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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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breitestem Umgangsarabisch. Aufgrund dieser Anspielung brachen die Zuhörer in schallendes Gelächter aus.
    Emerson grinste, denn er genießt es, wenn seine Spitzfindigkeiten ankommen. Nachdem er dem Händler eine Handvoll Münzen in seinen Korb geworfen hatte, fuhr er fort: »Kauf deiner Urgroßmutter einen neuen Kaftan, damit sie in ihrem Beruf erneut aufblüht.«
    Diese unflätige Bemerkung wurde mit weiterem rauhen Männerlachen quittiert. Emerson setzte sich wieder. Nach einem raschen Seitenblick auf mich straffte er hastig seine Schultern und rief: »Ich habe dir doch gesagt, Amelia, wir hätten nicht hierherkommen sollen. Was für ein Hotel ist das eigentlich, das Kriminellen wie Kalenischeff Unterschlupf bietet? Ich beabsichtige fast, dieses Etablissement umgehend zu verlassen. Baehler! Herr Baehler!«
    Es heißt, daß ein guter Hotelier einen sechsten Sinn für drohenden Ärger besitzt. Böswillige Naturen behaupten ebenfalls, daß Baehler bei Emerson mit Ärger rechnet und davor ständig auf der Hut ist. Wie auch immer, der Hotelmanager erschien quasi aus dem Nichts und bahnte sich seinen Weg zu unserem Tisch.
    »Sie haben mich gerufen, Professor Emerson?« murmelte er.
    »Warum flüstern Sie denn so?« fragte Emerson.
    »Er versucht, dir mit gutem Beispiel voranzugehen, um dich davon zu überzeugen, deine Lautstärke etwas zu mäßigen«, sagte ich.
    Baehler warf mir einen dankbaren Blick zu, Emerson hingegen funkelte mich wütend an. »Zum Teufel, wovon sprichst du eigentlich, Peabody? Ich werde nie laut. Ich würde gerne wissen, Herr Baehler, was Sie sich dabei gedacht haben, einen anerkannten Halunken wie diesen Kerl in Ihr Hotel zu lassen? Das ist unerhört!«
    »Sprechen Sie von Prinz Kalenischeff?«
    »Prinz? Ha!« entfuhr es Emerson. »Er hat weder ein Recht auf diesen Titel noch auf den eines Archäologen. Er ist ein Dieb und ein Schurke, ein Mitglied dieses Hehlerrings für Kunstschätze, den Mrs. Emerson und ich im letzten Jahr aufgedeckt haben …«
    »Bitte, Professor.« Baehler rang die Hände. »Die Leute starren schon zu uns herüber. Sie sind unüberhörbar.«
    »Nun, man kann mich ruhig verstehen«, erklärte Emerson. »Die Funktion der Sprache, Baehler, besteht darin, verstanden zu werden.«
    »Trotzdem hat Herr Baehler recht, Emerson«, warf ich ein. »Wir beide wissen zwar, daß der Mann schuldig ist, aber wir konnten das nicht beweisen. Wir können nicht erwarten, daß Herr Baehler ihn deshalb aus dem Hotel verweist. Was mich lediglich interessiert, ist der Name der bedauernswerten jungen Frau in seiner Begleitung. Sie erscheint mir noch sehr jung. Was denkt sich ihre Mutter dabei, ihr zu erlauben, mit einem solchen Mann allein in der Öffentlichkeit aufzutreten?«
    Baehler zögerte. Seine glatte Stirn und sein angedeutetes Lächeln ließen darauf schließen, daß ihn das nicht sonderlich kümmerte. Andererseits war mir klar, daß es ihn dennoch drängte, sich einem verständnisvollen Menschen anzuvertrauen. Vorsichtig begann er: »Die Dame ist Waise. Vielleicht haben Sie schon von ihr gehört. Sie stammt genau wie Sie aus England – eine gewisse Miss Debenham. Die Ehrenwerte Miss Debenham, um genau zu sein. Baron Piccadilly war ihr Vater, und sie ist seine einzige Erbin.«
    »Eine Universalerbin«, meinte ich vielsagend.
    Emerson schnaubte. »Das erklärt Kalenischeffs Interesse an ihr. Nein, Baehler, wir kennen die junge Frau nicht. Wir geben uns nicht mit der hohlköpfigen Oberschicht ab. Ich will nichts mehr von dieser Miss Devonshire, oder wie immer sie auch heißt, hören. Mrs. Emerson hat auch kein weiteres Interesse. Mrs. Emerson hat keine Zeit für solche Leute.«
    »Leise, Emerson. Mr. Baehler weiß, daß ich mich nie in anderer Leute Angelegenheiten einmische. Aber in diesem Fall fühle ich mich verpflichtet, da ich Kalenischeffs wahren Charakter kenne. Man sollte die junge Dame vor ihm warnen. Wenn ich irgendwie behilflich sein kann …«
    Baehler wartete nur auf die Gelegenheit, sich auszusprechen. »Ich gebe zu, Mrs. Emerson, daß die Situation – äh – unangenehm ist. Miss Debenham kam in Kairo ohne Begleitung an, hatte nicht einmal eine Zofe dabei. Bald schon lernte sie den Prinzen kennen, und ihr Verhalten entwickelt sich zu einem offenen Skandal. Sie sind nicht die erste, die mich darauf anspricht. Auch wenn es mir widerstrebt, ein Mitglied der englischen Oberschicht zu brüskieren, wird mir vielleicht nichts anderes übrigbleiben, als Miss Debenham zu drängen,
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