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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gehabt.
    Aber dann rutschte die komplette Ereigniskette ins Unbegreifliche ab. Weshalb blieb Morn Hyland bei ihm, wenn er über sie keinerlei Macht hatte? Und sollte er sie in irgendeiner sonstigen Hinsicht in seiner Gewalt gehabt haben, warum verzichtete er auf ihre Ausübung? Wie könnte er vor der Gefahr gewarnt worden sein?
    Kein Mensch kannte auf diese Fragen die Antworten. Aber die Leute, die danach fragten, interessierten sich dafür nur aus Neugier. Die Hauptvorgänge der Geschichte sah man deutlich genug. Einzelheiten ohne Sinn durfte man auf lange Sicht vergessen.
    Die wahre Geschichte hätten die Gäste bei Mallory als weitaus unglaubwürdiger erachtet.

 
3
     
     
    Teile der Geschichte würden immer schleierhaft bleiben, wenn Angus Thermopyle sie nicht erklärte; und er weigerte sich.
    Am Schluß der Verhandlung gegen ihn hatte die Strahlende Schönheit keine Geheimnisse mehr. Im Gegensatz zu ihrem Äußeren, das im großen und ganzen einem Prospektoren-Raumschiff ähnelte, verfügte sie über hochmoderne Partikelanalysatoren und Dopplersensoren, Instrumente also, die kein gesetzesfürchtiger Prospektor jemals brauchte. Sie hatte zu starke Abschirmung – das ganze Spektrum, über das ein modernes Raumschiff überhaupt nur verfügen konnte: Panzerplatten gegen Kollisionen, Meteore und Impacter-Einwirkung, glasierte Außenflächen zum Reflektieren von Laserstrahlen sowie elektromagnetischen Schutz, nämlich Partikelkollektoren und Dispersionsfelder, gegen Materiekanonen –, und obendrein zu schwere Bewaffnung. Bei Vollschub hätte ihr Pulsator-Triebwerk einen Planetoiden aus der Bahn bugsieren können. In ihrem Innern verbargen sich Laderäume an Stellen, wo die Stationsinspektoren nie welche vermutet hätten. Und sie enthielt derartig zahlreiche Relais und Servos, Kompensationsschaltungen und Korrektursteuerungen, daß tatsächlich eine Einzelperson allein sie fliegen konnte; allerdings stimmten die Experten, die sie untersuchten, darin überein, daß es Selbstmord sei, unterzöge ein einzelnes Individuum sich länger als ein paar Stunden hintereinander dem Streß einer so vielseitigen Beanspruchung.
    Darüber hinaus enthüllte der Data-Nukleus das Ausmaß von Angus’ ›Reichtum‹. Zur Verblüffung der Ankläger stellten seine finanziellen Mittel sich als läppisch heraus; er hatte so gut wie nichts. Ungeachtet seiner Reputation hatten seine Einkünfte die Ausgaben stets nur geringfügig übertroffen.
    Aber diese unerwartete Einzelheit half ihm naturgemäß nicht im mindesten. Man hatte ihn nicht wegen ›Reichtums‹ verhaftet. Und in manch anderem Hinblick wirkte die Aufdeckung seiner Geheimnisse sich für ihn hinlänglich unheilvoll aus. Man fand genug Beweise, um ihn mehrerer Piratenakte zu überführen; allerdings gelangte der gesamte Sicherheitsdienst zu der Auffassung, daß die Beweislage enttäuschte, denn sie genügte nicht, um die Todesstrafe zu verhängen. Und auf keinen Fall reichte sie aus, um die rätselhaften Aspekte von Morn Hylands Geschichte zu klären.
    In Anbetracht dieser Unzulänglichkeit – die ihm eventuell dazu Gelegenheit gegeben hätte, seine Handlungen in der vorteilhaftesten Weise darzustellen –, befremdete es Angus’ Ankläger um so mehr, daß er es hartnäckig ablehnte, sich zu verteidigen, eigene Aussagen zu machen. Er verweigerte sogar die Beantwortung überhaupt irgendwelcher Fragen. Mit einem Z-Implantat hätte man ihn zum Reden ermuntern können; doch das Gesetz – und die VMKP – mochte die Benutzung bei Verhören, um Geständnisse zu erlangen, nicht als ›gerechtfertigte Anwendung‹ einstufen. Infolgedessen deckte der Sicherheitsdienst der KombiMontan-Station nie auf, wo oder wie man die Strahlende Schönheit ausgerüstet, und ebensowenig, wie sie ihre Schäden erhalten hatte. Für die Tatsache, daß es um Angus’ Leumund weit schlechter stand, als die Beweise gegen ihn an Gerichtsverwertbarem hergaben, fand sich nie eine Erklärung. Er zeigte keine Bereitschaft, Gründe für das Vorhandensein von Proviant, Gerätschaften und Medikamenten der Station an Bord seines Raumschiffs zu nennen oder wenigstens Schutzbehauptungen dafür vorzutragen. Und nichts an Neuem erhellte das seltsame Verhältnis zwischen ihm und Morn Hyland. Während der ersten Wochen seiner Haft öffnete er den Mund nur, um sich über das Essen, die Umstände oder die Behandlung im Stationsgefängnis zu beklagen.
    Und als man ihm mitteilte, daß man die Strahlende Schönheit in die
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