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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst
Autoren: Martin Johannson
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irgendeinen Gedanken fassen konnte. Ich vergaß, wo ich war und bei wem und dass ich eigentlich nicht hier sein durfte. Ich verdrängte, dass ich mich heute weder geduscht noch rasiert hatte. Ich bemerkte nicht, dass meine Hände schließlich ihre Haare zerwühlten und an den Knöpfen ihres Kleides zerrten – ich erwiderte einfach ihren Kuss, bis ich das Gefühl hatte, dass mein Körper zerspringen wollte.
Ihre Zunge spielte mit meiner und schaltete meine Hirnzellen eine nach der anderen ab. Sie schmiegte sich so eng an mich, dass ich nicht verbergen konnte, wie erregt ich war.
Dann löste ich mich von ihrem Mund und küsste ihren Hals, ihre Ohren, ihren Nacken. Ihr Atem strich über meine Haut, und als ich meinen Unterleib gegen ihr Becken presste, prickelte ihr leises Stöhnen wie Feuer in meinem Ohr.
    Sie nahm meine Hand und führte sie an ihre Brust, doch dann, als hätte sie es sich anders überlegt, löste sie sich von mir, öffnete die Terrassentür und führte mich an der Hand zurück ins Wohnzimmer. Dort blieb sie stehen und küsste mich erneut.
    Doch auf einmal löste sie sich von mir, öffnete mit wenigen Handgriffen ihr Kleid und ließ es fallen.
Sie stand vor mir, wie Gott sie geschaffen hatte. Sie anzusehen und ihre perfekte Nacktheit zu betrachten, fühlte sich an, als würde ich in ein gleißendes Licht starren. Es war kaum möglich, die ganze Schönheit ihres Körpers zu begreifen – die vollendeten Proportionen, die schimmernde Haut, die Straffheit ihrer Glieder. Und die natürliche Unsicherheit und Verletzlichkeit, die sie auf einmal ausstrahlte. Ich versuchte, das Bild in mir aufzusaugen, wie ihre dunklen Haare über ihre Schultern hingen und eine Strähne dabei ihre Brust umspielte. Ihr Lächeln wirkte so sanft und unschuldig, doch gleichzeitig so entschlossen und überlegen, dass ich mir vorstellen konnte, wie Adam sich gefühlt haben musste, als Eva ihm die verbotene Frucht darbot.
    »Komm mit«, flüsterte sie plötzlich und nahm mich wieder an die Hand. Dieses Mal führte sie mich ins Schlafzimmer, wo ich sie sofort aufs Bett zog.
    In diesem Moment setzte mein Verstand vollkommen aus und ich kann mich nur noch daran erinnern, dass sich ihr Körper unglaublich weich und sanft anfühlte. Und dass ich das Gefühl hatte, in ihr zu explodieren, bis wir Äonen später schwer atmend und zufrieden nebeneinander lagen.
Es war passiert. Ich hatte es getan.
    An die Konsequenzen dachte ich in diesen Augenblicken nicht. Sie interessierten mich nicht. Die Realität schien weiter entfernt als die letzte Galaxie des Universums. In diesen Minuten, als sich Clara an mich schmiegte und über meine Stoppeln im Gesicht streichelte, fühlte ich mich unendlich glücklich und frei. Ihr Duft, vermischt mit dem Geruch unserer Körpersäfte, hing in der Luft und wirkte wie ein Anästhetikum, das die Welt da draußen ausblendete. Ich strich über ihren flachen Bauch, der sich wie zarteste Seide anfühlte und wollte einfach nur neben ihr einschlafen und nie wieder woanders aufwachen.
    Clara war so süß und sexy, und ich hatte endlich ihrer Verlockung nachgegeben. Wie ein unreifer Junge hatte ich mich in den Strudel der Leidenschaft hineinziehen lassen, ohne zu wissen, was mich an seinem verführerischen Abgrund erwartete.
    Unerwartet drang die Realität zurück in mein Bewusstsein, als ein vertrautes Klingeln gedämpft durch die Wand schallte.
    Clara hob den Kopf.
    »Oh nein.« Ich stöhnte in ihr Kissen. Das Glücksgefühl zerrann wie Sand zwischen den Fingern.
    »Dein Telefon?« Ihre Stimme hatte den samtigen Ton verloren. Sie klang jetzt nüchtern und sachlich.
    »Ja. Ich muss rangehen.« Ich sprang auf.
    »Es ist Nicole?« Ihre Frage war mehr eine Feststellung, und ich nickte dazu.
    In Windeseile zog ich meine Sachen an, während Clara mich regungslos beobachtete.
    Das Klingeln aus meiner Wohnung schien immer ungeduldiger zu werden. Hastig eilte ich aus dem Schlafzimmer und aus Claras Wohnung, um über den kleinen Gang hinüber in meine Wohnung zu gelangen, die in derselben Etage lag, nur auf der anderen Seite der Treppe. Mit nahezu Überschallgeschwindigkeit war ich schließlich in meinem Wohnzimmer am Telefon. Doch es war zu spät.
    Nicole hatte aufgelegt.
    Ich legte den Hörer zurück auf die Gabel und stand in der Leere meines Wohnzimmers. Der Raum wirkte einsam und leblos in der Dunkelheit. Eine Uhr tickte monoton in ihrer Ecke, das Wasser der Heizung rauschte kaum hörbar in den Rohren.
    Als wäre ich gerade
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