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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Untersuchungsausschuß lachte er sich bloß ins Fäustchen. Auch er und seine Crew kehrten als freie Leute, vergnügungssüchtig wie immer, scheinbar auf nichts aus als Spaß an der Freud, erneut bei Mallory ein.
    Die offizielle Suche war noch in Gang. Bislang hatte man keine Spur des Versorgungsschiffs entdeckt. Nach so langer Zeit verringerte sich zusehends jede Aussicht, seinen Verbleib noch aufzuklären.
    Aber schon am Abend stürmte der Stationssicherheitsdienst in Mallory’s Bar & Logis, um Angus Thermopyle zu verhaften.
    Man hätte Hinweise auf ein begangenes Verbrechen, behaupteten die Sicherheitsdienstler. Ein derartiger Verdacht verlieh ihnen das Recht, ohne Erlaubnis des Eigentümers an Bord der Strahlenden Schönheit zu gehen und den Data-Nukleus zu beschlagnahmen. Dank des Data-Nukleus hatten sie ihre geheimen Laderäume enttarnt. Und in den geheimen Laderäumen waren sie auf Nahrungsmittel, Ausrüstung und Medikamente gestoßen, die nur von dem vermißten Versorgungsschiff stammen konnten.
    In der DelSek erfolgten selten Verhaftungen. Die Leute, die Lokale wie Mallory’s Bar & Logis aufsuchten, neigten dazu, gegen Störungen ihrer Lebensführung durch Vertreter von Recht und Ordnung etwas zu haben. Nicht einmal in Gruppen konnten Sicherheitsdienstler jederzeit in der DelSek umherstöbern, ohne angepöbelt zu werden.
    Aber diesmal hatte jemand ein Versorgungsschiff ausgeplündert, vermutlich ausgeraubt. Die KombiMontan-Station benötigte die Lieferungen zum Leben. Unter diesem Verbrechen hätte jeder Mann, jede Frau in der Station zu leiden gehabt. Und jeder einzelne von ihnen verabscheute, fürchtete oder haßte Angus Thermopyle.
    Anfangs lief die Festnahme nicht reibungslos ab. Bevor man Angus abführte, entstand zwischen ihm und Morn Hyland ein Handgemenge; es sah aus, als versuchte er sie festzuhalten. Aber es gelang ihr, sich loszureißen, gerade als die Sicherheitsdienstler zuschlugen. Sofort machten die Umstehenden, zumal Nick Succorsos Crew sie beiseite drängte, ihr Platz. Und schon hatten sie und Nick sich verdrückt; sie verschwanden so plötzlich, als hätten sie einen Sekundensprung getan.
    Die Käptens Liebchen durfte ungehindert von der Reede starten; aber das konnte sich jetzt jeder leicht erklären. Nick mußte in einigem Umfang mit dem Sicherheitsdienst um Vergünstigungen gefeilscht haben, ehe er die Beweise gegen Angus lieferte. Zu diesen Zugeständnissen zählte offenbar auch freier Abflug.
    So wurde die Schöne gerettet. Der verwegene Pirat machte sich mit ihr auf und davon. Wochenlang palaverten die Trunkenbolde und Abgehalfterten bei Mallory kaum über irgend etwas anderes als das, was die Schöne und der Pirat jetzt miteinander trieben. Für romantische Gefühle noch Empfängliche sannen mit einem Kloß im Hals über das Vorgefallene nach. Und sogar die Zyniker in den Ecken befriedigte der Ausgang der Geschichte. Nick Succorso hatte wie von ihnen erwartet gehandelt. Nur hatte der ganze Ablauf zwei Mängel.
    Erstens traf das Versorgungsschiff von der Erde pünktlich ein. Es hatte auf dem Flug keinerlei Probleme gehabt. Und die Crew berichtete, unterwegs keinem anderen Raumschiff begegnet zu sein.
    Zweitens fand man nie das Kontrollgerät zu Morn Hylands Z-Implantat. Angus Thermopyle hatte es, als man ihn inhaftierte, nicht bei sich. Deshalb schmorte er lediglich im Stationsknast, statt der Hinrichtung entgegenzublicken.
    Für das erstere Manko konnte man sich leicht eine Erklärung denken. Nick Succorso mußte die gesamte Affäre fingiert, den Notruf vorgespiegelt, selbst Stationsvorräte gestohlen und an Bord der Strahlenden Schönheit versteckt haben. Dergleichen entsprach genau seinem Stil. Deswegen bewunderten die Gäste bei Mallory ihn nun erst recht um so mehr.
    Die zweite Ungereimtheit hingegen blieb ein Rätsel. Das Fehlen des Kontrollgeräts ergab keinen Sinn. Vor der Festnahme konnte Angus sich unmöglich des Kontrollgeräts entledigt haben; hätte er es getan, wäre Morn ihm zu entkommen imstande gewesen, oder wahrscheinlich hätte sie ihn für das, was er ihr zugefügt hatte, mit den bloßen Händen erwürgt. Dennoch mußte er es ganz einfach vorher beiseite geschafft haben. Andernfalls hätte man es bei ihm gefunden.
    Die einzige andere denkbare Erklärung befriedigte noch weniger. Immerhin handelte es sich in diesem Fall bei Z-Implantat und Kontrollgerät nur um hypothetische, keine konkret nachgewiesenen Tatgegenstände. Vielleicht hatte er beides nie
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