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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst
Autoren: Martin Johannson
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fünf Jahren wieder auf heimischem Grund und Boden, aber ich erwähnte immer nur die letzten beiden Jahre, die, in denen ich wieder zu mir gefunden hatte. Die restlichen wollte ich vergessen.
    »Unverletzt?«
    »Ich hatte Glück.« Um von dem Thema abzulenken, kam ich sofort wieder auf die Waffen zurück. »Sie sehen sehr gepflegt aus. Kann ich sie mir ansehen?«
    Er nickte und nahm die Borovnik aus dem Schrank. »Beste deutsche Qualität. Diese Jagdwaffe ist zu neunzig Prozent Handarbeit, ihre Fertigstellung hat fast zwei Jahre gedauert. Mein Vater hat sie anfertigen lassen, hier sind seine Initialen eingraviert.« Er deutete auf ein kunstvolles »FMD« auf der Oberseite des Schaftes. »Er hieß Frederic.«
    An den Seiten waren ein Grizzly, ein Wolf und ein Indianer eingraviert, am Abzugsbügel ein Adler. Diese Büchse war ein Kunstwerk, keine Mordwaffe.
    Er reichte mir eine andere Waffe, eine relativ einfache Doppelbüchse mit Zielfernrohr. »Auch die können Sie sie sich gerne ansehen. Sie werden merken, dass alle meine Waffen bestens gepflegt und gewartet sind. Mit diesen Gewehren wurde nicht sinnlos in der Gegend herumgeballert und vor allem keine Frau erschossen.«
    Ich gab ihm seine Borovnik zurück und schob auch die Doppelbüchse von mir. »Ich glaube Ihnen. Lassen Sie sich Ihr Abendessen schmecken. Ich werde mich mal auf dem Schießstand umsehen.«
    Er stellte die Waffen zurück an ihren Platz und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ich folgte ihm ein Stück, dann steuerte ich auf die Haustür zu, verabschiedete mich von ihm und trat hinaus ins Freie, wo ich unschlüssig stehenblieb.
    Ich konnte nicht sagen, was ich erwartet hatte. Natürlich war die Polizei schon dagewesen und hatte ihn befragt. Eigentlich wusste ich nicht einmal, warum ich mich überhaupt um die tote Nutte kümmerte. Skye wollte nur wissen, ob sie Angst um alle anderen Bordsteinschwalben in ihrem Obdachlosenasyl haben musste. Und das brauchte sie vermutlich nicht, solange es kein weiteres Opfer gab. Doch die Theorie von dem Unfall hatte McDougal soeben überzeugend für null und nichtig erklärt. Warum musste Loreen also sterben? Im Geiste ging ich alle Mordmotive durch, die für eine Nutte infrage kamen: Ein Freier war eifersüchtig geworden. Eine Ehefrau war eifersüchtig geworden. Sie hatte zu viel Geld verlangt. Sie hatte etwas erfahren, was sie nicht hätte wissen dürfen. Eine schiefgegangene Erpressung. Eine Panne beim Sex, die vertuscht werden sollte...
    Ich stöhnte auf. Die Liste würde endlos sein. Daher stellte ich mir eine einzige Frage, deren Antwort darüber entschied, ob ich den Rest des Abends mit verdächtigen Jägern und Befragungen zu einer toten Nutte oder lieber gemütlich vor dem Fernseher verbringen würde: War es mir wirklich wichtig, Skye mit meinen Erkundigungen zu beeindrucken?
    Für einen Moment dachte ich nach, dann sah ich auf die Uhr. Es war kurz nach Neun. Wenn ich mich beeilte, traf ich noch den einen oder anderen Jäger am Schießstand an.
     
    ***
     
    Es waren genau drei Männer, die ihren Büchsen ein paar gezielte Schüsse auf laufende Pappkeiler, Bockscheiben und Kipphasen gönnten. Zwei davon verzogen keine Miene, als ich den Schießstand betrat, doch der dritte schoss sofort daneben.
    Er war von gedrungener Gestalt und hatte eine Halbglatze, in der sich das Licht der Laternen spiegelte. Seine Zähne erinnerten an die eines Bibers. Ihn sprach ich zuerst an, doch er ließ mich kaum ausreden. »Ich habe der Polizei schon alles erzählt, was ich weiß. Ich kannte die Nutte, aber ich habe nichts mit ihrem Tod zu tun.«
    Das war interessant. »Woher kannten Sie sie?«
    »Ich bin ihr mal auf der Straße begegnet, wir haben ein paar Worte gewechselt, mehr nicht. Wirklich nicht.«
    Was wohl bedeutete, dass sie sich nicht über den Preis einigen konnten.
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Wochen. Seitdem habe ich sie nicht wieder gesehen.«
    »Und obwohl Sie nur ein paar Worte mit ihre gewechselt haben, konnten Sie sich ihren Namen merken?«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis. Lassen Sie mich in Ruhe.« Er wirkte richtiggehend aggressiv.
    Ich nahm entschuldigend die Hände nach oben. »Ich will Ihnen nichts Böses. Ich will nur sichergehen, dass so etwas nicht noch einmal passiert, für den Fall, dass es doch ein Unfall war.«
    »Ein Unfall?« Er lachte kurz auf. »Sie hat Kugeln aus mehreren Waffen abbekommen. Wie, bitteschön, soll das ein Unfall sein?«
    Wieder war ich baff. »Woher wissen Sie das?«
    »Die
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