Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
bedeutungsschwanger.
    Das schmale Gesicht des Mannes wurde sichtlich blaß. »Warum erwähnen Sie … Woraus schließen Sie …«
    »Kommen Sie, Kalenischeff. Es ist doch nur zu offensichtlich. Irgend etwas oder irgend jemand hat Sie so gewaltig eingeschüchtert, daß Sie fliehen wollen. Und wer anders könnte das sein als dieses kriminelle Genie, dieser diabolische Meisterverbrecher? Wir konnten zwar nicht beweisen, daß Sie zu seiner Bande gehörten, sind jedoch davon überzeugt. Wenn Sie diesem allmächtigen, allwissenden Individuum zu entgehen beabsichtigen, täten Sie gut daran, sich der Polizei – oder noch besser – uns anzuvertrauen. Das ist selbstverständlich nur ein Vorschlag.«
    »Sie irren sich«, stammelte Kalenischeff. »Ganz erheblich sogar. Ich würde niemals … Ich hätte mich niemals in Dinge verwickeln lassen …«
    Emerson runzelte die Stirn. Als er sprach, empfand auch Kalenischeff seine leise grollende Stimme bedrohlicher als jedes Schreien. »Sie Halunke sind hier derjenige, der sich irrt. Ihre Unschuldsbeteuerungen überzeugen mich nicht im geringsten. Sagen Sie Ihrem Meister, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, daß er mir aus dem Weg gehen soll. Das gleiche gilt auch für Sie. Ich will nichts mit Ihnen beiden zu tun haben. Sollten Sie mir jedoch in die Quere kommen, werde ich Sie wie einen Käfer zertreten. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    Das war eigentlich nicht die Methode, nach der ich vorgehen wollte. Deshalb sagte ich rasch: »Überlegen Sie, was Sie tun, Kalenischeff. Vertrauen Sie sich uns an, und wir werden für Ihre Rettung sorgen. Sie gehen bereits ein erhebliches Risiko ein, indem Sie nur mit uns reden. Die Spione Ihres Schreckensmeisters lauern überall. Wenn man Sie hier sieht …«
    Meine Methode war auch nicht erfolgreicher als die Emersons. Kalenischeff wurde leichenblaß vor Entsetzen. »Sie haben recht«, murmelte er und stolperte wortlos auf den Eingang des Hotels zu.
    »Ha«, sagte Emerson befriedigt. »Gute Argumentation, Peabody. Damit sind wir den Kerl endlich los.«
    »Das war nicht meine Absicht, Emerson, wir können dem Verschwinden dieses Halunken nicht Vorschub leisten. Wir können nicht zulassen, daß er den Ruf dieser jungen Dame ruiniert, die offensichtlich sein letztes Opfer ist!«
    Ich wollte aufspringen, doch Emerson packte meinen Arm und stieß mich so unsanft auf meinen Stuhl zurück, daß mir die Luft wegblieb. Als ich mich endlich befreit hatte, war die Kutsche mit den edlen Grauschimmeln vor der Hoteltreppe vorgefahren, und die junge Dame hatte die Terrasse betreten.
    Kalenischeff beeilte sich, ihr in die Karosse zu helfen. Als die Dame einstieg, erhaschten die Gaffer einen Blick auf ein niedlich geknöpftes Stiefelchen und rüschenbesetzte Unterröcke. Kalenischeff schwang sich auf den Kutschbock, entriß dem Stallburschen die Peitsche und ließ diese durch die Luft sausen. In vollem Galopp preschten die Pferde los. Fußgänger und Hausierer stoben auseinander. Ein alter Obstverkäufer war etwas zu langsam; er stolperte zur Seite und rettete damit zwar seine morschen Knochen, doch seine Apfelsinen und Zitronen flogen im hohen Bogen durch die Luft.
    Als Ramses aufspringen wollte, schüttelte ich den Kopf.
    »Aber Mama, ich dachte, ich könnte dem alten Mann behilflich sein. Wie du siehst, sind seine Apfelsinen …«
    »Ich zweifle nicht an deinen guten Absichten, Ramses, das ehrt dich. Aber sie enden fast immer in einer Katastrophe, nicht nur für dich, sondern auch für den Empfänger deiner Hilfeleistung.«
    »Aber Mama, der Mann da …«
    Er deutete auf einen der zerlumpten Umstehenden, der dem Obsthändler zu Hilfe geeilt war – ein großer, gutgebauter Kerl mit zerfetzter Robe und safrangelbem Turban. Er hatte drei Apfelsinen aufgehoben und ließ sie mit der Geschicklichkeit eines Jongleurs in der Luft kreisen. Gerade als ich auf ihn aufmerksam wurde, wandte er sich ab. Zwei der Orangen fielen dem zeternden Händler genau vor die Füße, und die dritte verschwand, vermutlich in den schmuddeligen Umhangfalten des Gauklers.
    Der Händler verfiel in eine jammervolle Tonlage, als er Emerson erkannte, der über der Brüstung lehnte. »Da ist ja Effendi Emerson«, rief er. »O Vater der Flüche, sieh, was sie einem armen, alten Mann angetan haben! Man hat mich ruiniert! Meine Frauen werden verhungern, meine Kinder ihr Heim verlieren, meine alte Mutter …«
    »Nicht zu vergessen deine extrem gealterte Großmutter«, sagte Emerson in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher