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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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mein Hotel zu verlassen.«
    Auch ich senkte die Stimme. »Glauben Sie, daß sie … daß die beiden …«
    Baehler beugte sich vor. »Ich bitte um Entschuldigung, Mrs. Emerson. Ich habe Sie nicht verstanden.«
    »Das ist vielleicht auch besser.« Ich sah Ramses an, dessen ungerührter Eulenblick auf sein starkes Interesse an unserem Gespräch schließen ließ. Seit langem schon hatte ich die Hoffnung in bezug auf Ramses’ Unkenntnis von Dingen, die einen Achtjährigen nichts angingen, aufgegeben. Doch ich wollte zumindest versuchen, den Schein zu wahren.
    »Emerson«, sagte ich deshalb, »bring Ramses nach oben und wasch ihn.«
    »Er hat keine Wäsche nötig«, meinte Emerson.
    »Er hat immer eine Wäsche nötig. Du weißt, daß wir heute abend im Mena House essen, um den Vollmond über den Pyramiden zu bewundern. Ich möchte zeitig aufbrechen.«
    »Oh, nun gut.« Emerson erhob sich. »Glaub ja nicht, ich wüßte nicht, was du vorhast, Peabody. Sei vorsichtig.«
    Als die beiden gegangen waren, wandte ich mich erneut Baehler zu. »Seien Sie ganz offen, mein Freund. Teilen Kalenischeff und Miss Debenham ein Zimmer? Sie können mich nicht schockieren.«
    Ich hatte Herrn Baehler schockiert. »Mrs. Emerson, wie können Sie annehmen, ich würde so etwas in meinem Hotel dulden? Der Prinz bewohnt ein Zimmer, das ein gutes Stück von Miss Debenhams Suite entfernt liegt.«
    Ich gönnte mir ein leicht ironisches Lächeln, das Baehler absichtlich ignorierte. »Wie dem auch sei, ich kann nicht ungerührt zusehen, wie einer meiner Landsleute ins Verderben rennt, insbesondere, wenn es sich dabei um ein Mitglied meines eigenen, unterdrückten Geschlechts handelt. Wir Frauen werden ständig von Männern übervorteilt – mein Gatte bildet allerdings eine Ausnahme – und haben deshalb eine moralische Verpflichtung, einander beizustehen. Ich werde mit Miss Debenham sprechen.«
    Mr. Baehler schien sich einem Sinneswandel unterzogen zu haben. Das ist so typisch für Männer. Ständig fordern sie irgend etwas, und dann wollen sie es schließlich doch nicht. »Ich bin mir nicht sicher …«, setzte er an.
    »Aber ich.« Lächelnd stupste ich ihn mit meinem Sonnenschirm an. »Seien Sie unbesorgt, Herr Baehler. Ich werde diese heikle Angelegenheit mit äußerster Vorsicht angehen. Ich werde schlicht darauf hinweisen, daß Kalenischeff ein Schurke, ein Dieb und möglicherweise sogar ein Mörder ist. Ich nehme an, das wird Miss Debenham überzeugen.«
    Baehlers Lippen zitterten. »Sie haben Ihren Entschluß gefaßt. Es gibt also nichts, womit ich Sie noch umstimmen könnte?«
    »Absolut nichts«, versicherte ich ihm.
    Kopfschüttelnd verschwand Baehler, und ich beendete meinen Tee, was nicht lange dauerte, da Ramses bereits alle belegten Brote vertilgt hatte.
    Als ich in unsere Zimmer zurückkehrte, fest entschlossen, Emerson bei der Auswahl seiner Abendgarderobe behilflich zu sein – ein aufgrund seiner tief verwurzelten Abneigung gegenüber dieser Bekleidungsform häufig überaus zäher Prozeß –, mußte ich zu meiner Verärgerung feststellen, daß er und Ramses verschwunden waren. Genau wie die Katze. Ich hatte keine Ahnung, wie sie mir entwischt waren; vermutlich hatten sie den Hinterausgang benutzt.
    Bis zu ihrer Rückkehr verging mehr als eine Stunde. Emersons Mantel und sein Hemdkragen waren aufgeknöpft, und die an seine Schulter geschmiegte Katze Bastet knabberte lustlos an den wehenden Enden seiner Krawatte. Ramses’ wilde Lockenpracht strotzte vor Schmutz; und seine Stiefel hinterließen grüne Abdrücke auf dem Boden.
    »Ihr wart auf dem Färber- und Tuchmacherbasar«, entfuhr es mir. »Warum das denn, um Himmels willen?«
    »Ramses interessierte sich für einen Fes«, erklärte Emerson und beugte sich vor, damit die Katze auf das Bett springen konnte.
    »Und wo ist er?«
    Ramses blickte sich im Raum um, als erwarte er, daß besagte Kopfbedeckung wie von unsichtbarer Kraft gelenkt plötzlich vor ihm auftauchte. »Er scheint verschwunden zu sein«, sagte er schließlich.
    Mir fehlten die Worte. »Wasch dich«, sagte ich nur.
    »Ja, Mama.«
    Mit der Katze im Schlepptau verschwand Ramses in seinem Zimmer, das sich an unseres anschloß. Darauf folgten lautes Geplätscher und der unmelodische Singsang, der die Reinigungsbemühungen unseres Sohnes untermalt. Vor dem Hintergrund dieser Geräusche wandte ich mich an meinen Gatten.
    »Nun, Emerson?«
    »Nun ja, Peabody. Um es kurz zu machen, ich hatte nicht die Absicht, so lange in
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