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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
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steckte so sehr an, wie seine unübersehbare Männlichkeit ausstrahlte. Nur jene Leute, die die Narben unter seinen Augen beobachteten, merkten ihm an, daß er sich auch mit ernsteren Angelegenheiten als bloß Zecherei beschäftigte. Und wenn er in Mallory’s Bar saß, konnten diese Angelegenheiten nur eines bedeuten: er spitzte die Ohren, siebte und ordnete das Erlauschte, schätzte es ein, schloß Kontakt mit neuen Informationsquellen.
    Wenn er die KombiMontan-Station verließ, geschah es plötzlich. Und wenn er zurückkehrte, feierte er.
    Durch irgendeinen Zufall ergab es sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit, daß während seiner Abwesenheit fremde Raumschiffe ›überfällig‹ wurden.
    Selbst ein Nullwellenhirnchen hätte voraussagen können, daß bei Morn Hylands Anblick alles in Nick auf sie ansprechen mußte. Falls er sich wirklich als Pirat betätigte, präsentierte er sich jedenfalls als Schillergestalt von Pirat, vergleichbar mit der Art von Säbelschwingern, die sich in romantischen Videos mit Feuer und Schwert die Gasse zur bedrohten Tugend freikämpften. Und Morn sah ebenso schön aus, wie sie sich offenkundig in bemitleidenswerter Lage befand; sollte es je einen Inbegriff der jungen Dame in Bedrängnis gegeben haben, dann sie in ihrem Mißhandeltsein, ihrer Wehrlosigkeit. Ganz zu schweigen von der herausfordernden Tatsache, daß sie mit einem anderen umherlief, einem Piraten, von dem es hieß, er sei sogar noch erfolgreicher als Nick Succorso. Aber nur die Personen, die es nicht besser verstanden, verdutzte es, daß er nicht sofort einschritt, um ihr zu helfen. Die Anwesenden in den Ecken wußten sein Vorgehen durchaus abzusehen.
    Jemand wie er versuchte erst gar nicht, einem Mann wie Angus Thermopyle die Frau auf direktem Weg abspenstig zu machen. Für so etwas war er zu schlau. Mit anderen Worten, er hegte zuviel Respekt vor Angus Thermopyles zu erwartenden Gegenmaßnahmen. Und Angus verhehlte seine Schwächen – geradeso wie er seine Ausschweifungen verheimlichte –, indem er sie unzugänglich an Bord der Strahlenden Schönheit verbarg. Nick hätte, um seine Alarmanlagen überlisten zu können, die Unterstützung des Stationssicherheitsdienstes haben müssen.
    Nein, Nick setzte sich hin und wartete ab, stierte zu Morn Hyland hinüber, bis die Narben unter seinen Augen schwarz wirkten, lauerte auf seine Chance; wartete darauf, daß Angus Thermopyle irgend etwas anfing.
    Er hatte vor, Angus’ nächste Aktivität sich abzeichnen zu sehen und zu durchschauen. Er wollte etwas einfädeln, das der Sicherheitsdienst nie bewältigt hatte: Angus’ Geheimhaltung zu hinterblicken. Und sobald er wußte, was Angus als nächstes zu tun gedachte, beabsichtigte er, die Aktion zu observieren, um sie schließlich auffliegen zu lassen. Der Moment, in dem man Angus verhaftete, mochte Nicks einzige realistische Gelegenheit werden, um ihm Morn wegzuschnappen.
    Er wollte sie.
    Aber gleichzeitig interessierte es ihn, sich mit Angus Thermopyle zu messen.
    Falls er noch weitere Beweggründe hatte, ließ er sich davon in der DelSek nichts anmerken.
    Wie es sich ergab, entstand schneller eine Gelegenheit, als man es erwartet hätte. Es konnte sein, daß Angus sich mit Morn an seiner Seite besonders naßforsch fühlte und es ihm darauf ankam, sein Draufgängertum zu beweisen. Möglicherweise trieb ihn Gier zum Handeln – falls er überhaupt noch gieriger werden konnte, als er sich ohnehin längst aufführte. Oder vielleicht bot sich ihm ein einfach zu großer Köder, als daß er ihn hätte ignorieren können. Was auch der Grund gewesen sein mochte, kaum zwei Wochen nachdem er sich das erste Mal mit Morn bei Mallory hatte blicken lassen, stand er auf zu neuen Taten.
    Das angekündigte Versorgungsraumschiff von der Erde – es flog aus irgendwelchen Gründen mehrere Wochen früher als sonst an – befand sich in Schwierigkeiten. Jeder Funkempfänger in oder rund um die Station fing den Notruf auf, ehe die Verbindung endete. Anscheinend hatte das Hyperspatium-Syndrom ein Crewmitglied befallen. Nach Rückkehr des Raumschiffs in den Normalraum kam dies unglückselige Individuum auf die ebenso unglückliche Idee, eine Brechstange in die Speicherbank des Navigationscomputers zu rammen. Als seine Kameraden den Betroffenen gebändigt hatten, ließ das Raumschiff sich nicht mehr steuern, die genaue Position nicht mehr ermitteln. Der Umstand, daß der Notruf plötzlich verstummte, deutete darauf hin, daß die Beschädigung des
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