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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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den Souks zu verweilen, aber du weißt doch, wie sich diese Feilschereien hinziehen – mit Kaffeetrinken, Erzählen und Höflichkeitsfloskeln …« Während er sprach, zog er seinen Mantel, die Krawatte und das Hemd aus und zielte damit in Richtung des Bettes. Ich hob jedes der schließlich zu Boden fallenden Kleidungsstücke auf und hängte sie auf einen Bügel.
    »Das weiß ich, und ich hatte eigentlich vor, den morgigen Tag genau damit zu verbringen.«
    »Das brauchst du jetzt nicht mehr.« Emerson wandte sich dem Waschbecken zu. »Ich habe mich um alles gekümmert. Wir können gleich morgen früh nach Dahschur aufbrechen.«
    »Morgen früh?«
    Emerson spritzte sich Wasser ins Gesicht, spuckte und schüttelte sich wie ein riesiger Hund. »Ah, ist das erfrischend. Ist es denn nicht herrlich, wieder in die Wüste zurückzukehren, Peabody? Sand und Sterne, Ruhe und Frieden, keine dieser verfluchten Ablenkungen …«
    Ich war extrem verärgert, aber dennoch belustigt. Emerson ist so leicht durchschaubar wie ein Kind. Außerdem faszinierte mich seine interessante Rückenmuskulatur. Ich nahm ein Handtuch und half ihm beim Abtrocknen.
    »Ich durchschaue dich, Emerson. Du möchtest mich von Kairo fortschaffen. Guter Plan. Natürlich teile ich deine Begeisterung für Sand und Sterne, Ruhe und so weiter. Aber es gibt noch eine ganze Reihe von Dingen, die ich vor unserer Abreise erledigen …«
    »Keineswegs, Peabody. Abdullah und unsere Männer haben den ganzen Sommer in Dahschur verbracht. Wie du dich sicherlich erinnerst, hatten wir entschieden, daß es nicht ratsam sei, das Grabungsgebiet unbeaufsichtigt zu lassen. Ich habe keinerlei Zweifel daran, daß sie inzwischen ein anständiges Haus für uns gefunden und mit den Sachen eingerichtet haben, die wir im letzten Frühjahr in Dronkeh zurückließen.«
    »Was Abdullah unter einem anständigen Haus versteht, deckt sich bestimmt nicht mit meiner Vorstellung. Ich brauche …«
    »Alles, was du brauchst, kann besorgt werden, nachdem du deine genauen Wünsche geäußert hast.« Die Worte kamen etwas schleppend, und es fehlte ihnen die Emerson ansonsten eigene, präzise Syntax. Den Gesichtsausdruck, mit dem er mich im Spiegel beobachtete, kannte ich nur zu gut.
    »Muß ich mich rasieren, Peabody?« fragte er dann.
    »Natürlich mußt du das, Emerson. Du hast einen starken Bartwuchs und …«
    Er wandte sich mir zu, umschlang mich mit seinen Armen und drückte mich mitsamt dem Handtuch an seine Brust. Seine Wange berührte die meine. »Muß ich mich rasieren, Peabody?« wiederholte er mit rauher Stimme.
    »Emerson«, begann ich, kam allerdings aus Gründen, die jedem feinfühligen Leser einleuchten sollten, nicht weiter. Da mein normalerweise scharfer Verstand unter den geschilderten Umständen irgendwie getrübt wird, weiß ich nicht, wieviel Zeit verstrich, bis ich ein unangenehmes Prickeln in meiner Nackengegend verspürte. Ich befreite mich aus Emersons Umarmung, wandte mich um und bemerkte Ramses, der im Türrahmen stand. Er hielt die Katze in den Armen, und beide starrten uns unverhohlen an.
    »Ramses«, rief ich leicht außer Atem. »Grinst du etwa?«
    »Mein Gesichtsausdruck spiegelte ausdrückliche Billigung wider«, protestierte Ramses. »Es gefällt mir, dich und Papa bei derartigen Vorgehensweisen zu sehen. Ich kann zwar noch nicht erklären, warum das der Fall sein muß, aber ich vermute in diesem Zusammenhang Anzeichen auf tiefergehende Bedürfnisse …«
    »Ramses!« Emerson schnappte nach Luft. »Geh sofort auf dein Zimmer. Und schließe die Tür hinter dir.«
    Ohne auch nur ein »Ja, Papa« von sich zu geben, verschwand Ramses sogleich. Doch die Stimmung war dahin. Mit einem verärgerten Räuspern griff Emerson nach seiner Rasierschale. »Wir müssen irgend etwas unternehmen, um einen Leibwächter für Ramses zu finden«, sagte er. »Oder, besser gesagt, einen Gefährten oder Begleiter …«
    »Der erste Begriff war absolut zutreffend«, erwiderte ich, während ich versuchte, mein zerzaustes Haar zu glätten. Ein vergeblicher Versuch, da sich die einzelnen Strähnen aufgrund der trockenen Hitze wie elektrisiert aufrichteten. Ich setzte mich vor den Toilettentisch, um über meine Abendgarderobe nachzudenken.
    »Ich wollte einen Kammerdiener mitbringen«, fuhr ich fort. »Aber du warst dagegen.«
    »Wir hätten den armen John wohl kaum von seiner jungen Braut wegreißen können«, sagte Emerson, eifrig darum bemüht, die Rasierseife zu Schaum aufzuschlagen.
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