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Emma - endlich vom Glück umarmt

Emma - endlich vom Glück umarmt

Titel: Emma - endlich vom Glück umarmt
Autoren: GEORGINA DEVON
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1. KAPITEL

    Interessiert blickte sich Ms. Emma Stockton in Lady Jerseys Ballsaal um, in dem sich die Gäste drängten. Viele tanzten, noch mehr unterhielten sich. Jeder, der im ton eine Rolle spielte, war anwesend. Es war eine illustre Gesellschaft.
    Amy, ihre jüngere Schwester, die neben ihr stand, sagte lebhaft: „Schau, Emma, da ist Ms. Julia. Kann ich zu ihr gehen? Sie ist mit ihrer Mutter hier.“
    Mit einem Blick in die angegebene Richtung antwortete sie: „Ja, Amy, nur vergiss nicht, wenn ein Herr dich zum Tanz bittet, darfst du ihm nicht mehr als zwei Tänze gewähren, und die nicht hintereinander. Und auf keinen Fall Walzer.“
    Amy zog einen Schmollmund, nickte jedoch im Fortgehen.
    Bekümmert sah Emma ihr nach. Mittlerweile hatte sie den Eindruck, als könnten sie nicht ein einziges Mal ausgehen, ohne dass ihre Schwester die gesellschaftlichen Regeln des ton missachtete.
    Die Luft im Saal war erstickend. Seufzend wedelte Emma mit dem zierlichen Fächer aus Elfenbein und lavendelblauer Seide, der einst ihrer Mutter gehört hatte. Sie beschloss, eine Erfrischung zu sich zu nehmen, und schlenderte ein wenig weiter in den Saal hinein. Plötzlich entdeckte sie ihn – den Ehrenwerten Charles Hawthorne. Obwohl ihrer Ansicht nach nichts Ehrenwertes an ihm war.
    Er bewegte sich mit einer nur wenigen Männern eigenen eleganten Geschmeidigkeit. Seine dunkelblauen Augen zeigten meistens einen maliziösen Ausdruck. Er hatte pechschwarzes, glänzendes Haar, das er kurz geschnitten trug, was seine maskuline Ausstrahlung betonte. Der hervorragend sitzende Abendfrack betonte seine breiten Schultern. Er war der Traum jeder jungen Dame.
    Ein Jammer nur, dass er ein Frauenheld der schlimmsten Sorte war. Und noch schlimmer, er stellte Amy derart nach, dass deren Ruf garantiert ruiniert sein würde, ehe noch ein passender junger Mann um sie anhalten konnte – was unbedingt notwendig war, denn ihrer beider Bruder, ebenso wie ihr Vater, verspielten das wenige, was vom Familienvermögen noch vorhanden war, und verkauften, ständig von Gläubigern verfolgt, ein Stück Land nach dem anderen. Gewiss wäre die Lage anders, hätte sie, Emma, ihr Verlöbnis mit Lord George Hawthorne, dem älteren Bruder Charles Hawthornes, nicht gelöst.
    Während sie ihn noch betrachtete, wandte Charles Hawthorne sich um, als habe er ihre Aufmerksamkeit gespürt, und sah ihr ins Gesicht. Emma rann ein leichter Schauer über den Rücken – düstere Vorahnung, sagte sie sich, nichts sonst.
    Als sie sah, dass er auf sie zukam, verharrte sie eisern, wenn sie auch lieber die Flucht ergriffen hätte, um der Faszination zu entgehen, die er auf sie ausübte. Emma besaß jedoch eine innere Stärke, die sie zu verharren und sich ihm entgegenzustellen zwang. Sie wollte die Gelegenheit nutzen, dem Mann endlich deutlich zu sagen, dass er sich ihrer Schwester nicht mehr nähern möge. Ehe sie sich völlig gefasst hatte, stand er schon vor ihr.
    „Ms. Stockton“, murmelte er gedehnt, während er sich elegant vor ihr verbeugte. „Welch eine Freude, Sie hier zu sehen.“
    Sie verzog das Gesicht, doch es gelang ihr, hoheitsvoll den Kopf zu neigen. Ihr wurde die Kehle eng – ob wegen seiner Anziehungskraft oder aus Abneigung, war ihr nicht klar –, und sie brachte es nicht über sich, mehr zu entgegnen als nur ein kühles „Mr. Hawthorne“.
    Als könne er ihre Abneigung verstehen, verzog er spöttisch lächelnd den schönen Mund. „Ich hoffe, Ms. Amy ist auch hier?“
    Röte stieg ihr vom Hals bis in die von Sommersprossen übersäten Wangen und verriet so ihren Ärger. Emma verwünschte ihren hellen Teint. „Amy ist hier, unter meinem Schutz. Ich wünsche nicht, dass Sie sich ihr nähern.“
    Sein Lächeln wurde berechnend. „Natürlich nicht, das dachte ich mir.“
    „Sie würden wohl nicht erwägen, die Gesellschaft zu verlassen?“ Im selben Moment bereute sie die Worte. Sie ließen sie schwach erscheinen, so, als traute sie sich nicht zu, ihre Schwester zu zügeln.
    „Ich könnte, aber ich will nicht – noch nicht. Später vielleicht. Es gibt Etablissements, in denen meine Gegenwart höher geschätzt wird.“
    Vor Entrüstung verschlug es ihr fast die Sprache. „Ein Gentleman würde solche Andeutungen in Gegenwart einer Dame nicht machen.“
    „Ganz sicher halten Sie mich nicht für einen Gentleman.“
    „Nein, gewiss nicht.“
    „Dann verstehen wir uns ja.“
    Sie setzte zu einer schneidenden Antwort an, doch in dem Moment gesellte sich Lady
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