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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda
Autoren: Magdalen Nabb
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Knöchel… das tut immer noch sehr weh… Entschuldigt bitte, aber ich möchte jetzt schlafen.« Sie schloß die Augen.
    Die beiden blickten sich ratlos an und gingen.
    Elettra legte ein Tempo vor, daß der Maresciallo alle Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.
    »Tut mir leid, aber ich hab’s eilig. Ich hab drei Hunde unten im Wagen. Das mit ihrem Knöchel ist in Wirklichkeit gar nicht so schlimm. Gut, vielleicht schmerzt die Wunde noch, aber ich hab sie mir angesehen, und sie ist fast verheilt. Ich glaube, Olivia sind die Augen aufgegangen, und deshalb ist sie so geknickt.«
    »Ja.«
    »Das mit dem Knöchel ist bloß ein Vorwand.«
    »Ja, aber ich würde mir nicht anmerken lassen, daß Sie das durchschaut haben. Zwischen Krankenhauspersonal, den Reportern und uns bleibt ihr kaum Privatsphäre, da muß es eine Erleichterung für sie sein, ihren Kummer hinter einer kleinen Ausflucht verstecken zu können.«
    »Sie haben recht. Also dann: Es bleibt beim Knöchel. Danke, Maresciallo, aber jetzt muß ich wirklich los.«
    Wofür bedankte sie sich denn? Die Contessa Cavicchioli Zelli schien jedesmal genauso erfreut über ein Zusammentreffen mit ihm wie umgekehrt. Der Maresciallo verlangsamte seinen Schritt und überlegte auf dem Weg zum Wagen, ob er direkt zum Palazzo Brunamonti fahren und versuchen sollte, endlich den Sohn zu erwischen, oder ob es klüger wäre, erst mit Patrick Hines zu sprechen. Leider wußte er schon im voraus, daß Hines sich schwerlich dazu überreden lassen würde, in den Zwist zwischen Olivia und ihren Kindern einzugreifen. Vor allem mit der Tochter wollte er sich bestimmt nicht anlegen, was man ihm nicht verdenken konnte, denn Caterina war imstande, ihm mit der frisierten Darstellung eines gewissen Nachmittags den Schwarzen Peter zuzuschieben. Und wenn der Amerikaner ihn als Zeugen benannte? Dann konnte er nicht mehr sagen, als daß Hines kopflos aus dem Haus gestürzt sei und er die Tochter kurz darauf fast nackt vorgefunden habe. Nein, er mußte sich an Leonardo halten. Bloß, wie an ihn herankommen?
    »Maresciallo?« Er stand wie aus dem Boden gewachsen neben seinem Auto. »Ich hoffe, Sie verzeihen den Überfall. Ich sah Sie reingehen, und da hab ich auf Sie gewartet. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
    »Aber sicher.«
    Sie schlenderten an den parkenden Autos entlang, drehten eine Runde um den Platz und dann noch eine, ehe der Maresciallo sich endlich entschloß, seinem stummen Begleiter ein Stichwort zu liefern. »Sie… äh… Sie wollten etwas mit mir besprechen?«
    »Ach ja, entschuldigen Sie…« Es bedurfte noch etlicher Anstöße, bis Leo endlich sagte: »Meine Mutter spricht viel von Ihnen. Man merkt, daß sie Vertrauen zu Ihnen hat.«
    »Ich war ihr erster Ansprechpartner nach der Befreiung, das ist vermutlich alles.«
    »Trotzdem, sie vertraut Ihnen… Bitte, helfen Sie mir, auf sie einzuwirken, damit sie noch eine Weile hierbleibt. Bevor sie heimkommt, muß ich dort noch einiges in Ordnung bringen. Es gibt Dinge – einige sind Ihnen ja bekannt –, die sie um keinen Preis erfahren darf.«
    Der Maresciallo mußte sich gehörig zusammennehmen und sich vor Augen halten, wie schwach und hilflos Leonardo in der Zeit seines Migräneanfalls gewesen war, um nicht rundheraus zu sagen, daß es besser gewesen wäre, er hätte bestimmte ›Dinge‹ gar nicht erst geschehen lassen.
    »Ich weiß, was Sie meinen, trotzdem wäre es falsch, sie von zu Hause fernzuhalten. Das meiste wird sie über kurz oder lang sowieso erfahren. Jetzt müssen Sie in erster Linie ihren Zustand berücksichtigen – sie ist sehr geschwächt, und nichts, absolut nichts, könnte ihr mehr schaden als so eine Hinhaltetaktik. Das wäre unweigerlich eine Bestätigung sowohl für diesen fatalen Zeitungsartikel wie für den entsetzlichen Verdacht, Sie beide hätten Ihre Mutter zugunsten Ihres Erbes im Stich gelassen.«
    »Aber das ist nicht wahr! Ich wollte das nicht. Ich war bereit, alles herzugeben, was ich besitze, nur hat Caterina … Ich dachte sogar daran, die Firma zu veräußern – wir haben da einen Konkurrenten, der würde uns lieber heute als morgen aufkaufen –, aber Patrick war strikt dagegen. Er sagte, Mutter habe das Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut, und wir dürften es ihr unmöglich nehmen. Er schlug vor, den Palazzo zu beleihen, aber Caterina wollte den Hypothekenantrag nicht unterschreiben, weil der Besitz den Brunamontis gehöre und nicht meiner Mutter. Was sollte ich machen? Mein und
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