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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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mir das passiert war, da die mir eigene Bescheidenheit meinen normalerweise klaren Verstand getrübt hatte. Mein Hirn raste, denn ein neuer und schrecklicher Gedanke hatte von mir Besitz ergriffen. War es möglich, daß Emerson glaubte … daß er vermutete … daß er auch nur eine Sekunde lang den leisesten Zweifel an der Aufrichtigkeit meiner tiefen Zuneigung hegte? Kurzum – war er eifersüchtig?
    Unmöglich, sagte mir mein Herz. Sicherlich konnte Emerson meine Zuneigung nicht mehr in Frage stellen, als ich seine Gefühle anzweifeln konnte. Aber wenn er das tat – wenn er dazu fähig war –, dann warf mein Verschwinden Zweifel auf … Dieser Gedanke war entsetzlicher als jede Furcht vor der drohenden Vernichtung. Ich glaube, einen Augenblick lang zitterten tatsächlich meine Lippen. Aber nur für einen Augenblick. Die Notwendigkeit zu fliehen wurde immer drängender.
    Es war unglaublich; aufgrund des interessanten Gesprächs hatte ich meine Situation beinahe vergessen, und infolgedessen lähmte eine weitere Angst meinen Verstand. Der Mann besaß eine übermenschliche Aura der Faszination. Ich hatte angeregt und freimütig mit ihm geplaudert. Konnte die Zeit wirklich das Ergebnis hervorbringen, auf das er so zuversichtlich hoffte?
    Erneut reagierte mein Herz mit einem entschiedenen »Unmöglich!« Aber ein leiser Zweifel blieb …
    »Erzählen Sie mir«, sagte ich unwirsch, »von den Fraser-Brüdern. Wie haben Sie Ronald kennengelernt?«
    »Aufgrund ganz normaler Geschäftsbeziehungen«, sagte Sethos bereitwillig. »In meinen Diensten arbeiten einige der zuverlässigsten Auftragsmörder Kairos. Er trat an einen von diesen heran, und sein Anliegen wurde mir umgehend vermittelt. Er hatte Kalenischeff (dessen Ruf allen außer den naiven Beamten der Polizeibehörde bekannt war) angeworben, um Miss Debenham während ihres Aufenthalts in Kairo davon abzulenken, Donald Fraser aufzuspüren und ihn zu überreden, die Wahrheit über Ronald preiszugeben. Ronald konnte das nicht zulassen; denn es stand lediglich die verklärte Loyalität seines Bruders zwischen ihm und dem Gefängnis, zwischen Ehrverlust und Erniedrigung. Und er hatte guten Grund zu der Befürchtung, daß Donald der Überzeugungskraft der jungen und wohlhabenden Frau, die er zudem noch heimlich anbetete, möglicherweise nachgab. Ebenso wie Kalenischeff, der dem Mädchen allerdings mehr schadete als nutzte.
    Kalenischeff war jedenfalls nicht vertrauenswürdig. Aus dem gleichen Grund hatte ich ihn einige Monate zuvor aus meinen Diensten entlassen. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn ich ihn getötet hätte, aber ich bin nicht so versessen auf unnötiges Morden, wie Sie vermuten. Er hatte keinerlei Anhaltspunkte, um meine Identität preisgeben zu können – ich passe sehr gut auf, daß niemand eine solche Position erreicht –, aber wenn er alles Wissenswerte ausgeplaudert hätte, hätte er einigen meiner Vorhaben empfindlich schaden können.
    Ich behielt ihn daher im Auge. Und als ich von Ronald Fraser erfuhr, daß Kalenischeff im Begriff war, uns beide zu hintergehen, war ich ihm dankbar für sein Angebot, Kalenischeff unschädlich zu machen. Der Halunke hatte beschlossen, einen Rundumschlag zu starten, soviel Geld wie nur möglich einzusacken und Ägypten dann für immer den Rücken zu kehren. Er wußte, daß die Antikenverwaltung eine hohe Summe für Informationen zu meiner Person ausgesetzt hatte.«
    »Und Miss Debenham bot ihm eine noch höhere Summe an, wenn er ihr behilflich war, Donald zu finden, und diesen vom Verrat seines eigenen Bruders in Kenntnis setzte.«
    »Exakt. Das Mädchen reagierte nicht auf das von uns verwendete Betäubungsmittel und machte den Fehler wegzulaufen. Wie ich Ihnen bereits sagte, befand sie sich zu keiner Zeit in echter Gefahr. Die schwache Muskulatur einer Frau – selbst einer Frau wie Sie, meine Liebe – hätte niemals einen solchen Hieb ausführen können, wie den, der Kalenischeff ein Ende setzte.«
    »Aber Donald – der arme Donald! Sie müssen dafür sorgen, daß er des Verdachts enthoben wird. Das hat er wirklich nicht verdient, Mr. Sethos!«
    »Wenn es Sie beruhigt«, sagte Sethos sanft, »werde ich mich darum kümmern, daß Fraser unbehelligt aus der Sache herauskommt.« Er griff nach meiner Hand. Ich zog sie fort. Er zuckte die Schultern, lächelte und lehnte sich zurück.
    »Nicht einmal einen Händedruck für den Mann, der Ihnen einen Mord eingestanden hat? Auch gut. Ich sagte Ihnen bereits, daß ich ein
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