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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
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hören.
    »Augenblick, Tarzan. Ich hole meinen Mann. Er war bis heute Früh mit seinen Kollegen unterwegs. Das hast du ausgelöst. Vor dir ist wirklich niemand sicher – nicht mal ein Autodieb«, meinte sie lachend.
    Kommissar Glockner kam ans Telefon. Seine Stimme klang etwas müde.
    »Guten Morgen, Tarzan. Ich habe mir gedacht, dass du dich erkundigen würdest. Es sieht also so aus: Otto Seibold wurde festgenommen. Er ist geständig. Gegen ihn wurde Haftbefehl beantragt. Das Gleiche gilt für Friedhelm Wagner und Bernd Krause. Allerdings wurden die beiden, da sie voll geständig sind, wieder auf freien Fuß gesetzt. Fluchtgefahr besteht bei ihnen offenbar nicht. Die Strafen, die sie zu erwarten haben, werden sicherlich zur Bewährung ausgesetzt. Weil beide ja gerade erst volljährig sind und erstmals straffällig wurden. Im Augenblick sind meine Kollegen bei den Eltern von Bettger und Drechsel. Die beiden müssen mit Jugendstrafen rechnen. Aber in erster Linie geht es darum, sie zu bessern, auf den richtigen Weg zurückzuführen. Denn wenn sie diese Jugendkriminalität fortsetzen, sind sie eines Tages im Gefängnis. Deshalb werden wir die familiären Verhältnisse überprüfen. Ob die Eltern die Erziehung vernachlässigen und die beiden der Verwahrlosung überlassen. Das wird sich rausstellen.«
    »Und der junge Seibold?«
    »In etwa gilt für ihn das Gleiche wie für Wagner und Krause. Mildernd könnte berücksichtigt werden, dass er von seinem Vater in verhängnisvoller Weise beeinflusst wurde. Jedenfalls bemüht sich der Alte sehr, alle Schuld auf sich zu nehmen. Das Gericht muss entscheiden, wie weit das stimmt. Allerdings – auch ihm wird man eine Chance geben, in ein anständiges Leben zurückzufinden. Gestraft ist er mit der Vergiftung ohnehin. Lebensgefahr besteht zwar nicht mehr, wie ich hörte. Aber er hat Verätzungen in Rachenraum und Speiseröhre. Das bereitet teuflische Schmerzen.«
    »Ja.«
    Tarzan wechselte den Hörer ans andere Ohr. Seine Hand war feucht. Er wagte gar nicht, nach Borrello zu fragen. Dass Gabys Vater den zum Schluss aufsparte in seinem Bericht,verhieß nichts Gutes. Tarzans Instinkt ließ ihn ahnen: Da war etwas schief gelaufen.
     
    »Zu Borrello«, sagte Kommissar Glockner und räusperte sich. »Der ist uns entwischt. Zwar wird intensiv nach ihm gefahndet, aber er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Als wir in seine Wohnung kamen – sie liegt neben dem Autohaus – war der Vogel schon ausgeflogen. Ein Wandsafe stand offen. Was an Bargeld und Wertsachen griffbereit war, hat er mitgenommen, der Kerl. Da er sich vermutlich nach Italien absetzen will, wie du sagtest, haben wir sofort sämtliche Grenzpolizeistationen benachrichtigt. Bis jetzt ist er noch nirgendwo aufgetaucht. Weder in seinem Ferrari noch in einem anderen Wagen. Wir vermuten, dass er uns beobachtet hat, als wir mit zwei Streifenwagen bei seiner Adresse vorfuhren. Er weiß also, dass er gesucht wird. An der Grenze müsste er mit sofortiger Festnahme rechnen. Deshalb versteckt er sich irgendwo. Und zwar innerhalb der Bundesrepublik. Er wird darauf spekulieren, dass die Fahndung erlahmt. Schließlich ist er kein Kapitalverbrecher, kein Staatsfeind, kein Terrorist. Sobald nicht mehr jeder Ausweis an der Grenze überprüft wird, hat er eine gute Chance, durchzuschlüpfen. Einen weniger auffälligen Wagen kann er sich bestimmt verschaffen. Oder er benutzt die Bahn. Fragt sich nur, wo sich die beiden jetzt verstecken?«
    »Die beiden?« Tarzan begriff sofort, wie das zu verstehen war. Und der Schreck fuhr ihm wie ein Knoten in die Stimmbänder.
    »Ja,Tarzan. Was Borrello da angestellt hat, ist wirklich sehr schlimm, obwohl wir gegen diese Art Kindesraub keine rechtliche Handhabe besitzen. Er hat seinen Sohn Marco entführt. Heute Nacht. Gewaltsam ist er bei seiner Frau eingedrungen. Sie und seine Schwiegermutter, Frau Müller, wurden von ihm in den Heizungskeller gesperrt. Das ist Freiheitsberaubung. Wenn Frau Müller-Borrello Strafanzeige erstattet, muss er sich – so man ihn fasst – dafür verantworten. Aber ich glaube nicht, dass sie’s tut. Ihr geht es nur darum, dass sie Marco zurückbekommt.«
    Tarzan schluckte. Die arme Mübo! Jetzt war eingetreten, was sie befürchtet hatte.
    »Heute, Herr Glockner, ist der Scheidungstermin.«
    »Ich weiß. Und nach allem, was über Borrello dank deiner Findigkeit ans Licht gekommen ist, besteht über die Entscheidung des Gerichts nicht der geringste Zweifel. Man wird Marco
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