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Am Sonntag kommt das Enkelkind - und andere Einblicke in meine Wel

Am Sonntag kommt das Enkelkind - und andere Einblicke in meine Wel

Titel: Am Sonntag kommt das Enkelkind - und andere Einblicke in meine Wel
Autoren: Langen Müller
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beliebiger Menge erlaubt und sogar empfehlenswert ist. Noch wichtiger: Schokolade mache nicht dick, aber glücklich. Kein Wunder, dass man in Hasenkreisen grinst, wenn die Rede auf den Menschen kommt!

Wer sagt denn heute noch Servus?
    Als die römischen Legionäre nach Hause marschierten, kam bei uns der gefällige Gruß »Salve« aus der Mode. Jahrhunderte später ging es dem tristen »Leben Sie wohl« ebenso. Wer noch das gefällige »Grüß Gott« sagt, erntet meistens ein patziges »Wenn ich ihn sehe«. »Mahlzeit« als Wort zum Mittag ist auch nicht mehr angebracht. Die Generation Fastfood, die ihre Nase in eine Tüte Frites gräbt, solle aus humanitären Gründen nicht an die Zeiten der gedeckten Tische und vollen Suppenterrine erinnert werden.
    Begrüßungsformeln und Abschiedsfloskeln gehen genauso mit der Zeit wie Schuhe, Autos und Sprache. Was gestern noch als gut befunden wurde, ist heute ein alter Hut und morgen bereits ein Fall für die Sprachforscher. Eines Tages werden Kulturlexika vermerken, wie sich die Deutschen voneinander verabschiedeten, ehe der Abschiedsgruß »Einen schönen Tag noch!« in Gebrauch kam. Haben wir etwa bei einer Trennung »Auf Wiedersehen« gesagt oder gar »Wir müssen uns unbedingt bald mal länger treffen«? »Auf Wiedersehen« ist ein Wort der Gewohnheit und nicht ernst gemeint. Den meisten Menschen reicht es, wenn sie nur einen Bruchteil der Leute wiedersehen, von denen sie sich verabschiedet haben. Längere Treffen mit Leuten, die einem zufällig über den Weg laufen, mag man schon gar nicht. Und wie aufrichtig ist es, wenn man beim Abschied »einen schönen Tag noch« sagt?
    Die Floskel erreichte uns aus England und Amerika, und wie die meisten Importe von dort eroberte sie schlagartig die deutschen Lande. Nun wünscht man sich von Flensburg bis zum Bodensee bei Trennungen jeglicher Art »einen schönen Tag noch« gleichgültig, was die Uhr geschlagen hat, unabhängig von Bildung und Stand. Ein Taxifahrer mit Russisch als Muttersprache wünschte mir gestern einen schönen Tag, obgleich vom Tag gerade noch elf Minuten übrig waren. Die Verkäuferin, die mit eindeutigen Blicken zu verstehen gab, dass sie mich für die größte Zumutung seit der Sintflut hielt, wünschte mir einen schönen Tag. »Einen schönen Tag«, sagt die Assistentin vom Zahnarzt, wenn der Patient mit schmerzverzerrtem Gesicht die Praxis verlässt. Und hat man soeben erfahren, dass das Depot abermals geschrumpft ist, wird es der Bankberater beim Abschied bestimmt nicht unterlassen, »einen schönen Tag« zu wünschen.
    Damit das Leben farbiger wird, hätte ich gern einen neuen Abschiedsgruß. So einen unverbindlichen, den ich auf die Goldwaage legen kann, ohne gleich zu grübeln. Vielleicht wieder Ciao oder Servus, von mir aus auch das klassische Salve oder das hübsche Winke-Winke aus Kindertagen. Mögen Sie alles nicht? Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.

Der Portugiesische Wasserhund
    Zugegeben: Wenn er mit seinen weißen Söckchen vor meiner Tür wau sagte, ich würde ihn nicht davonjagen. Jauchzend würde ich den alten Futternapf vom Speicher holen, die kobaltblaue Decke mit Sonne, Mond und Sternen ausbreiten und mich neben ihn hocken, Kopf an Kopf. All das würde ich ihm erzählen, was ich sonst keinem Menschen anvertraue. Die Rede ist vom Portugiesischen Wasserhund.
    Vor sechs Monaten kannten ihn noch nicht einmal Kreuzworträtsel-Löser. Jetzt tollt die Familie Obama, Papa Präsident, Gattin M. und beide Töchter, fröhlich und fotogen mit einem Portugiesischen Wasserhund über den Rasen des Weißen Hauses. Hundefreunde in aller Welt sind quittegelb vor Neid. Bei den Züchtern hagelt es Bestellungen. Hund Obama heißt Bo. Er hat eine Homepage, ist bereits Titelheld eines Kinderbuchs und wird öfter abgelichtet als je ein Hund vor ihm.
    Leute von Bedeutung teilten seit jeher ihr Leben mit Hunden. Beller haben ja den Vorzug der Verschwiegenheit und der bedingungslosen Liebe. Odysseus hatte seinen Argus, Bismarck die Doggen Tyras und Sultan. Schopenhauer ließ seinen Pudel Butz von Wilhelm Busch zeichnen, und Thomas Mann notierte in seinen Tagebüchern, wann er seinem Hund Bauschan ein neues Halsband kaufte. Die Queen in England lässt eine ganze Schar von bellenden Stolpersteinen, die als Corgies geführt werden, aus silbernen Näpfen schlecken.
    Bis jetzt war es aber Brauch, dass Menschen wie du und ich es der Prominenz nicht nachmachten. Zur Bismarckzeit schaffte sich niemand nur
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