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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht
Autoren: P. G. Wodehouse
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Ihnen jetzt mal zeigen, wo’s langgeht.«
    Der Mann war offensichtlich perplex. Er warf Tante Dahlia einen fragenden Blick zu. Anscheinend kamen ihm Bertrams Worte dunkel und rätselhaft vor.
    »Er bezieht sich dabei«, erklärte die Anverwandte, »auf Ihr blödsinniges Angebot, diese Angelegenheit zu begraben, falls ich Ihnen Anatole abtrete. So eine Schnapsidee! Wir haben uns halb totgelacht. Stimmt’s, Bertie?«
    »Wie die Hyänen haben wir gelacht«, bestätigte ich.
    Er war wie betäubt.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie ablehnen?«
    »Natürlich lehnen wir ab. Ich hätte mir ja gleich denken können, daß mein Neffe keine Sekunde daran denken würde, einer Tante Kummer und Sorgen zu bereiten, nur um die eigene Haut zu retten. Ein Wooster tut so was nicht. Stimmt’s, Bertie?«
    »Stimmt genau.«
    »Ein braver Wooster denkt an sich selbst zuletzt.«
    »So ist es.«
    »Es war eine Beleidigung, ihm dieses Ansinnen überhaupt mitzuteilen. Ich bitte um Entschuldigung, Bertie.«
    »Schon gut, liebes Tantchen.«
    Sie quetschte gerührt meine Rechte.
    »Gute Nacht, Bertie, und leb wohl – oder vielmehr, auf Wiedersehen. Wir kommen ja wieder zusammen.«
    »Na klar. Übers Jahr, wenn die Kornblumen blühen, oder auch schon vorher.«
    »Da fällt mir ein: Hast du nicht die › Nonats de la Méditerranée au fenoui‹  vergessen?«
    »Richtig! Und außerdem › Selle d’agneau aux laitues à la Greque‹ .Setz das bitte noch auf das Bestellformular.«
    Im Weggehen warf sie mir über die Schulter noch einen Blick glühender Bewunderung zu. Dann segelte sie über die Schwelle hinaus, und einen Augenblick herrschte Schweigen, das, soweit es mich betrifft, eisig war. Als Papa Bassett schließlich das Wort an mich richtete, klang seine Stimme gepreßt und bösartig.
    »Nun, Mr. Wooster, wie es scheint, müssen Sie nun doch noch für Ihre Torheit büßen.«
    »So ist es.«
    »Ich muß Ihnen sagen, daß ich es mir anders überlegt habe und Sie die Nacht nicht unter meinem Dach verbringen werden. Sie kommen auf die Polizeiwache.«
    »Das ist doch Schikane, Bassett!«
    »Durchaus nicht. Ich sehe nur nicht ein, daß Wachtmeister Oates auf seinen wohlverdienten Schlaf verzichten soll, damit Sie es bequem haben. Ich werde ihn gleich holen lassen.« Er öffnete die Tür. »He, Sie!«
    Das war nun wirklich eine ganz und gar unmögliche Art, Jeeves anzureden, aber der wackere Geselle schien sich nichts daraus zu machen.
    »Sir?«
    »Auf dem Rasen vor dem Haus steht Wachtmeister Oates. Bringen Sie ihn her.«
    »Sehr wohl, Sir. Ich glaube, Mr. Spode möchte mit Ihnen sprechen, Sir.«
    »Was ist?«
    »Mr. Spode, Sir. Er kommt gerade den Flur entlang.«
    Der alte Bassett kam mißmutig von der Tür zurück.
    »Ich wünschte, Roderick würde mich nicht ausgerechnet jetzt stören«, nörgelte er. »Ich weiß gar nicht, was er von mir will.«
    Ich schmunzelte. Die Ironie der Situation amüsierte mich.
    »Er kommt, wenn auch ein bißchen spät, um Ihnen zu bestätigen, daß er bei mir war, als das Sahnekännchen gemopst wurde, und daß ich folglich unschuldig bin.«
    »Aha. Nun, er kommt, wie Sie schon sagten, ein bißchen spät. Ich werde ihm erklären müssen … Ah, Roderick.«
    Die massige Gestalt des R. Spode erschien im Türrahmen.
    »Kommen Sie herein, Roderick, kommen Sie herein. Aber Sie hätten sich die Mühe sparen können. Mr. Wooster hat mir glaubhaft versichert, daß er mit dem Diebstahl meines Sahnekännchens nichts zu tun hat. Deswegen sind Sie doch sicher hergekommen?«
    »Eigentlich … äh … nein«, sagte Roderick Spode.
    Der Mann wirkte verstört. Sein Blick war glasig, und sofern man an etwas in dieser Größenordnung überhaupt herumfingern kann, fingerte er an seinem Schnurrbart herum. Allem Anschein nach hatte er etwas auf dem Herzen.
    »Eigentlich … äh … nein«, sagte er. »Mir ist zu Ohren gekommen, daß es wegen des Helms, den ich Wachtmeister Oates entwendet habe, gewisse Schwierigkeiten gibt.«
    Es trat eine atemlose Stille ein. Der alte Bassett sperrte Mund und Augen auf. Ich sperrte Mund und Augen auf. Roderick Spode fingerte weiter an seinem Schnurrbart herum.
    »Es war sehr dumm von mir«, sagte er. »Das sehe ich jetzt ein. Ich … äh … spürte plötzlich einen unwiderstehlichen Drang. So was passiert einem ja manchmal, nicht? Sie wissen, daß ich schon als Student in Oxford einem Polizisten den Helm gestohlen habe. Am liebsten hätte ich die Sache diesmal für mich behalten, aber eben sagte
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