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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht
Autoren: P. G. Wodehouse
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Ihnen morgen früh einen Scheck ausstellen.«
    »Legen Sie ihn auf meinen Frühstücksteller.«
    »Gute Nacht, Mr. Wooster. Ist das Brandy dort in der Karaffe? Wenn Sie gestatten, würde ich gerne ein Gläschen nehmen.«
    »Jeeves, einen Doppelten für Sir Watkyn Bassett.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Dankbar griff der alte B. nach dem Glas, leerte es in einem Zug und wankte hinaus. Vielleicht war er gar kein so übler Bursche, wenn man ihn näher kannte.
    Jeeves brach das Schweigen mit den Worten:
    »Ihre Koffer sind gepackt, Sir.«
    »Gut. Dann werde ich mich jetzt mal lang machen. Öffnen Sie bitte noch das Fenster.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Wie ist das Wetter?«
    »Unbeständig, Sir. Zur Zeit geht ein heftiger Schauer nieder.« Ich vernahm ein Niesen.
    »Nanu, wer war das denn, Jeeves? Ist jemand da draußen?«
    »Wachtmeister Oates, Sir.«
    »Hat er seinen Dienst denn noch nicht beendet?«
    »Nein, Sir. Sir Watkyn war so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, daß er vergessen hat, dem Wachtmeister mitteilen zu lassen, daß seine Dienste nicht mehr benötigt werden.«
    Ich seufzte zufrieden. Das war die Krönung des Tages. Bei dem Gedanken, daß Wachtmeister Oates im Regen herumstapfte, während er es sich längst mit einer Wärmflasche im Bett hätte gemütlich machen können, lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken.
    »Damit geht für mich ein wundervoller Tag zu Ende, Jeeves. Wie war doch gleich Ihr Spruch mit den Lerchen?«
    »Sir?«
    »Es kamen, glaube ich, auch Schnecken darin vor.«
    »Ach ja, Sir, ich weiß schon. ›Frühling ist’s, der Morgen graut, sieben Uhr schlägt’s, das Gras ist betaut …‹«
    »Aber was ist mit den Lerchen, Jeeves, und mit den Schnecken? Ich könnte wetten, daß Lerchen und Schnecken dabei auch eine Rolle spielten.«
    »Zu den Lerchen und Schnecken komme ich sofort, Sir. ›In der Luft ist die Lerche, und am Strauch ist die Schnecke …‹«
    »Das ist es! Und wie war die Pointe?«
    »›Im Himmel ist Frieden, und auf Erden ist Glück.‹«
    »Das haben Sie wirklich schön gesagt. Es könnte fast von mir sein. Aber eins läßt mir einfach keine Ruhe, Jeeves. Ich wünschte, Sie würden mir endlich verraten; was es mit dieser Eulalie auf sich hat.«
    »Ich bedaure, Sir …«
    »Ich würde es auch bestimmt für mich behalten. Sie kennen mich doch – verschwiegen wie ein Grab.«
    »Die Vorschriften des Junior Ganymede Club sind äußerst strikt, Sir.«
    »Ich weiß. Aber Sie könnten doch mal ein Auge zudrücken.«
    »Es tut mir leid, Sir …«
    Ich traf eine schwerwiegende Entscheidung.
    »Jeeves«, sagte ich, »wenn Sie mich einweihen, mache ich mit Ihnen diese Schiffsreise um die Welt.«
    Er zögerte.
    »Nun, Sir, unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit …«
    »Selbstredend!«
    »Mr. Spode macht Entwürfe für Damenunterwäsche, Sir. Er besitzt diesbezüglich ein großes Talent und übt diese Tätigkeit schon seit mehreren Jahren aus. In der Bond Street betreibt er ein Fachgeschäft mit dem Namen Eulalie Sœurs.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mich laust der Affe, Jeeves! Na, kein Wunder, daß er das geheimhalten will.«
    »Jawohl, Sir. Andernfalls wäre er für seine Gefolgsleute keine Autoritätsperson mehr.«
    »Man kann ja nicht zugleich ein schneidiger Diktator sein und Dessous entwerfen.«
    »Nein, Sir.«
    »Entweder das eine oder das andere. Aber nicht beides.«
    »So ist es, Sir.«
    Ich dachte ein bißchen vor mich hin.
    »Das war mir die Sache wirklich wert, Jeeves. Ich hätte ja vor lauter Neugier nicht mehr schlafen können. Vielleicht wird diese Weltreise auch gar nicht so übel.«
    »Die meisten Gentlemen sprechen sehr lobend davon, Sir.«
    »Wirklich?«
    »Jawohl, Sir. Man sieht neue Gesichter.«
    »Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Die Gesichter werden allesamt neu sein. Tausende von Menschen, aber weit und breit keine Stiffy.«
    »Ganz recht, Sir.«
    »Am besten besorgen Sie uns schon morgen die Tickets.«
    »Ich habe sie bereits besorgt, Sir. Gute Nacht, Sir.« Die Tür fiel ins Schloß. Ich knipste das Licht aus. Eine Weile lag ich da, lauschte den schweren Schritten Wachtmeister Oates’ und dachte an Gussie und Madeline Bassett und Stiffy und den alten Stinker Pinker und daran, daß Fortuna diesen jungen Paaren wieder hold war. Dann stellte ich mir vor, wie Onkel Tom das Sahnekännchen bekäme und wie Tante Dahlia die Gunst der Stunde nutzen würde, um ihm einen saftigen Betrag für ›Milady’s Boudoir‹ aus der
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