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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
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der Mutter zusprechen. Niemals einem kriminellen Vater, gegen den Haftbefehl vorliegt. Allerdings – das bleibt eine Entscheidung fürs Papier, wenn Borrello seinen Plan vollendet. Das heißt: Wenn er mit Marco ins Ausland flieht.«
    »Man kann doch Marco zurückholen!«
    »Leider nicht, Tarzan. Das ginge nur, wenn er mit krimineller Absicht entführt worden wäre. Beispielsweise, um ein Lösegeld zu erpressen. Aber Borello ist der Vater. Da kann ein deutsches Gericht hinsichtlich des Sorgerechts hundertmal zugunsten der Mutter entscheiden. Auf dem Ohr sind italienische Gerichte taub. Aus Erfahrung weiß man: Niemals würden dortige Gerichte die Polizei anweisen, ihm den Jungen wegzunehmen.«
    »O weh! Das ist schlimm und unverständlich. Was Recht ist, sollte nicht nur hier als Recht gelten. Sondern zumindest überall in Europa oder der westlichen Welt. Konnten sich die beiden Frauen selbst befreien?«
    »Wir haben sie befreit. Nach der vergeblichen Razzia in Borrellos Wohnung fuhren wir zu seiner Frau. Dort stand die Eingangstür offen. Ein kleiner Schäferhund irrte winselnd umher. Stühle waren umgestürzt. Das Bild, das sich uns bot, sah nach Handgemenge und Überfall aus. Wir durchsuchten das Haus und stießen auf die beiden Frauen im Heizungskeller. Sie hatten keine Möglichkeit gehabt, sich zu befreien oder durch Rufe die Nachbarn aufmerksam zu machen. Die Oma hat einen Schock erlitten und brauchte ärztliche Hilfe. Aber nach einer Beruhigungsspritze ging es ihr gesundheitlich wieder gut.«
    »Furchtbar! Einfach furchtbar! Der kleine Marco hat sich bestimmt mit Händen und Füßen gewehrt. Er hängtsehr an seiner Mutter. Dieser Borrello ist ein rücksichtsloser, egoistischer Dreckskerl. Der überlegt sich nicht mal, was er dem Jungen damit antut.«
    »Da hast du leider Recht.«
    »Gibt es schon eine Spur?«
    »Du meinst, wo er sich versteckt? Nein. Frau Müller-Borrello ist mit den Nerven so am Ende, dass sie uns noch keinen brauchbaren Hinweis geben konnte. Ich habe Seibold vernommen. Der würde alles verraten, weiß aber leider fast gar nichts über Borrellos Privatleben, beziehungsweise über zwielichtige Freunde, bei denen der Italiener unterschlüpfen könnte. Im Augenblick treten wir nur auf der Stelle.«
    Tarzan bedankte sich für die umfassende Auskunft und legte auf.
    Es wurde Zeit, in die Klasse zu gehen.
    Klößchen und Karl standen bei Gaby. Sie hatte natürlich alles von ihrem Vater erfahren – auch über Tarzans und Klößchens nächtliche Aktion – und berichtete jetzt mit geröteten Wangen. Man sah ihr an, wie aufgeregt sie war.
    Staunend hörten die beiden zu.
    Tarzan trat zu ihnen und begrüßte Gaby und Karl mit einem Klaps auf die Schulter.
    Eben hatte Gaby ihren Bericht beendet.
    »Hast du mit meinem Papi telefoniert?«
    »Habe ich. Bin auf dem neuesten Stand. Einfach schrecklich für die Mübo.«
    »Und für Marco. Diesem Borrello«, ereiferte sich Gaby, »könnte ich die Augen auskratzen!«
    »Ein gewissenloser Strolch«, sagte Karl. »Dass er versuchen wird, seinen Sohn zu kidnappen, hat die Mübo vermutet. Aber nicht, dass es so schnell geschieht.«

     
    »Ein bisschen ist das unsere Schuld«, sagte Klößchen mit trauriger Stimme. »Borrello hat sich mit dieser Gemeinheit so beeilt, weil er abhauen musste. Das verdankt er uns.So gesehen, waren wir der Mübo keine große Hilfe. Sicherlich – in der 9a geht die Angst nicht mehr um. Die Klasse ist wieder wie früher. Außerdem haben wir der Mübo genug Tatsachen beschafft, um bei der Scheidung das Sorgerecht für Marco zu bekommen. Aber ich kann mir denken: Das wiegt für sie alles sehr wenig gegen das Unglück, ohne ihren Sohn dazustehen.«
    Tarzan nickte. »Scheibenkleister auf der ganzen Linie. Trotzdem! Jetzt erst recht. Wir müssen versuchen, der Mübo zu helfen.«
    Verständnislos sah Gaby ihn an. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Indem wir Borrello finden und ihm Marco abnehmen!«
    »Sehr schön. Aber wie? Wenn mein Papi mit seinen Kollegen das nicht schafft – wie sollten wir das packen?«
    Tarzan rieb sich das Kinn. »So genau weiß ich das noch nicht. Jedenfalls werde ich mich nicht faul auf den Hintern setzen. Hinweise können nur von der Mübo kommen. Nach dem Mittagessen fahre ich zu ihr. Wer kommt mit?«
    »Natürlich komme ich mit«, sagte Gaby.
    Karl nickte zustimmend.
    »Vielleicht«, meinte Klößchen, »hat sie noch was von dieser herrlichen Schokoladentorte, nicht? Könnte doch sein. Ob sie uns was
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