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Andreas Steinhofel

Andreas Steinhofel

Titel: Andreas Steinhofel
Autoren: Die Mitte der Welt
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jetzt. Ich
wünsche ihr die Pest an den Hals und ich liebe sie.
    Das habe ich gelernt: Liebe ist ein Wort, das du nur mit
blutroter Tinte schreiben solltest. Liebe treibt dich dazu, die
seltsamsten Dinge zu tun. Sie lässt dich regenbogenfarbene
Bonbons verteilen, sie lässt dich in roten Schuhen durch die
Straßen tanzen, und sie schreckt nicht davor zurück, dich nachts
mit blutenden Händen Gräber in paradiesische Gärten hacken zu
lassen. Liebe schlägt dir tiefe Wunden, aber auf eine ihr eigene
Art heilt sie auch deine Narben, vorausgesetzt, du vertraust ihr
und gibst ihr die Zeit dazu. Meine Narben werde ich nicht
anrühren. Ich werde neue Wunden davontragen, noch ehe die
alten verheilt sind, und ich werde anderen Menschen Wunden
zufügen. Jeder von uns trägt ein Messer.
    So sind die Regeln, Paleiko.
Die See ist unruhig. Kleine, grünblaue Wellen schwappen auf,
sie brechen sich schäumend in der Schneise, die das Schiff bei
voller Fahrt ins aufgewühlte Meer schneidet, und klatschen
scheinbar wahllos, in Wirklichkeit aber irgendwelchen
physikalischen Gesetzen folgend, übereinander zusammen.
Nichts ist, was es zu sein scheint. Wahrheiten sind so
zerbrechlich wie die Menschen, die sie erschaffen. Das Wasser
hat hier eine Tiefe von mehreren Kilometern. Es sieht aus wie
unbelebt. Doch irgendwo in der unergründlichen Schwärze
unter mir wimmeln grotesk gestaltete, phosphoreszierende
Fische. Gable sagt, es sei ein Wunder, wie diese Phantome der
Tiefe dem unglaublichen Druck standhalten, den der Ozean auf
sie ausübt, ein wahrhaftes Wunder. Er hat zum Guten wie zum
Schlechten nie verlernt, die Welt mit den Augen eines Kindes
zu sehen.
Wenn ich meinen Blick nach links wende, schaue ich in die
Richtung, in der, nur noch einen halben Tag entfernt, Amerika
liegt. Nummer Drei auf diesem Kontinent ausfindig zu machen
wird so schwierig werden und, das befürchte ich, ebenso
erfolglos bleiben wie die Suche nach der berühmten Stecknadel
im Heuhaufen. Aber ich kenne seinen Namen.
Was vor mir liegt, worin ich verstrickt bin, ist eine Suche,
keine Flucht. Es gibt nichts, wovor ich mich fürchten müsste.
Und deshalb werde ich irgendwann, ganz gleich, ob ich meinen
Vater gefunden habe oder nicht, nach Hause zurückkehren.
Wenn genug Zeit vergangen ist. Wenn ich das Wort vor mir
hersage wie ein Gebet: Visible, Visible, Visible…
Ich schlage den Kragen meiner Windjacke hoch, wandere über
Deck und drehe das schwere Metallrad, um die Tür zum
Frachtraum zu öffnen. Dahinter wartet Arbeit auf mich.
Seltsam, aber ich vermisse Händel.
DANKSAGUNG
    Ich liebe Danksagungen.
Einer meiner geheimsten Träume war immer, Regisseur zu
werden, nur um einen Oscar zu gewinnen und Tom Cruise oder
Sean Connery bei meiner Dankesrede in Tränen ausbrechen zu
sehen. Und sie anschließend zu trösten.
    Ich danke:
Der Stiftung Preußische Seehandlung, Berlin, die durch ein
großzügiges Stipendium die Arbeit an diesem Roman gefördert
hat.
Donner und Ackermann, die Ohren und Uhren für mich
öffneten, und Almut Gebhard für Nachhilfestunden in
Pharmakologie.
Dr. Friedbert Stohner, Ursula Heckel und Cornelia Berger für
wahlweise verlegerischen oder redaktionellen, immer aber
freundschaftlichen Beistand.
Klaus Humann und Cordula Duffe, deren große Begeisterung
und noch größerer Einsatz mir Antrieb und Ermutigung waren.
Meiner Familie: Hiltrud, Dirk und Björn – ihr seid meine
Mitte der Welt.
Tiger. Jede Aufzählung wäre zu kurz. Ich liebe dich. (Match
this, Tom and Scan!)
Zuletzt muss ich die Muse des Erzählens um Verzeihung
bitten. Ich habe sie in eine schwarze Puppe verwandelt, und in
dem aus ihrem Namen entstandenen Anagramm fehlt ein
Buchstabe. Ich hoffe, wir bleiben trotzdem Partner.
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