Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
der Grund, warum er sich erboten hat, die Pillen zu Kestler zu bringen?»
    Der Rabbi schüttelte den Kopf. «Das möchte ich bezweifeln. Woher hätte er wissen sollen, wie Kestlers Medikament aussehen würde? Es hätte ebenso gut flüssig sein können. Nein, das Angebot machte er in bester Absicht. Er ist als freundlicher und großzügiger Mann bekannt.»
    «Freundlich? Großzügig? Obwohl er bereit war, mit dem Leben eines Menschen va banque zu spielen?»
    «Das ist es ja gerade», erklärte der Rabbi. «Der Mann war ein Vabanquespieler, der sich auf sein Glück verließ. Wenn man eine Glückssträhne hat, nützt man sie bis zum Letzten aus. Sobald man vorsichtig wird, hat man kein Glück mehr. So denken jedenfalls die Glücksspieler. Und wenn das Glück hält, und man erleidet einen Rückschlag, verdoppelt man den Einsatz, so zwingt man das Glück wieder zu sich zurück. Saffersteins Glückssträhne lief großartig. Er hatte den gesamten umliegenden Grundbesitz erwerben können und war nun so gut wie sicher, auch den Goralsky-Block zu bekommen. Der einzige Haken war der Drugstore, aber er hatte Grund zu der Annahme, es werde ihm nicht weiter schwer fallen, auch diesen Laden an sich zu bringen. Aptaker hielt nur noch in der Hoffnung aus, dass Arnold einmal zurückkehren würde. Aber Safferstein hatte schon eine ganze Zeit immer wieder einmal mit Aptaker gesprochen, darum spürte er als gewiefter Geschäftsmann, dass diese Wahrscheinlichkeit gering war. Und dann kommt er in den Drugstore, um ein Rezept abzuholen, und da sitzt Arnold in der Rezeptur, und Aptaker erklärt ihm stolz, das sei sein Sohn. Das ist der Rückschlag. Aber das Glück bleibt ihm treu. Er stellt fest, dass er zwei gleich große Flaschen mit Pillen hat, die gleiche Anzahl von Pillen, ja sogar dieselbe Form. Er braucht sie nur noch zu vertauschen und es dann allgemein bekannt werden zu lassen, dass dem Drugstore ein Fehler unterlaufen ist. Ich glaube, es ist ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass jemand dabei zu Schaden kommen könnte.»
    «Na schön, ich kann verstehen, dass ein Mann sich so sehr in ein großes Projekt verbeißt, dass er jeden Sinn für Proportion verliert. Man liest ja immer wieder von Künstlern und Wissenschaftlern, die alles für ihre Arbeit opfern. Safferstein mag es genauso gegangen sein mit seinem Plan für das Einkaufszentrum. Aber nachdem er den Tod eines Menschen verursacht hat, und noch dazu unnötigerweise, wie sich herausstellte, dass er da noch Dr. Muntz wegen der zweiten Flasche Pillen angerufen hat, das verstehe ich einfach nicht. Er wusste doch, dass es die falschen Pillen waren. Und mehr noch, er wusste, dass Aptaker keinen Mietvertrag hatte.»
    «Aber das wusste er nicht hundertprozentig, denn ich versuchte ja den Vorstand zu überreden, dass man Aptaker den Mietvertrag doch gab», antwortete der Rabbi. «Und es bestand die Möglichkeit, dass ich damit durchkam. Außerdem, vergiss nicht, dass nichts darauf hindeutete, dass die Polizei im Fall Kestler Ermittlungen anstellte, also hatte es den Anschein, als würde die Verwechslung der Pillen niemals bekannt werden. Man könnte sagen, es war Lanigans Schuld, weil er sich nicht hat in die Karten sehen lassen, und meine Schuld, weil …»
    «Dann könntest du ebenso sagen, es wäre Jonathans Schuld», unterbrach sie ihn energisch. «Wieso Jonathans Schuld?»
    «Natürlich, David. Wäre er nicht vor ein paar Jahren mitten in der Nacht krank geworden, hätte Arnold Aptaker nicht aufstehen müssen, um uns die Medizin zu bringen, und hätte am anderen Morgen nicht verschlafen. Dann hätte er keinen Streit mit seinem Vater gehabt und … Halt!»
    Er rammte den Fuß auf die Bremse. «Was ist denn jetzt los?»
    «Du bist schon wieder an der Harris Lane vorbeigefahren.»
    «Na schön, dann setze ich eben zurück und … »
    «Gegen den Verkehr, der nach uns kommt? Das wirst du nicht tun, David Small. Du fährst weiter und nimmst die nächste Abbiegung.»
    «Na schön, wie du meinst», antwortete er kleinlaut.

52
    «Die Sache passt mir nicht», erklärte Lieutenant Jennings resolut.
    «Mir ist auch nicht ganz wohl dabei», antwortete sein Chief. «Außerdem kostet es mich eine schöne Stange Geld.»
    «Das können Sie doch der Stadt anlasten.»
    «Sicher», gab Lanigan ironisch zurück.
    «Es sind dienstbedingte Unkosten. Sie entstanden im Polizeidienst», sagte Jennings hartnäckig, doch ohne große Überzeugung.
    «Wenn’s klappt. Wenn nicht, muss ich selbst in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher