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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons
Autoren: Arcana Moon
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Hand.“ Alessandros Augen wurden zu schwarzen Löchern.

    „Schluss mit diesem Theater! Das Spiel ist vorbei!“, donnerte eine weibliche Stimme von oben herab. Eine alte Frau schälte sich aus dem Dunkel. Sie trug dieselbe Kleidung wie Celice. Ihr Haupt zierte allerdings eine kristallene Krone mit Perlenketten, die durch ihr bodenlanges schwarzes Haar gewunden waren. Ihre Augen schimmerten blau wie der sommerliche Horizont. „Lass uns zusammenkommen und beraten. Es ist Zeit, das Urteil zu sprechen, mein Sohn.“ Trotz ihres ernsten Gesichtsausdrucks konnte man eindeutig Lachfältchen auf ihrer weißen Haut erkennen. Als sie ihre Hand erhob, schienen sich die Furchen in ihrem Gesicht noch weiter zu vertiefen. Mehrere Schattengestalten traten aus dem Dunkel und umringten die Energievampyre. 
    Alessandro stellte sich schweigend neben seine Mutter. Jade war verwirrt. Sein Vater gab freiwillig auf? Was ging hier vor? Celice war verschwunden. Jade sah die alte Frau an, die ihn lächelnd zu sich heranwinkte.
    „Geh nicht“, wimmerte Lilly. Doch Jade fühlte, dass es nichts mehr gab, was ihn halten konnte. Stolz ging er hinüber und reihte sich neben Alessandro ein, der ihm die Hand auf die Schulter legte. Das Schwarz in Jades Augen zog sich zusammen und bildete eine reptilienartige Pupille, die umrandet von einer meerblauen Iris war. Nun wurde ihm alles klar. Sein Vater würde ihn nicht sterben lassen. Im Gegenteil. Er musste innerlich über dieses kleine Schauspiel lachen, das man offensichtlich nur für ihn inszeniert hatte. Ein neues Familienmitglied musste wohl in gebührendem Maße aufgenommen werden. Und diese armen Gestalten, die sich seine Eltern nannten, sie waren nur Figuren auf einem großen Schachbrett. Man hatte ihnen eine Chance gegeben sich zu bewähren und aufzusteigen. Doch diese Prüfung hatten sie nicht bestanden.

    „Wer das Gesetz der Grenzwahrung und der natürlichen Entwicklung des Lebens verletzt, wird mit der Auslöschung seiner Seele bestraft. Ihr habt es gewagt, euch in unsere Geschicke einzumischen! Das Tribunal befindet euch aufgrund erwiesener Materiemanipulation für schuldig!“ Alle Anwesenden sprachen die Worte im Chor. Damit wurde der Endgültigkeit dieser Entscheidung noch einmal Nachdruck verliehen.
    Lilly blickte Jade an. Sein Gesichtsausdruck war eiskalt. Richard klammerte sich an seine Frau. Es gab kein Entkommen, jeder Versuch würde die Lage noch verschlimmern. Lilly hatte keine Angst vor dem, was geschehen würde. Viel schlimmer war es, dass sich ihr Sohn von ihr abgewandt hatte. Ihr Gesicht war tief gezeichnet von Schmerz und Enttäuschung. 
    „Das Urteil wird sofort vollstreckt!“, verkündete die alte Frau. Die Illusionisten schlossen ihre Augen und erhoben die Hand, die Fläche nach oben gerichtet. Wie bei starker Hitze schien die Umgebung zu flackern. Es herrschte Stille. Kein Atemzug. Kein Herzschlag. Nicht einmal der Ansatz von einem Rauschen im Ohr. Und dann kamen sie. Blaue Blitze von allen Seiten wanden sich um und durch die Astralleiber der Verurteilten. Sie zitterten, als würde sie an einer Starkstromleitung hängen. Ihre Münder waren wie zum Schrei geöffnet, doch nichts durchbrach die Stille. Erst zerbarsten ihre Augen in Splitter und dann zerstob ihre Geistergestalt in Millionen Funken, die wie Sternschnuppen vergingen. Nichts blieb von ihnen übrig. Nicht einmal die Erinnerung.

    Jade senkte den Blick und atmete tief durch. Dann wandte er sich seinem Vater zu. „Was wird mit Celice geschehen?“
    „Sie wird mit dir zurückkehren. Wir dürfen das Gleichgewicht des Universums nicht aufs Spiel setzen. Alles wird geschehen, wie es soll.“
    „Du gibst sie auf?“ 
    „Wo denkst du hin, mein Sohn? Die wahre Macht liegt darin, die Illusion so auszuschmücken, dass man sich trotz des Wandels heimisch fühlt.“ Alessandro lachte auf, als sein Sohn ihn fragend ansah. „Ihre Träume gehören mir, genauso wie ihr Dämon. Du wirst ihr Begleiter da draußen sein. Der Kuss des Lustdämons bindet sie an mich und somit auch an dich. Denn ich bin du und du bist ich.“ Er schmunzelte.
    „Was ist mit ihrem ehemaligen Geliebten?“
    „Seine Zeit war abgelaufen.“ 
    Jade runzelte die Stirn. „Was hast du getan?“ 
    Alessandro seufzte. „Die Illusion namens Leben hat viele Widgets und Plugins, mit denen sie spielen kann. Der Protagonist einer Geschichte muss immer erst leiden, bis er das wahre Glück findet und sich selbst verwirklicht.“ 
    Jade schüttelte
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