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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons
Autoren: Arcana Moon
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Von gepuderten Flügeln getragen,
    zum Leuchten hin in stiller Nacht.
    Im Meer der Flamme vergeht,
    die Liebe die nur Leiden schafft.
    Arcana Moon „Nachtfalter“

1.
Das verflixte siebte Jahr

    „Warum weinst du?“ Eine tiefe Stimme drang durch das Dunkel.
    „Es ist so still hier. Und diese Kälte. Ich fühle mich einsam.“ Die junge Frau klang gequält, als wäre die Erkenntnis über sie gekommen, dass sich ihre Reise nicht gelohnt hatte. Sie saß nackt und vornüber gebeugt am Boden. Ihre blonden Locken waren ihr ins Angesicht gefallen und sie presste die Hände an ihr Herz. Jemand kniete sich zu ihr. Er war wie ein Geist dessen Umrisse nur kurz auf dieser Ebene der Realität aufflackerten.
    „Ich weiß, am Anfang ist die Trennung immer schwer. Aber du wirst bald wieder klarer sehen. Und ich weiche nicht von deiner Seite. Du wirst nie mehr allein sein.“ Der sachte Klang seiner Stimme war beruhigend. Sie wollte Ruhe finden. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Ihre hellgrünen Augen leuchteten ihm entgegen.
    „Versprichst du es mir?“ Sie atmete zitternd aus.
    „Ja, ich verspreche es dir.“ Wärme legte sich um ihren Leib, als er sie in seine Arme nahm. Seufzend schmiegte sie ihr Gesicht an seine Schulter. Der Schmerz zog wie Nebel von ihrer Seele. Als wäre der Teil ihres Herzens wieder zurückgekehrt, den sie verloren glaubte. Da war sie wieder, diese Sehnsucht und seltsame Gewissheit, dass alles wieder gut werden würde. Doch, was war Wunschdenken und was Realität? Dieser Zwiespalt wollte sie erdrücken.
    „Ich kann es kaum glauben.“ Ihre Stimme brach. Seine Handflächen strichen wie ein Windhauch über ihre Haut. So zärtlich, die sündigsten Gelüste entfachend. Sie seufzte. Vielleicht mehr über diese trügerische Sicherheit, als über seine Geste. Spielte er mit ihren Gefühlen? Was geschah, wenn sie dem nachgab, was sie ersehnte? Würde sie es bereuen oder ewig davon schwärmen? Diese Gedanken sind die eines flatterhaften Teenagers und nicht die einer erwachsenen Frau, schalt sie sich innerlich.
    „Es war alles nur ein böser Traum, hörst du? Nur ein Traum“, flüsterte er. 
    Celice presste sich fester an ihn. Sie wollte die Realität seiner Existenz spüren. Doch was war das? Es war nicht ihr Herz, das die lautesten Schreie von sich gab. Es war seines! Es schlug tatsächlich ein Herz in seinem Leib. Sie hatte vergessen, dass er eines besaß.
    „Warum kann ich es hören?“, kam es wie von selbst von ihren Lippen.
    „Weil du mein Herz bist. Du bist der Impuls, der mich am Leben hält. Solange Liebe in deiner Seele lebt, werde ich sein.“ 
    Sie blickte zu ihm auf. Sein Gesicht war von Finsternis verhüllt. Er war ihr so bekannt. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Oder wollte sie nicht? So vieles hatte sie vergessen. So vieles, das nicht mehr wichtig war.
    Plötzlich löste sich der Schatten auf. Sie fiel auf die Knie und griff in die Leere, die von ihm geblieben war. Natürlich! Es war alles nur ein Traum. Ein Scheinbild von Glück und Liebe. Er war eine Sehnsucht gewesen, der nur Enttäuschung folgen konnte. Der Schmerz schmeckte süß. Aufkommende Tränen vergingen zu Staub. Viel zu schnell. Oh verfluchtes Feuer der Täuschung!
    „Die Liebesqual ist ein schleichender Tod, denn Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Doch Totgesagte leben länger, mein Herz“, raunte er ihr zu. 
    Verwirrt blickte sie sich um. Konnte sie ihm glauben? War es wirklich wahr? Nein! Niemals! Er war nicht hier. Er konnte nicht hier sein. Und dieses Gefühl in ihr war auch nur eine Illusion. Sie bereitete sich schon auf die Leere vor, sobald das Traumbild in ihr zerbrach. 
    „Je mehr du dich dagegen wehrst, desto heftiger wird es über dich kommen.“ 
    Der Blondschopf verzog die Lippen.
    „Es gibt nur eine wahre Liebe im Leben. Alles andere ist ein Abziehbild dieses Gefühls!“ 
    Diese abgedroschene Phrase entsprach nicht ihrem Wesen. Es war zu spät um zu verleugnen, was in ihr war. Celice legte die Arme um ihre Beine und zog sie an ihre Brust.
    „Dann bleibt nur die Frage, welche von den Liebschaften, die man im Leben hat, ist die einzig Wahre?“, erklang seine Stimme hinter ihr. „Du weißt, dass ich es bin.“ 
    Ja, sie wusste es.
    „Nein, ich ... ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr.“ 
    Sie konnte sein Grinsen auf ihrer Seele spüren. Was für eine lächerliche Lüge! Glaubte sie selbst daran? Nein. Aber irgendetwas musste sie sagen, auch wenn er die Wahrheit längst
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