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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass
Autoren: Harry Kemelman
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Tasche greifen.»
    «Das ist Ihr Bier, Hugh. An Ihrer Stelle würde ich zunächst mit dem Magistrat sprechen. Dann wissen Sie wenigstens genau, dass die Stadt dafür aufkommen wird.»
    «Die werden niemals zustimmen, Eban. Das sollten Sie wissen.»
    «Na ja, vermutlich haben Sie Recht», sagte Jennings düster. «Okay, was soll ich tun? Soll ich fahren? Mein Wagen ist älter als Ihrer. Eine Beule mehr macht dem nichts mehr aus.»
    «Nein, ich fahre selbst», antwortete der Chief. «Aber fahren Sie inzwischen zur Werkstatt runter und alarmieren Sie McNulty. Und bleiben Sie dort, bis wir kommen. Je mehr Zeugen, desto besser.»
    «Wird gemacht. Wann fahren Sie los?»
    Lanigan warf einen Blick auf die Wanduhr. «Jetzt gleich», sagte er. «Es ist Viertel nach zwölf.»
    Während Chief Lanigan die Minerva Road entlangfuhr, stellte er zufrieden fest, dass so gut wie gar kein Verkehr herrschte. Und als er Saffersteins Wagen am Bordstein stehen sah, war zum Glück kein anderer Wagen in Sicht. Er drosselte das Tempo und machte mit voller Absicht einen Schlenker, sodass sein Wagen gegen das geparkte Auto prallte und es mit dem Kotflügel an der vorderen Tür erwischte.
    Safferstein, der es krachen hörte, kam sofort aus dem Haus gelaufen. «He, verdammt nochmal, sind Sie betrunken oder was? Können Sie nicht aufpassen, Sie … Ach, Sie sind’s», als er Lanigan erkannte. «Was ist passiert?»
    «Ich wollte einem Hund ausweichen», antwortete Lanigan kleinlaut. «Wahrscheinlich hab ich das Steuer zu hart herumgerissen. Es tut mir Leid, Mr. Safferstein.»
    «Nun, die Tür haben Sie nicht gerade verschönert», sagte Safferstein.
    «Wirklich nicht», gab Lanigan zu, «und vielleicht ist sogar der Rahmen beschädigt. Es ist mir furchtbar unangenehm. Wissen Sie was? Fahren Sie mir nach zur städtischen Reparaturwerkstatt. McNulty soll sich Ihren Wagen ansehen. Er repariert alle städtischen Fahrzeuge und kann Ihnen auch gleich eine Schadensaufstellung für die Versicherung machen.»
    Lanigan stieg wieder in seinen Wagen und fuhr langsam los. Immer wieder sah er in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass Safferstein ihm folgte. Als sie sich der Werkstatt näherten, legte er ein bisschen Tempo zu und war daher schon ausgestiegen, als Safferstein auf den Hof einbog.
    Der Mechaniker umkreiste den beschädigten Wagen. «Sieht aus, als wär’s wirklich nur die Tür, aber wir sehen doch lieber mal schnell nach.»
    Während Safferstein interessiert zuschaute, nahm McNulty die vordere Sitzbank heraus.
    «He, da ist mein silberner Drehbleistift!», rief Safferstein. «Und der Ohrring von meiner Frau, und ein Zehncentstück, und …»
    Lanigan, auf der anderen Seite, zeigte auf etwas. «Was ist denn das? Sieht aus wie ‘ne Pille.» Er griff hinein und hob sie auf. Er befreite sie von Staub und Schmutz und hielt sie empor. «Tatsächlich, eine Pille», sagte er. «Eine kleine, ovale, orangefarbene Pille, genau wie die, die dem alten Kestler gebracht wurde. Eine fehlte damals in der Flasche; ich nehme an, das hier ist sie.»
    «O mein Gott!» Safferstein barg das Gesicht in den Händen.
     
    Der gabbe musterte Reb Mendel aufmerksam. «Heute Morgen sehen Sie besser aus, rebbe. Ihre Erkältung …»
    «Ist verschwunden.» Der rebbe lächelte strahlend. «Sehen Sie.» Mit zusammengepressten Lippen atmete er tief ein. «Nase frei. Kein Husten. Kein Niesen. Ich fühle mich hundertprozentig besser.»
    «Gestern sahen Sie ziemlich …»
    «Ach ja, gestern, das war furchtbar! Alles hat mir wehgetan. Bestimmt hatte ich Fieber. Und zu allem Übel … Na, Sie wissen ja, wie es am Sonntag ist, da kommen die Verwandten. Gestern kam mein Onkel Elimelech mit seinem Ältesten. Er ist Physiker in Cornell und wollte mir unbedingt von seinen Forschungsarbeiten berichten. Ich glaube, ich hätte nicht mal verstanden, was er sagte, wenn mein Kopf klar gewesen wäre. Endlich entschuldigte ich mich und ging in mein Zimmer hinauf. Es war noch früh, erst gegen sechs, aber ich konnte mich einfach nicht mehr aufrecht halten. Ich zog mich aus, nahm ein paar Aspirin und trank anschließend heißen Tee mit Zitrone, Honig und Whiskey. Dann stieg ich ins Bett und schlief sofort ein.»
    «Und haben Sie die ganze Nacht durchgeschlafen?»
    «Nein, nach einer Stunde wurde ich wach», erzählte Reb Mendel. «Ich hatte einen so lebhaften Traum, davon bin ich aufgewacht.»
    «Einen Albtraum?»
    «N-nein. Erinnern Sie sich an den jungen Mann, den ich immer unseren jungen
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