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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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funkelten an ihrem Hals und an ihren schlanken Handgelenken. Ihr graugrünes Seidenensemble mit aufgebauschten Ballonärmeln und einer schmal geschnittenen Taille entsprach dem letzten Schrei der Pariser Mode. Ein riesiges weißes Chiffontuch wurde von einer diamant- und smaragdbesetzten Brosche zusammengehalten. Unter ihrem zum Kleid passenden Sonnenschirm erhaschte ich einen Blick auf ein reizendes, lächelndes Gesicht, dessen Wangen und Lippen einfach zu perfekt waren, als daß der Natur nicht nachgeholfen worden wäre.
    Das auffällige Paar schwebte die Treppen hinauf und verschwand im Inneren des Hotels.
    »Also!« sagte ich. »Ich frage mich, wer …«
    »Vollkommen uninteressant«, meinte Emerson und packte mich fest am Arm.
    Unsere Zimmer lagen im dritten Stock mit Blick auf die Ezbekieh-Gärten. Nachdem wir ausgepackt und uns frischgemacht hatten, gingen wir wieder hinunter, um unseren Tee auf der Terrasse einzunehmen. Da wir nach der langen, staubigen Reise alle durstig waren, murrte Emerson auch weniger als sonst üblich bei der Aussicht auf ein – wie er es nennt – »absurdes, gesellschaftliches Ritual«.
    Den Tee auf der Hotelterrasse des Shepheard einzunehmen ist sicherlich eine der gängigsten Touristenattraktionen, aber selbst alte Hasen wie wir können sich nicht sattsehen an dem geschäftigen Treiben auf der Ibrahim Pasha Street. Im Umfeld des Hotels wimmelt es von Bettlern, Händlern, Eseltreibern und Kutschern, die alle um die Gunst der Gäste wetteifern. Sobald wir uns niedergelassen und dem Kellner unsere Bestellung aufgegeben hatten, nahm ich eine Liste aus meiner Tasche und las diese Ramses vor. Es war eine Auflistung der Dinge, die ihm untersagt waren. Sie begann, soweit ich mich entsinne, mit »Sprich nicht mit den Eseltreibern« und endete mit »Verwende keinen der Ausdrücke, die du im letzten Jahr von den Eseltreibern aufgeschnappt hast«. Ramses sprach fließend Arabisch, häufig jedoch leider nicht das gehobene.
    Wir kannten eine ganze Reihe der Gäste, die im Hotel ein und aus gingen, aber niemand gesellte sich zu uns, und wir empfanden auch nicht das Bedürfnis, mit einem von ihnen zu sprechen. Kein einziger Ägyptologe in dem Haufen, wie Emerson sich ausdrückte. Ich wollte gerade vorschlagen, uns in unsere Zimmer zurückzuziehen, als mich ein weiterer Fluch meines unsäglichen Gatten vor dem Auftauchen eines von ihm abgelehnten Zeitgenossen warnte. Als ich mich umwandte, fiel mein Blick auf Kalenischeff.
    Sein aufgesetztes Lächeln wirkte maskenhaft starr. »Guten Tag, gnädige Frau – Professor – Herr Ramses. Willkommen in Kairo. Darf ich …?«
    »Nein«, sagte Emerson und entriß Kalenischeff einen Stuhl. »Wie können Sie es wagen, Mrs. Emerson anzusprechen? Ihre bloße Gegenwart ist schon Beleidigung genug für jede ehrbare Frau.«
    »Also, Emerson.« Mit meinem Sonnenschirm deutete ich auf einen weiteren Stuhl. Kalenischeff zuckte zusammen. Zweifellos erinnerte er sich an eine andere Gelegenheit, wo ich gezwungen gewesen war, ihm dessen Spitze in seine Weichteile zu rammen, um einem frevelhaften Übergriff auf meine unteren Extremitäten zuvorzukommen. Ich fuhr fort: »Laß uns doch hören, was er zu sagen hat.«
    »Ich werde Ihre kostbare Zeit auch nicht lange beanspruchen.« Kalenischeff entschied, sich überhaupt nicht zu setzen.
    Er senkte seine Stimme. »Ich möchte eine Vereinbarung mit Ihnen treffen. Einen Handel …«
    »Was?« brüllte Emerson. »Einen Handel? Ich lasse mich auf keine Vereinbarungen ein mit Mördern, Dieben …«
    »Leise, Emerson«, flehte ich. Die Gäste an den umstehenden Tischen hatten augenscheinlich ihre guten Manieren vergessen und lauschten unverhohlen. »Laß ihn doch erst einmal ausreden.«
    Kalenischeffs Lächeln wirkte wie eingemeißelt, doch auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. »Ich kenne Ihre Meinung von mir«, zischte er. »Dann eben kein Handel, sondern lediglich ein Versprechen von meiner Seite. Ich bin im Begriff, Kairo zu verlassen – Ägypten zu verlassen – um exakt zu sein. Lassen Sie mir nur noch ein paar Tage, um meine Angelegenheiten zu regeln – mischen Sie sich nicht ein –, und ich schwöre Ihnen, daß Sie mich niemals wieder zu Gesicht bekommen.«
    »Wohin wollen Sie denn?« fragte ich neugierig.
    »Das braucht Sie nicht zu beschäftigen, Mrs. Emerson.«
    »Sie werden bis ans Ende der Welt reisen müssen, um sich dem Zugriff Ihres früheren Meisters zu entziehen«, sagte ich
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