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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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verraten. Es ist nicht allein des Geldes wegen, warum ich die Lebenden und die Toten bestehle. Die feinsten, von mir in Besitz genommenen Arbeiten gelangen niemals zum Verkauf in die gräßlichen Basare. Ich liebe die Schönheit, und die schönsten Stücke behalte ich selbst.«
    Die Bedeutung seiner Aussage war unmißverständlich, denn er blickte mir erneut mit einem Ausdruck unverhohlenen Interesses in die Augen. Ich mußte lachen. »Das waren wohlklingende Worte, Mr. Sethos, aber ich befürchte, daß Sie Ihren Anspruch eines Schöngeistes etwas überzogen haben, als Sie mich entführten. Emerson ist der einzige Mann …«
    »Bitte, tun Sie mir den Gefallen, davon Abstand zu nehmen, den Namen dieser Person in jedem zweiten Satz zu erwähnen«, unterbrach er mich aufgebracht. »Sie haben trotzdem recht. Der Professor und ich sind uns ähnlicher, als man zugeben möchte, und seine Wertschätzung Ihres reizenden Wesens ist lediglich eine von vielen Gemeinsamkeiten.«
    »Ich muß ihn leider erwähnen, da er mir ständig durch den Kopf geht.«
    Er senkte den Blick. »Sie besitzen die Kraft, mir weh zu tun«, murmelte er. »Ihr Lachen hat mich zutiefst verletzt.«
    »Ich glaube wirklich nicht, daß ich mich bei Ihnen entschuldigen muß, Mr. Sethos. Sollte ich Ihrem Selbstwertgefühl geschadet haben, so haben Sie mich doch weitaus gravierender verletzt. Dies hier ist das erste Mal, daß ich von einem Mann entführt werde, der behauptet, meine Schönheit ließe ihn fast verrückt werden. Deshalb weiß ich nicht, wie ich mich richtig verhalten soll.«
    Mein halbherziger Versuch, humorvoll zu sein, kam nicht gut an. Sethos sah zu mir hinunter. »Wie können Sie meine Aufmerksamkeiten nur so mißverstanden haben?« fragte er traurig. »Wieso nahmen Sie an – davon muß ich offenbar ausgehen –, daß ich Sie verletzen wollte? Warum? Seit Ihrer Rückkehr nach Ägypten verstrich kaum ein Tag, an dem ich nicht versucht hätte, mit Ihnen zu sprechen oder Sie zumindest von fern zu bewundern. Ich verkörperte nicht nur jede der drei von Ihnen erwähnten Persönlichkeiten – ich schlüpfte ebenfalls in die Rolle eines Touristen, eines Schlangenbeschwörers in der Muski und war sogar einer Ihrer eigenen Grabungsarbeiter. Alles, was ich tat, diente dazu, Ihnen meine tiefe Zuneigung zu vermitteln …«
    »Ebenso wie die Tatsache, daß man Ramses von der Spitze der Großen Pyramide verschleppen wollte?«
    »Dieser Plan ist einfach schiefgelaufen«, gab Sethos zu. »Ich war – wie Sie sich unschwer denken können – der amerikanische Gentleman, der Sie auf dem Pyramidenplateau ansprach. Meine Absicht bestand darin, eine waghalsige Rettung dieses schrecklichen Kindes zu inszenieren und es sicher wieder in Ihre Obhut zu bringen. Allerdings kam mir dieser verfluchte Donald Fraser dazwischen!«
    »Ich verstehe. Und bei anderer Gelegenheit, als Ihr Pferd mit Ramses durchging …«
    »Hat mir der gleiche Bursche meinen Plan durchkreuzt.« Sethos’ Lippen formten sich zu einem hämischen Grinsen. »Er hat jetzt zumindest Gelegenheit, sein Eingreifen zu bedauern. Ich war von dem Moment an entschlossen, seinen um Längen durchtriebeneren Bruder umzubringen, als ich von seinem Schuß erfuhr, der Sie hätte treffen können. Ronald war ohnehin ein nichtsnutziger Bursche und so himmelschreiend einfältig, daß ich befürchtete, er brächte Sie mit seinen weiteren Anschlägen auf Donald in Gefahr. Deshalb brachte ich ihn um die Ecke, und es bereitete mir besondere Genugtuung, Donald mit dieser Tat zu belasten. Sicherlich ist Ihnen jetzt klar, warum ich mich der Mühe unterzog, die Leiche den ganzen weiten Weg zu transportieren, und sie Ihnen dann quasi zu Füßen legte? Die Abendmahlskelche brachte ich zurück, weil ich in einem Zeitungsinterview gelesen hatte, wie sehr Sie diesen Diebstahl mißbilligten. Ich schickte Ihnen Blumen – Sie kennen die Bedeutung roter Rosen in der Sprache der Liebe – und einen goldenen Ring, der meinen Namen trug. Wie konnten Sie den tieferen Sinn übersehen?«
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es mir. »Das war es also, was Emerson beunruhigt hat! Mein armer, geliebter Mann, er muß geglaubt haben …«
    »Schon wieder dieser Emerson!« Sethos rang die Hände.
    Mein armer, geliebter Emerson! (Insgeheim setzte ich mein Selbstgespräch fort, denn es erschien mir nicht ratsam, mein Gegenüber noch weiter zu erzürnen.) Emerson hatte die von mir übersehenen Zeichen richtig gedeutet. Aber es war auch kein Wunder, daß
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