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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit
Autoren: .Brian W. Aldiss
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bedeutete nichts, Hitze und Strahlung alles. Beides nahm zu, je höher er stieg.
    Der Traverser spie neue Kabel aus; der Rückstoß trieb ihn hinaus ins All, wo es keine Tigerfliegen gab.
    Tief im fast schwarz gewordenen Himmel schwebte in unmeßbarer Entfernung eine hell angestrahlte Halbkugel mit weißen, blauen und grünen Flecken ...

7
     
    Fast immer beherrschte das Schweigen den Wald. Schweigen bedeutete jedoch nicht die Abwesenheit jeglichen Lebens. Seit die verstärkte Strahlung aus dem Raum die Fauna der Erde nahezu vernichtet hatte und die Pflanzen die Oberhand gewannen, beherrschten sie die ganze Oberfläche. Und Pflanzen haben keine Stimme.
    Toy führte die Gruppe durch die mittleren Schichten der Zweige; sie störte das Schweigen nicht, denn sie war es gewohnt. Nicht weit über ihnen war die Wipfelzone mit ihren vergoldeten Lichtflecken und Sonnenplätzen. Die Gruppe wanderte schnell, wenn sie auch kein bestimmtes Ziel hatte. Aber Bewegung ließ das Gefühl ständiger Bedrohung abflauen.
    Eine dicke, weiße Ranke stellte sich ihnen in den Weg. Sie senkte sich lautlos von den Wipfeln herab, stark wie ein Männerleib, glatt und nackt.
     
    »Ein Wurzelvogel«, erklärte Toy den anderen und blieb stehen.
    Obwohl sie die Anführerin der Gruppe war, hatte sie ihre Autorität nicht festigen können. Trotzdem befolgten alle ihren Befehl anzuhalten. Gren hielt sich abseits, wie gewöhnlich.
    »Tut er uns was?« fragte Fay ängstlich. Sie war die jüngste der Gruppe und erst fünf Jahre alt.
    »Wir werden ihn töten«, sagte Veggy. Er war schon bald ein Mann. »Wir werden ihn töten!« wiederholte er und tanzte aufgeregt auf dem Ast hin und her. In seinem Gürtel schaukelte die Holzseele.
    »Ich werde ihn töten!« betonte Toy. Sie wickelte ein Seil aus Schlingpflanzen zurecht und befestigte am einen Ende ihr Messer.
    Die anderen sahen ängstlich zu. Sie zweifelten an Toys Fähigkeiten, einen Wurzelvogel zu töten. Die meisten waren keine Kinder mehr, sondern nun schon fast erwachsen, mit breiten Schultern, starken Armen und langen, geschickten Fingern. Drei von ihnen waren Knaben – der kühne Gren, der selbstbewußte Veggy und der ruhige Poas. Gren war der älteste von ihnen. Er trat vor.
    »Ich weiß auch, wie man den Wurzelvogel fängt«, behauptete er und sah zu, wie die lange, weiße Wurzel weiter nach unten glitt. »Ich werde dir dabei helfen.«
    Toy drehte sich zu ihm um. Sie lächelte, denn Gren sah gut aus und würde eines Tages ihr Mann sein. Aber dann entsann sie sich ihrer Rolle als Anführer.
    »Gren, du bist bald ein Mann, aber ich werde den Wurzelvogel töten, nicht du. Dann steigen wir zum Wipfel empor und essen. Es wird ein Festmahl werden, denn ich bin euer Führer.«
    Ihre Blicke trafen sich. Sowie sie die Anführerin der Gruppe war, begann er der notorische Rebell zu werden.
    »Mach, was du willst«, sagte er mürrisch.
     
    Der Wurzelvogel hockte in den obersten Zweigen. Er besaß nur wenig Intelligenz und ein schlecht entwickeltes Nervensystem. Dafür war er groß und ungewöhnlich zäh.
    Seine beiden Riesenschwingen konnte er niemals falten, denn sie waren starr. Sie ließen sich nur wenig bewegen, aber da sie über und über mit winzigen, feinen Härchen bedeckt waren, spürten sie jede noch so leichte Brise und nutzten sie aus. Der Wurzelvogel war ein perfekter Segelflieger.
    Vorsichtig ließ er die Saugwurzel in die Tiefe vorstoßen, jeden Augenblick bereit, sie bei einer Gefahr zurückzuziehen. Wenn sie endlich auf Erde traf, bohrte sie sich in sie hinein und saugte Nahrung wie Flüssigkeit nach oben.
    »Fertig«, sagte Toy, als sie mit ihren Vorbereitungen fertig war. »Daß mir niemand spricht!«
    Sie lehnte sich vor und schlang das Seil um den nackten, weißen Körper der Wurzel. Dann band sie einen Knoten und stieß das Messer tief in den Baumstamm. Der Wurzelvogel war gefesselt und konnte nicht fortfliegen. Schon deshalb nicht, weil er mit der Saugtätigkeit begonnen und sich das Ende der Wurzel enorm verdickt hatte. Es würde nicht mehr durch die Schlinge rutschen.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte Poyly bewundernd. Sie war Toys beste Freundin und gab ihr in allen Dingen recht.
    »Schnell, in die Wipfel!« befahl Toy. »Jetzt können wir den Wurzelvogel töten, weil er nicht fliehen kann.«
    Alle eilten zu dem nächsten nach oben strebenden Stamm – alle, außer Gren. Er wußte einen bequemeren Weg nach oben. Er hatte es von Lily-Yo und dem Mann Haris gelernt. Er stieß
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