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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit
Autoren: .Brian W. Aldiss
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riesige Lebewesen in die Tiefe. Alle sahen sie hinterher, denn sie wollten wissen, was weiter geschah.
    Der Wurzelvogel schlug unten auf, aber er war immer noch nicht tot. Er kroch ein wenig umher, als wolle er instinktiv vermeiden dem Wasser zu nahe zu kommen, das die Burg umspülte. Aber der gelähmte Flügel tauchte tief in die See ein. Sofort begann es im Wasser zu brodeln, die grünen Zungen des Seegrases tauchten auf und umschlangen den Flügel. Sie hielten ihn fest. Immer stärker wurde die Bewegung im Wasser; überall geriet das Seegras in Aufregung. Die Beute war gewittert worden. Sie sollte nicht mehr entkommen.
    Vergeblich versuchte der Wurzelvogel, sich hinauf aufs Land zu schleppen. Das Seegras war erstaunlich zäh und kräftig. Es ließ sein Opfer nicht mehr los. Eine braungefärbte Flüssigkeit ergoß sich über die Beute, und Rauch stieg langsam in die Höhe.
    Der Schmerz machte den Wurzelvogel rasend und gab ihm letzte, verzweifelte Kräfte. Er schleppte sich über die schmale Landbrücke der Küste entgegen, über und über behangen mit der räuberischen Wasserpflanze.
    Weiter vorn krochen andere aus der See und schnitten dem Flüchtling den Weg ab. Scharfe Zähne schlugen in das Fleisch des abgestürzten Fliegers und zerrten ihn immer mehr dem Strand entgegen. Dann siegte schließlich ihre Überzahl. Der Wurzelvogel klatschte ins Wasser, wo das plötzliche Brodeln bewies, welches Schicksal ihm zuteil geworden war.
    Von der Burg aus beobachteten acht Menschen das grausige Schauspiel.
    »Nie mehr werden wir bis zum Wald kommen, wo wir sicher sind«, klagte Fay, die Jüngste. Sie begann zu weinen.
    Toy richtete sich auf. Ihre Stimme klang entschlossen.
    »Wenn wir es versuchen wollen, dann jetzt.«
    Sieben Gesichter starrten sie erschrocken an.
    »Wir werden dort unten sterben«, sagte Poyly.
    »Nein jetzt nicht! Dort unten kämpfen sie um die Beute; man wird kaum auf uns achten. Wenn wir schnell laufen, erreichen wir das Land.«
    Toys Autorität war nicht groß genug. Die Gruppe begann zu argumentieren und spaltete sich in zwei Teile. Toy versetzte Fay und Shree einen Boxhieb, um sie zum Gehorsam zu zwingen.
    »Zu jeder Zeit würden wir da unten getötet werden«, sagte Veggy. »Es gibt keinen sicheren Weg in den Wald zurück. Der Wurzelvogel ist stark, ihr seht, was mit ihm geschehen ist.«
    »Sollen wir hierbleiben und verhungern?«
    »Wir können warten, bis etwas geschieht«, jammerte May.
    »Nichts wird geschehen«, knurrte Poyly wütend und nahm Partei für Toy. »Wir müssen versuchen, das Ufer zu erreichen.«
    »Wir werden alle sterben!« Veggy blieb stur und eigensinnig.
    Verzweifelt wandte sich Toy an Gren, den ältesten Knaben.
    »Was meinst du dazu, Gren?«
    »Du führst die Gruppe, Toy. Alle, die gehorchen können, müssen es tun. So ist das Gesetz. Du befiehlst.«
    Toy nickte.
    »Poyly, Veggy, May – und die anderen! Folgt mir! Wir gehen jetzt, solange noch Zeit ist. Wir müssen zum Wald gelangen.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, kletterte sie über die niedrige Mauer und begann, den steilen Abhang hinabzurutschen. Furcht erfüllte die Zurückgebliebenen. Sie wollten nicht allein sein. Sie folgten ihr, denn ihre Furcht vor der Einsamkeit war größer als alle ihre Bedenken.
    Im flachen Wasser war ein erbitterter Streit ausgebrochen. Der Gischt überspülte die Kinder, die – so schnell sie konnten – dem Ufer entgegenliefen.
    Im Wasser ertönten Explosionen. Es hatte Bäume gegeben, deren Wurzeln tief in den sandigen Boden drangen und dort Holzkohle, Schwefel und Salpeter entdeckten. Das bedeutete nicht nur Nahrung sondern auch ein Mittel zur Verteidigung. In den Wurzeln wurden die Funde gemischt und in den Stamm geschickt. Das Pulver landete in den nußartigen Früchten. Bei Gefahr bogen sich die Zweige und schleuderten die Granaten dem Feind entgegen.
    Toys Plan gelang durch pures Glück. Eine Armee Seegras hatte einen Granatbaum angegriffen und mit Hilfe ihrer Übermacht zu Boden gedrückt. Immer noch explodierten die kleinen Pulvernüsse und rissen Lücken in die Reihen der Angreifer.
    Toy und ihre Gruppe rannten an dem Schauplatz des Kampfes vorbei und gelangten in einen Küstenstreifen mit hohem, dichtem Gras. Hier waren sie im Augenblick sicher.
    Dann drehte Toy sich um und stellte fest, daß Gren fehlte.

8
     
    Gren lag auf der Burgplattform in der Sonne und wartete.
    Furcht war einer der Gründe für sein Zurückbleiben, aber es gab noch andere, gewichtigere. Er selbst
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