nen Dritten mit.«
    »Soll ich mal lachen? Mit Atze habe ich jede Saalschlacht gewonnen. Wir brauchen keine Verstärkung. Also?«
    »Die Sache ist die: Morgen früh sechs Uhr geht’s los zur Klassenfahrt. Ins Witwen-Stein-Tal. Die Jugendherberge liegt nördlich von Heimgarten – ist ’n Dorf – am Rande des Naturschutzgebietes. Eine zerklüftete Landschaft mit Felsen und Schluchten. Keltische Kultstätten sind dort und ein Wildgehege gibt es auch. Die Klasse 9b besteht aus 16 Jungen und sieben Mädchen. Dazu der Klassenlehrer Dr. Jörg Midler und eine Schülermutter, die mitfährt: Tanja Hesse, allein erziehende Mutter. Ich kenne sie noch nicht. Sie fährt mit, weil ja auch die Mädchen Betreuung brauchen. Und ich bin natürlich dabei.«
    »Damit sich der Millionärs-Schnösel nicht in die Hose macht, wenn er über die Straße gehen soll.«
    »Hendrik ist ganz okay«, entgegnete Landres ziemlich lahm. »Natürlich verwöhnt wie der goldene Affe vom Sultan. Aber dafür kann er nichts. Trotz aller Kohle ist er ein armes Schwein.«
    »Schlimm!«, meinte Kunze. Doch sein Ton verriet, dass es ihn im Grunde nicht interessierte. »Du bist also ab morgen auf Klassenfahrt, hähäh.«
    Landres nickte. »Und ihr werdet auch dort sein: in der Jugendherberge. Wir sehen uns, aber wir kennen uns nicht. Lediglich, dass ich euch unauffällig den Typen zeige, den ihr vermöbeln sollt. Und, bitte, nicht zimperlich! Armbruch. Kieferbruch. Sozusagen krankenhausreif. Ihr sollt ihn aus dem Verkehr ziehen. Es muss natürlich aussehen wie ein zufälliger Streit.«
    »Damit Hendrik freie Hand hat?«, fragte Livinski. »Könnte man sagen. Es geht um ein Mädchen. Aber Rache ist auch im Spiel.«
    »Ist ja irre.«
    »Ihr kriegt jetzt jeder 500 als Anzahlung, den Rest nach Erledigung. Sämtliche Spesen übernimmt Hendrik auch. Wie man in einer Jugendherberge eincheckt, wisst ihr?«
    »Mann, Landres«, knurrte Kunze. »Wir sind von dieser Welt. Bin jahrelang als Rucksacktourist unterwegs gewesen. Als Langzeitarbeitsloser ist man dafür doch geschaffen. Ich glaube, ich habe sogar noch ’nen Jugendherbergsausweis.«
    »Wie heißt unser Prügelknabe?«, wollte Livinski wissen.
    »Er wird Tim genannt, auch von den Paukern, heißt aber Peter Carsten.«
    Die beiden hatten keine Frage mehr und Landres griff in die Tasche nach dem Geld.
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