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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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befriedigt hatte, die vor dem Öffnen der Tür stattgefunden hatten, fragte ich unverhohlen: »Wo ist Ramses?«
    »Er ist hier irgendwo«, erwiderte Ramsay.
    Ramses kam mit einer so jungenhaften Begeisterung aus einem der Nebenräume gerannt, wie sie seinen beherrschten Zügen nur selten anzumerken ist. »Mama«, schrie er. »Mama, sieh mal!«
    Er fuhr sich mit der Hand über den Mund, öffnete seine Lippen und gab den Blick auf ungepflegte, verfaulte Zähne wie die eines ägyptischen Bettlers frei. »Sie sind zwar etwas groß«, erklärte er sachverständig, »aber mit der Zeit …«
    »Nimm sie sofort raus«, entfuhr es mir angewidert.
    Ramses gehorchte bereitwillig, da die Zähne in der Tat viel zu groß für seinen Mund waren. »Da gibt es wirklich wunderschöne Sachen«, rief er mit leuchtenden Augen. »Schminke für Gesicht und Hände, Wangenpolster, Perücken und Bärte und … Oh, Mama, darf ich die Sachen haben? Bitte, Mama?«
    Es war schwierig für eine Mutter, diesen kleinen Kerl zu enttäuschen und ihm die überschwengliche Freude zu nehmen. »Ich glaube nicht, Ramses«, sagte ich. »Die Polizei wird sie als Beweismittel benötigen.«
    (Offenbar war das jedoch nicht der Fall. Denn seit unserer Rückkehr nach England hat sich die Dienerschaft immer wieder darüber beklagt, daß sie seltsame Gestalten auf unserem Anwesen bemerkt hat. Eine Erscheinung war die eines kleinen goldblonden Mädchens, und Rose ist davon überzeugt, daß bei uns ein Geist herumspukt.)
     
    Auf diese Weise endete unser zweites Zusammentreffen mit der seltsamen und rätselhaften Persönlichkeit, die unter dem Namen Sethos bekannt ist. Das zweite und vielleicht auch letzte – denn einige Tage nach dem Kampf der Titanen erreichte uns ein Brief. Er wurde uns in Dahschur zugestellt, wohin wir zurückgekehrt waren, nachdem wir dafür gesorgt hatten, daß Ronald – beziehungsweise Donald – und seine zukünftige Braut aller Verdachtsmomente enthoben wurden und sie ihre Hochzeitsvorbereitungen genießen konnten. Wie Emerson es treffend ausdrückte: »Jetzt, wo der ganze Unfug Gott sei Dank vorüber ist, kann ich endlich wieder an meine Arbeit gehen!«
    Aber war wirklich alles vorüber? Ein Bote, der unseren wachsamen Männern nicht aufgefallen war, hatte sich heimlich durch die verschlossenen Tore unseres Anwesens geschlichen und den Brief wie von Geisterhand abgeliefert. Wir fanden das Schreiben eines Morgens vor Sonnenaufgang am Treppenabsatz. Eigentlich war es Ramses, der es fand, da er gewöhnlich als erster auf den Beinen war, aber es war Emerson, der die Mitteilung laut vorlas.
    »>Sie hätten mich erlösen können<«, fing sie an.
    Emerson hielt inne. »Der Brief scheint an dich gerichtet zu sein, Peabody«, meinte er trocken.
    »Lies weiter, Emerson. Wir haben noch nie Geheimnisse voreinander gehabt.«
    Er fuhr fort. »>Von nun an wird die unglückselige Welt unter den erbarmungslosen Schlägen erzittern, die ich für sie vorgesehen habe. Vergessen Sie niemals, daß ihr Schicksal in Ihren Händen liegt, meine Amelia – meine geliebte …< Zum Teufel mit der Unverfrorenheit dieses Burschen! Ich könnte den Brief in Fetzen reißen!«
    »Tu, was du willst, aber lies ihn erst zu Ende, Emerson.«
    »Pah«, sagte Emerson. »Gut, also dann … >In Zukunft sind Sie und die Ihren sicher vor meiner rächenden Hand. Bitte versuchen Sie nicht, ältere Damen anzugreifen, hinter denen Sie einen verkleideten Sethos vermuten. Bitte lassen Sie die gepflegten Bärte verdächtiger Herren in Ruhe. Sie werden mich nicht mehr sehen. Ich werde Ägypten für immer den Rücken kehren. Denken Sie manchmal an mich, Amelia, so wie ich ständig an Sie denken werde. Was hätten wir beide gemeinsam nicht alles erreichen können!<«
    »Ich frage mich, ob das sein Ernst ist«, sagte ich, während Emerson das Papier sorgfältig in kleine Schnipsel zerriß.
    »Hmhm«, sagte Emerson.
    »Ich wünschte mir wirklich, du hättest den Brief nicht zerstört, Emerson. Das war nicht besonders geschickt.«
    Emerson hielt inne. »Was hast du da gesagt, Peabody?«
    »Vielleicht kommt einmal die Zeit – hoffentlich nicht, aber es kann ohne weiteres sein –, daß wir eine Handschriftenprobe von Sethos benötigen.«
    »Peabody«, sagte Emerson und sah mich merkwürdig an.
    »Ja, Emerson?«
    »Das ist das erste Mal seit drei Tagen, daß du mich kritisierst oder mir widersprichst.«
    »Tatsächlich? Also, das tut mir leid, Emerson, aber wenn es dir lieber ist, daß
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