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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht
Autoren: P. G. Wodehouse
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meine Sorgen verflogen wie Morgennebel an einem Sonnentag, um ein Dichterwort zu zitieren. Und das habe ich Ihnen zu verdanken.«
    »Es ist mir stets eine Freude, Ihnen einen Dienst erweisen zu können, Sir.«
    »Sie waren in Hochform, Jeeves. Trotzdem gibt es auch diesmal wieder ein Problem.«
    »Sir?«
    »Sagen Sie doch nicht immer ›Sir?‹. Was ich sagen wollte, ist, daß ganz in unserer Nähe liebende Herzen voneinander getrennt worden sind und daß sie immer noch nicht zueinandergefunden haben. Mir geht’s glänzend, aber Gussie geht es nicht glänzend, und Stiffy auch nicht. Da liegt der Hund begraben.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Obwohl ich, wenn ich’s mir genau überlege, nicht verstehe, was begrabene Hunde mit dieser Sache zu tun haben.«
    »Haben Sie …«
    »Ja, Jeeves?«
    »Ich wollte mir nur die Frage erlauben, Sir, ob Sie schon einmal daran gedacht haben, Sir Watkyn wegen Freiheitsberaubung und Beleidigung gerichtlich zu belangen?«
    »Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Meinen Sie denn, daß ich damit vor Gericht durchkäme?«
    »Unbedingt, Sir. Sie könnten jederzeit Mrs. Travers und mich als Zeugen benennen. Zweifellos würde Sir Watkyn zu einer hohen Schadensersatzzahlung verurteilt.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht. Deshalb war er wohl auch so entsetzt, als Spode sich zu Wort meldete.«
    »Ganz recht, Sir. Mit seinem juristisch geschulten Verstand hat er die drohende Gefahr erkannt.«
    »Ich habe noch nie gesehen, daß jemand eine so rote Nase bekam. Sie etwa?«
    »Nein, Sir.«
    »Aber es wäre doch unsportlich, dem alten Knaben noch mehr zuzusetzen. Ich will ihn ja nicht völlig in den Staub treten.«
    »Meine Überlegung, Sir, ging auch nur dahin, daß Sie Sir Watkyn mit einer Klage drohen könnten. Möglicherweise würde er dann, um Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, der Verbindung von Miss Bassett mit Mr. Fink-Nottle und der von Miss Byng mit Hochwürden Pinker die Zustimmung nicht länger verweigern.«
    »Donnerwetter, Jeeves! Sie meinen, wir sollten ihm die Daumenschrauben anlegen?«
    »Sehr richtig, Sir.«
    »Na, dann mal ran an den Feind!«
    Ich sprang aus dem Bett und flitzte zur Tür.
    »Bassett!« brüllte ich.
    Zuerst gab er keine Antwort. Wahrscheinlich lag er bereits in den Kissen. Aber nachdem ich ein paar Minuten lang in regelmäßigen Abständen »Bassett!« geschrien hatte, wobei meine Lautstärke ständig zunahm, hörte ich in der Ferne Schritte, und dann kam er. Sein Verhalten unterschied sich deutlich von dem bei unserer letzten Begegnung. Er wirkte jetzt eher wie ein eifriger Zimmerkellner, dem man geläutet hat.
    »Ja, Mr. Wooster?«
    Ich ging vor ihm her ins Zimmer zurück und hüpfte in mein Bett.
    »Wollten Sie mir etwas sagen, Mr. Wooster?«
    »Es gibt Dutzende von Dingen, die ich Ihnen sagen möchte, Bassett, aber im Augenblick wollen wir uns mal auf eins beschränken. Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie sich strafbar gemacht haben, als Sie mich von Ihrem Dorfsheriff hopsnehmen ließen und in meinem Zimmer einsperrten? Ich könnte Sie dafür verklagen, und zwar wegen … wie war das, Jeeves?«
    »Wegen Freiheitsberaubung und Beleidigung, Sir.«
    »Richtig, so heißen die Delikte. Meine Schadensersatzforderungen würden in die Millionen gehen. Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?«
    Er wand sich und drehte sich wie ein Ventilator.
    »Ich will Ihnen sagen, was Sie dagegen unternehmen können«, fuhr ich fort. »Sie werden Ihre Zustimmung dazu geben, daß Ihre Tochter Madeline Augustus Fink-Nottle heiratet und daß Ihre Nichte Stephanie sich mit Hochwürden H. P. Pinker zusammentut. Und Sie werden das ohne Wenn und Aber und auf der Stelle tun.«
    Einen Moment schien er mit sich zu ringen. Vielleicht hätte es noch länger gedauert, aber dann fiel sein Blick auf mich.
    »Wie Sie wünschen, Mr. Wooster.«
    »Und was dieses Sahnekännchen betrifft: Es ist anzunehmen, daß die internationale Bande, die es geklaut hat, das Ding meinem Onkel Tom verkaufen wird. Durch ihre Mittelsmänner werden diese Gangster wissen, daß er daran interessiert ist. Wehe, wenn Sie einen Laut von sich geben, Bassett, falls Sie dieses Sahnekännchen später einmal in der Kollektion meines Onkels entdecken!«
    »Wie Sie wünschen, Mr. Wooster.«
    »Und noch was. Ich habe fünf Pfund von Ihnen zu kriegen.«
    »Wie bitte?«
    »Die schulden Sie mir seit unserer Begegnung in der Bosher Street. Bevor ich dieses Haus verlasse, will ich mein Geld wiederhaben.«
    »Ich werde
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