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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Stationswerft verlegte, wo sie demontiert und nach Ersatzteilen ausgeschlachtet werden sollte. Da hämmerte er an die Wände seiner Zelle und fing mit derartiger Wut zu heulen an, daß man ihm schließlich ein Beruhigungsmittel verabreichen mußte.
    Niemand hatte eine Ahnung, was ihn warnte, als das Raumschiff der Hylands die KombiMontan-Station anflog – und kein Mensch wußte, wie angestrengt er sich abgemüht hatte, um ihm zu entgehen.
    Wahrscheinlich wäre er selbst nicht dazu in der Lage gewesen, die Natur dieser Warnung zu erläutern. Sie war eine Sache des Gespürs gewesen. Er besaß einen ausgeprägten Instinkt, und dieser Instinkt hatte sich gemeldet, als er beobachtete, wie der nagelneue, glänzend frischlackierte Erzfrachter sich ins Dock schob.
    Er sah nach fetter Beute aus, der Sorte Schatzschiff, das die Strahlende Schönheit an Schweißnaht um Schweißnaht auseinandernehmen konnte, um ihr Inneres zu entblößen, die Dinge zu rauben oder zu vernichten, von denen andere Leute sich einbildeten, sie erhöben sie zu überlegenen Wesen: Geld, Eigentum, Glück. In der Vergangenheit hatte er sich solche Raumschiffe vorgenommen, schon oft hatte er sich derartige Schiffe vorgeknöpft, sie bis an ihr Ziel verfolgt, ihre Geheimnisse ausgekundschaftet, sie dann mitten in der schwarzen Weite des Alls zerschossen, sie zerstört zurückgelassen, wo sie für immer verschollen blieben; er hatte sie überfallen und vor sich hingetobt, während er über sie herfiel, er austilgte, was andere seines Schlages sich als Reichtümer angeeignet hätten, weil seine Geldgier Grenzen kannte, seine Lust, sich die Wirkung des Feuers einer Materiekanone anzuschauen, hingegen nicht. Wenn er sich allein in seinem Raumschiff aufhielt, durch die DelSek streifte oder in Mallory’s Bar & Logis hockte – Angus Thermopyle blieb stets allein, selbst wenn er einmal einen blinden Passagier einschmuggelte oder ein Exemplar ausgestoßenen menschlichen Abschaums auflas, damit jemand ihm als Crewmitglied aushalf –, schwelgte er in den Erinnerungen an die überfallenen Schiffe, kostete seinen Haß auf sie nochmals aus.
    Aber dieses Mal nicht.
    Diesmal warnte sein Gespür ihn, und er hatte seinem Gefühl immer getraut. Soviel er wußte, gab es für ihn keinen Grund zu besonderer Vorsicht. Seine Verbrechen hinterließen kaum Indizien: um die Überreste seiner Schurkereien zu verbergen, existierte keine günstigere Umgebung als die Weltraumtiefen. Nur sein Data-Nukleus hätte ihn ans Messer liefern können, und um dieser Gefahr vorzubeugen, hatte er längst Vorkehrungen getroffen, so raffinierte Maßnahmen, daß niemand sie entdecken konnte, da man sie theoretisch als undurchführbar betrachtete. Doch weil er sich als Jäger betätigte, war er auch schon gejagt worden. Deshalb zeichnete er sich durch die Intuition eines Beutetiers aus.
    Darum tat er etwas, das keinem anderen auf der KombiMontan-Station oder in ihrem Umkreis jemals in den Sinn gekommen wäre: er benutzte seine Prospektorensonden, um das Raumschiff der Hylands auszuforschen.
    Einige dieser Sonden hatten den Zweck, das Atomgewicht dünner Schnittstellen massiven Gesteins zu messen. Sie verrieten ihm, daß der Rumpf der Stellar Regent aus einer Legierung bestand, die er lediglich vom Hörensagen kannte, aber noch nirgendwo gesehen hatte – einer dermaßen harten Verbindung, daß sie das Feuer von Materiekanonen abwehrte, so wie Stahl Wasser abwies.
    Einer derartig teuren Legierung, daß niemand sie sich für einen Erztransporter leisten konnte. Nirgends im Weltraum arbeiteten Erzförderer oder -händler, deren Vermögen ausreichte, um ihnen solche Ausgaben zu gestatten.
    Als er die Meßergebnisse sah, ergriff Angus Thermopyle die Flucht.
    Er nahm sich nicht einmal die Zeit, um Vorräte zu kaufen. Er machte auch erst gar keinen Versuch zu erfahren, was die Gerüchteküche der Station über das Hyland-Schiff verbreitete. Er verzichtete darauf, den Namenszug der Strahlenden Schönheit mit neuer Farbe nachzustreichen, obwohl er ihn sonst immer erneuerte, bevor er sich in die tückischen Unwägbarkeiten des Alls hinauswagte. Ein so kostspieliges Raumschiff wie die Stellar Regent mußte Freunde haben, Protektion genießen. Hatte es Geleitschutz? Lauerten Kosmo-Interzeptoren im Bereich der Station, achteten auf Anzeichen irgendwelcher Gefährdungen? Angus rechnete mit so etwas, aber es hielt ihn nicht zurück. Er machte die Luken dicht, rief die Stationszentrale an, reichte eine rein
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