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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst
Autoren: Martin Johannson
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habe es satt, von dir ständig nur Ausflüchte zu hören und dich entweder auf dem Polizeirevier oder im Krankenhaus anzutreffen.« Ich wollte protestieren, doch sie wischte meinen Protest mit der Hand aus der Luft. »Ich habe dir schon vor einiger Zeit gesagt, dass ich möchte, dass du mich in dein Leben einweihst, dass ich mehr über dich erfahre und mehr mit dir erlebe. Wenn du es immer noch nicht möchtest, bitteschön, dann trennen sich unsere Wege. Aber wenn du mit mir zusammen bleiben willst, dann rede.«
    Ich schluckte. »Worüber denn?«
    »Fang am besten bei deiner Tochter an. Warum hast du mir nie von Skye erzählt?«
    »Weil ich sie auch erst seit einigen Wochen kenne.«
    Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Du wusstest gar nicht, dass es sie gibt?«
    »Doch.«
    Ich begann, ihr die ganze Geschichte zu erzählen, von der ungewollten Schwangerschaft bis zu meinem ersten echten Treffen mit Skye. Hin und wieder ergänzte Skye ein Wort oder wir erzählten gemeinsam, wie wir uns das erste Mal begegnet waren.
    Fiona hörte schweigend zu. Als wir fertig waren, legte sie ihren Kopf in beide Hände und sah von Skye zu mir und wieder zurück. »Eine nette Geschichte ist das«, sagte sie. »Und was machen wir nun mit euch?«
    Skye sah mich mit großen Augen an. »Ich möchte gern ab und zu was mit dir unternehmen, Dad. Für den Zoo bin ich inzwischen zwar zu groß, aber vielleicht können wir mal wandern oder zelten gehen?«
    Ich nickte. »Der Zoo ist ohnehin nicht zu empfehlen. Die Löwen sind auf den falschen Geschmack gekommen.«
    Fiona verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. Ich nahm ihre Hand. »Darf Fiona mitkommen, wenn sie will?«
    Skye nickte euphorisch. »Das wäre super!«
    »Willst du?«, fragte ich Fiona.
    Sie strich mit ihrem Daumen über meine Hand, die auf der ihren lag. »Das möchte ich gerne. Wenn du mir versprichst, in Zukunft die Geheimniskrämerei zu lassen und mehr über dich zu erzählen.«
    Ich nickte. Hin und wieder würde ich ihr vielleicht etwas über mich erzählen. Aber mit Sicherheit nicht alles. Es gab Dinge, die mussten einfach in den Tiefen meiner Seele verborgen bleiben.
    »Ich weiß nicht, ob du mich nach einer solchen Wanderung noch wirklich richtig kennenlernen möchtest, denn sie könnte unangenehm werden.«
    »Das halte ich aus.«
    »Am besten noch in den Sommerferien«, rief Skye dazwischen.
    Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und sah meine Frauen an. Es war ein ganz neues Gefühl, Familienoberhaupt zu sein. Oder wenigstens so zu tun, als wäre ich eines, aber es fühlte sich nicht schlecht an.
    Um dieser Rolle gerecht zu werden, schnippte ich mit den Fingern.
    »Hey, Ober? Bekommen wir endlich was zu essen? Pizza für alle!«
     
    Ende

Leseprobe »Das sechste Opfer« von Martin Johannson

Spiel mit dem Feuer
    18. Februar 2012, 19:51 Uhr
    Andreas Werner hatte genug. Das ausgelassene Gelächter der Angestellten ging ihm auf die Nerven. Ihre Gespräche um die Höhe der Prämie und wie teuer, exklusiv und lang dadurch der nächste Urlaub werden könnte, interessierte ihn nicht. Er stellte sein leeres Sektglas auf den Tisch im Konferenzraum, wünschte allen eine gute Nacht und ging den Gang hinunter in sein Büro. Der schwere Teppich dämpfte den Klang seiner Schritte, doch in seinen Ohren rauschte der Lärm des Tages und der Feier, die im Konferenzraum weiter ging. In einer anderen Etage klingelte ein Fahrstuhl und brachte bereits die Putzkolonne in das inzwischen fast leere Gebäude.
Der Gang war lang und schmal, an den Wänden hingen die Bilder von Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrzehnte die Geschichte der Bank geprägt hatten.
    Andreas Werner durchschritt das Vorzimmer, in dem sonst seine Sekretärin saß und dafür sorgte, dass er nur im Notfall oder gar nicht gestört wurde, und das jetzt leer und verlassen im Dunkel der Nacht fast unheimlich wirkte. Der Schreibtisch war aufgeräumt und sauber, als hätte nie ein Mensch daran gesessen und Briefe geschrieben oder wichtige Nachrichten auf Merkzetteln notiert. Das Licht der Stadt, das durch das breite Fenster in den Raum drang, malte merkwürdige Muster auf die grauen Wände und kämpfte lautlos einen vergeblichen Kampf gegen die Schatten.
Er ging durch den leeren Raum in das benachbarte Büro. Sein Büro.
Hier sah es weniger aufgeräumt auf. Auf dem Tisch stapelten sich Akten, neben dem Telefon lagen Blätter mit Telefonnummern und Notizen. Und es brannte Licht. Er setzte sich auf seinen schwarzen
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