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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
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»Ich habe lange überlegt. Eingefallen ist mir wenig. Ich weiß zwar Dutzende von Namen, die mein Mann irgendwann mal erwähnt hat, aber ich kenne weder die Leute noch ihre Adressen. Die Polizei will alle überprüfen. Das wird lange dauern. Ich habe wenig Hoffnung.«
    Zur Verblüffung aller stand Tarzan ruckartig auf.
    »Ich glaube, wir sollten uns jetzt verabschieden. Lassen Sie den Mut nicht sinken, Frau Müller-Borrello. Wir melden uns wieder.«
    Höflich gab er ihr die Hand. Dann stand er bereits an der Tür, kaum dass seine Freunde Zeit fanden, sich auch zu verabschieden.
     
    Als sie draußen bei den Rädern waren, sagt Gaby vorwurfswoll: »Welcher wilde Affe hat dich denn gebissen?« »Mir ist was eingefallen.«
    »Nämlich?«
    »Kann sein, dass nichts dabei rauskommt – deshalb habe ich’s der Mübo verschwiegen. Aber vielleicht liegt da das lose Ende einer Spur.«
    »Wo denn?«
    »In der Fattoria.«
    Enttäuscht krauste Gaby ihr Näschen. »Was soll dortrumliegen? Eine Spur? Glaubst du, Borrello versteckt sich hinter der Theke? Oder im Weinkeller?«
    »Im Gegenteil.«
    »Dann verstehe ich nicht, was du dort willst!«
    »Habe ich euch noch nicht von meinem Freund, dem Kellner, erzählt, der Borrello nicht leiden kann, ihn einen Mafioso nennt – womit er, wie wir jetzt wissen, gar nicht so Unrecht hat – und mich warnte?«
    »Kein Wort!«, sagte Gaby entrüstet.
    »Du hast Geheimnisse vor uns«, meinte Karl. »Oder ist es Vergesslichkeit?«
    »Weder noch«, verteidigte sich Tarzan. »Aber bisher war es belanglos. Erst jetzt geht mir der Kronleuchter auf – dass uns der Kellner vielleicht etwas sagen kann. Wenn er kann, wird er’s tun. Er findet Borrello zum Speien.«
    »Hat er das gesagt?«, wollte Klößchen wissen.
    »Nicht direkt. Aber anzumerken war es ihm. Also los, auf die Pferde, Leute! Gaby, vergiss Oskar nicht!«
    »Eher vergesse ich deinen nächsten Geburtstag!«, erwiderte sie schnippisch.
    Mit Höchstgeschwindigkeit fuhren sie durch die Stadt.
    Oskar hechelte. Gabys Gesicht glühte. Klößchen zerfloss wie ein Schneeball in der Sonne. Selbst Karl presste allerhand Schweißtropfen aus seiner knochigen Gestalt. Nur Tarzan machte die Hitze wenig aus. Als trainierter Sportler empfand er Belastungen als willkommene Herausforderung.
    Hoffentlich, dachte er, hat der Kellner heute Dienst.
    Als sie die Fattoria erreichten, bat er seine Freunde, auf der anderen Seite des Platzes zu warten.
    »Damit sich der Kellner nicht geniert. Ich meine: Immerhin soll er mir eine Auskunft geben, die Borello betrifft. Aber den fürchtet er. Unter vier Augen ist er vielleicht bereit, den Mund aufzumachen. Aber wenn wir gleich zu viert aufkreuzen, kriegt er möglicherweise Bammel und behauptet, sein Name wäre Hase.«
    »Und er wisse von nichts«, vollendete Karl.
    Sie blieben vor der Fahrradhandlung stehen, in der Tarzan das Kabelschloss gekauft hatte.
    Klößchen musste Tarzans Rennrad übernehmen.
    Dass die Fattoria geöffnet hatte, sah man von Weitem. Aber Tische waren um diese Zeit nicht besetzt; und nur wenige Gäste hatten sich an der Bar breit gemacht.
    Tarzan trat ein und entdeckte »seinen« Kellner sofort.
    Er trug Berufskleidung, die italienische Tracht – mit dunkler Hose, weißem Hemd, roter Weste und grüner Schärpe. Die Hände hatte er über seinem Bäuchlein gefaltet. Die Hamsterbacken waren nicht so glatt rasiert wie beim letzten Mal. Und der gewaltige Schnauzbart schien etwas heller geworden.
    Der Mann lächelte Tarzan zu; er hatte ihn sofort erkannt. Der zweite Kellner war in der Küche.
    Tarzan ging zu dem Schnauzbärtigen, grüßte freundlich und fragte, wo er bediene.
    »Willst du dich in mein Revier setzen? Wie nett! Wie wäre es mit diesem Tisch, junger Mann?«
    Er war weit genug von den Weintrinkern an der Theke und der blonden Barfrau entfernt.
    Tarzan setzte sich. »Bitte, eine Cola. Zu mehr reicht mein Taschengeld leider nicht. Eigentlich bin ich auch nur gekommen, um mit Ihnen zu reden.«
    »Freut mich. Ich bin Carlo. Aber manche nennen mich Charly. Kalle höre ich nicht so gern. Und wie soll ich dich anreden?«
    »Peter. Das heißt, genannt werde ich Tarzan.«
    »Was?« Carlo ließ den Mund offen. »Der bist du? Habe ich mir doch fast gedacht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, wir beiden kennen uns ja. Aber du weißt sicherlich nicht, dass die Fattoria das Stammlokal von Borrello, Seibold, Wagner, Krause, Bettger und Drechsel ist. Irgendwannam Tage kommt immer mal der eine oder
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